Politik

Pentagon will mit Insekten Ernte-Ausfälle verhindern

Das Pentagon will Insekten gezielt in der Landwirtschaft einsetzen, um die nationale Sicherheit zu sichern.
09.12.2018 22:47
Lesezeit: 2 min

Nach einem Bericht der Washington Post plant die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), die eine Behörde des Pentagons ist, den Einsatz von Insekten in der Agrarwirtschaft zu erforschen, um Ernteeinbußen zu verhindern. Das "Insect Allies Program" ("Programm Alliierter Insekten") zielt darauf ab, mithilfe von Insekten gentechnisch veränderte (GV) Viren in Kulturpflanzen zu verteilen. Theoretisch würde diese Methode den Landwirten die Möglichkeit geben, sich an veränderte Bedingungen anzupassen, beispielsweise indem sie Trockenheits-Resistenzgene in Mais einsetzen, anstatt vorgefertigtes Saatgut anzubauen.

Eine Gruppe aus fünf internationalen Wissenschaftlern hat dazu im Magazin Science eine Studie veröffentlicht.

Guy Reeves, Experte für gentechnisch veränderte Insekten am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie, sagte dem Blatt The Independent, dass es kaum eine Debatte über die Technologie gegeben hat und dass das Programm "selbst in Fachkreisen" weitgehend unbekannt ist. Er fügte hinzu, dass es trotz der erklärten Ziele des Programms wesentlich einfacher sei, die Technologie als biologische Waffe zu verwenden als für den von DARPA vorgeschlagenen landwirtschaftlichen Routineeinsatz. Die militärische Behörde DARPA hat bisher keine weiteren Details offengelegt.

Felix Beck, Biologe an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, sagt, dass er den USA nicht unterstellen wolle, biologische Waffen zu produzieren. Doch die vorgeschlagenen landwirtschaftlichen Nutzungen seien „aus verschiedenen Gründen einfach nicht plausibel".

Wenn die Landwirte genetisch veränderte Viren zur Verbesserung ihrer Kulturpflanzen verwenden wollten, gibt es auch keinen Grund dafür,  keine konventionellen Sprühgeräte zu verwenden. Die Aussage von DARPA, wonach die Lebensdauer der Insekten sich nicht über zwei Wochen erstrecken soll, birgt nach Auffassung der Wissenschaft die Gefahr in sich, dass die Ausbreitung grundsätzlich unbegrenzt sein könnte.

"Aufgrund des breiten Verbots durch die Biowaffen-Konvention muss jede biologische Forschung, die Anlass zur Besorgnis gibt, plausibel begründet sein, um friedlichen Zwecken zu dienen", so Silja Voeneky, Völkerrechtlerin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Aus der Studie geht hervor: "Das Insect Allies-Programm könnte als Verstoß gegen die Biowaffen-Konvention angesehen werden, wenn die Motivation von DARPA nicht plausibel erscheint. Dies trifft insbesondere zu, wenn man bedenkt, dass diese Art von Technologie leicht für die biologische Kriegsführung eingesetzt werden kann."

Ein DARPA-Sprecher sagte dem britischen Blatt: "Am wichtigsten ist in diesem Zusammenhang, dass gesprühte Behandlungen für die Einführung von Schutzmerkmalen in großem Umfang unpraktisch und möglicherweise nicht durchführbar sind. Dies ist dann der Fall, wenn die Sprühtechnologie nicht auf das erforderliche Pflanzengewebe spezifisch zugreifen kann, was ein bekanntes Problem ist."

Das Ziel ist die Entwicklung von "Maßnahmen gegen potenzielle natürliche und technische Bedrohungen für die Lebensmittelversorgung", führt der Insect Allies-Programmmanager Blake Bextine in einer Mitteilung aus. "Das Ziel ist es, das Erntesystem der USA zu erhalten", so Bextine.

Auf der Webseite des Programms heißt es: "Die nationale Sicherheit kann durch natürlich vorkommende Bedrohungen des Erntesystems, einschließlich Krankheitserreger, Dürre, Überschwemmungen und Frost, aber insbesondere durch Bedrohungen durch staatliche oder nichtstaatliche Akteure, schnell gefährdet werden. Insect Allies versucht, die Auswirkungen dieser Einflüsse abzuschwächen, indem sie gezielte Therapien für reife Pflanzen anwendet, deren Auswirkungen sich in relevanten Zeiträumen zeigen - nämlich innerhalb einer einzigen Wachstumsperiode.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Philipp Vorndran: „Kaufen Sie Immobilien, Gold – und streuen Sie Ihr Vermögen global“
16.05.2025

Anleger müssen umdenken: Investitionsstratege Philipp Vorndran warnt im Gespräch mit Peter Frankl vor einem Kollaps des alten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Kleinaktionäre drängen auf Rückzug von VW-Chef Blume bei Porsche
16.05.2025

VW-Chef Blume steht zunehmend unter Druck: Kritik aus den eigenen Reihen bringt seine Doppelrolle ins Wanken. Wie lange kann er sich noch...

DWN
Finanzen
Finanzen Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen
16.05.2025

Alternative Investments gelten als Baustein für resiliente Portfolios. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Anlageklasse? Warum sie...

DWN
Politik
Politik Dobrindt: Grenzkontrollen markieren den Beginn eines Kurswechsels
16.05.2025

Innenminister Dobrindt setzt auf strengere Maßnahmen und schärfere Grenzkontrollen – ein klarer Kurswechsel in der Migrationspolitik....

DWN
Politik
Politik Grüne kritisieren Wadephuls Aussage zu Verteidigungsausgaben als "naiv"
16.05.2025

Verteidigungsausgaben sollen auf fünf Prozent steigen – ein Vorschlag, der Deutschland spaltet. Doch wie realistisch ist dieses Ziel?...

DWN
Politik
Politik Merz warnt vor Wiederbelebung von Nordstream 2 – Geheimgespräche zwischen USA und Russland
16.05.2025

Geheimgespräche zwischen Washington und Moskau über Nordstream 2 alarmieren Berlin. CDU-Chef Friedrich Merz warnt vor einer...

DWN
Politik
Politik Fünf Prozent für Verteidigung: Welche Kosten kämen auf Deutschland zu?
16.05.2025

Die Debatte um höhere Verteidigungsausgaben nimmt Fahrt auf: Fünf Prozent des BIP stehen im Raum. Doch was würde das konkret für...

DWN
Politik
Politik Russland-Ukraine-Friedensverhandlungen: Was kann in Istanbul erreicht werden?
16.05.2025

Russland und Ukraine starten in Istanbul neue Friedensverhandlungen – doch wie realistisch sind Fortschritte? Welche Rolle spielen...