Politik

China will Kredit-Anbieter verbieten

Die chinesische Regierung will hart gegen kleine und mittelgroße Kreditanbieter vorgehen.
02.12.2018 19:40
Lesezeit: 1 min

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Die chinesische Regierung bereitet sich Medienberichten darauf vor, den Markt kleiner und mittelgroßer privater Kreditanbieter (Peer to Peer) – welcher ein Volumen von etwa 176-Milliarden Dollar erreicht haben soll – streng zu regulieren.

Einem Bericht von The Business Times zufolge planen die Behörden, landesweit kleine und mittelgroße Kreditplattformen zu verbieten. Der Grund für die Maßnahmen sollen demnach ein deutlicher Anstieg der Zahlungsausfälle in der Branche sowie zahlreiche Betrugsfälle sein.

Einer namentlich nicht genannten Quelle zufolge können die staatlichen Behörden dann auch große private Kreditanbieter dazu zwingen, ausstehende Kredite zum aktuellen Preis einzufordern und künftig weniger Kredite zu vergeben, berichtet Business Times.

Die geplante Bereinigung findet in einem Sektor statt, der manchen Beobachtern zufolge eines der weltweit größten finanziellen Schneeball-Systeme hervorgebracht hat. Darüber hinaus hatte es in der jüngeren Vergangenheit mehrere Proteste in Großstädten wegen erlittener Verluste bei solchen unregulierten Finanzgeschäften gegeben. Die kleinen Kreditanbieter sind Teil eines größeren unregulierten Schattenbanksystems in China, welches ein Volumen von mehreren Billionen Dollar haben soll.

„Die Aufsichtsbehörden erschweren die Geschäfte der Kreditanbieter, damit die Öffentlichkeit keine weiteren Verluste erleidet“, wird Yu Baicheng, Forschungsleiter in bei dem unabhängigen Finanzdienstleister Caijing zitiert.

In China gehören die Kredit-Plattformen zu den riskantesten und am wenigsten regulierten Bereichen des Schattenbankensystems. Das Volumen ausstehender Darlehen stieg zwischen 2012 und 2017 von null auf etwa 1,22 Billionen Yuan (241 Milliarden US-Dollar) an.

Zunächst arbeiteten die Plattformen überwiegend wie beabsichtigt. Sparer erzielten zweistellige Renditen mit wenigen Ausfällen, während kleine Unternehmen Kapital zur Finanzierung ihres Wachstums besaßen. Rund 50 Millionen Investoren hatten sich zwischenzeitlich als Kunden der Anbieter angemeldet. Die Probleme begannen sich zu entwickeln, als sich das Tempo der chinesischen Wirtschaft verlangsamte und sich daraufhin die Liquiditätsbedingungen verschärften.

Zu den ersten großen Anzeichen von Problemen gehörte die Aufdeckung einer Plattform, die von den Behörden als Betrugssystem mit einem Volumen von 7,6 Milliarden US-Dollar identifiziert wurde, welches rund 900.000 Menschen betrogen haben soll. Nicht lange danach begannen chinesische Politiker mit einer Kampagne, um das Schattenbankensystem des Landes zu regulieren. Durch die Eindämmungen wurde der Zugang zu Krediten weiter eingeschränkt, was eine Reihe von Bankrotten dieser Plattformen zur Folge hatte.

Der Vorsitzende der chinesischen Regulierungskommission für Banken und Versicherungen, Guo Shuqing, warnte die Sparer im Juni, dass sie ihr gesamtes Geld in hochrentierlichen Produkten zu verlieren drohen. Dem in Schanghai ansässigen Forscher Yingcan Group haben mehr als 80 Prozent der geschätzt 6.200 Plattformen in China inzwischen geschlossen oder sind auf ernste Schwierigkeiten gestoßen.

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