Finanzen

NordLB: Niedersachsen in Dilemma gefangen

Lesezeit: 2 min
29.12.2018 18:00
Die Eigner der NordLB ringen um die Zukunft der Landesbank.
NordLB: Niedersachsen in Dilemma gefangen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Eigentümer der NordLB basteln seit einem Jahr an einer Lösung für die nach Kapital suchende Landesbank. Bisher erfolglos. Denn anders als erhofft liegt zum Weihnachtsfest noch kein Plan für die Neuausrichtung unter dem Tannenbaum. Die Dinge sind zu komplex und die Träger der Bank stecken jeweils im Dilemma. In der größten Verantwortung steht der Finanzminister vom Mehrheitsaktionär Niedersachsen und NordLB-Aufsichtsratschef Reinhold Hilbers. "Mit dem möchte man derzeit nicht tauschen", sagt ein Insider. Denn Hilbers muss entscheiden, ob er den Einstieg privater US-Investoren zulässt oder ob er die NordLB mit der Helaba fusioniert. Zünglein an der Waage sind die niedersächsischen Sparkassen und deren Verbandspräsident Thomas Mang.

Niedersachsen hält knapp 60 Prozent an der NordLB, der niedersächsische Sparkassenverband rund 26 Prozent und Sachsen-Anhalt knapp sechs Prozent. Die Eigentümer suchen nach Wegen, die dünnen Kapitalpolster der Hannoveraner zu stärken. Beim EU-weiten Stresstest der Finanzbranche schnitt die NordLB unter den acht deutschen Instituten am schlechtesten ab. Als Signal an Aufsicht, Finanzmarkt und Ratingagenturen hat sie ein Bieterverfahren gestartet. Inzwischen buhlen aber nur noch private US-Investoren um einen Minderheitsanteil. Mit Cerberus will die Bank Insidern zufolge in konkrete Schlussverhandlungen gehen. Offen ist noch, ob auch mit Apollo und Centerbridge weiter geredet wird.

Für die Verkäufer ist wichtig, dass sie überhaupt ein verbindliches Angebot der Finanzinvestoren bekommen. Aber dafür gibt es keine Garantie, wie hinter vorgehaltener Hand eingeräumt wird. Sollte es keine "tragfähige" Lösung mit einem Privaten geben, würden sich die Optionen für das Land schlagartig verringern. "Das wäre problematisch", warnt ein Beteiligter. Dann müsste man auf den öffentlichen Sektor zugehen. Dies würde die Verhandlungssituation gegenüber der Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) natürlich schwächen.

Hier ist der Gesprächsfaden nie abgerissen, auch wenn die Helaba in der ersten Runde keine Offerte eingereicht hat, wie beide Seiten betonen. Allein: Hilbers sind die Hände gebunden. "Auf die Diskussionen im Sparkassenlager habe ich aber keinen Einfluss", sagte er jüngst zu Reuters. Denn Niedersachsens Sparkassen tun sich schwer mit einem Deal. Laut Insidern stellt die Helaba für einen NordLB-Einstieg Forderungen, die die Sparkassen im Norden nicht erfüllen wollen. Demnach müssten sie sich an einer Kapitalerhöhung und an einem Haftungsfonds mit den hessisch-thüringischen Sparkassen beteiligen.

Der Niedersachse Mang darf aber nicht nur Lobbying für seine Landessparkassen machen, sondern muss als 1. Vizepräsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) auch die Interessen der gesamten öffentlich-rechtlichen Familie im Blick haben - ein Spagat. Denn DSGV-Chef Helmut Schleweis hat intern das Ziel einer "Super-Landesbank" ausgegeben. Ein erster Schritt dahin sollte ein Zusammengehen von Helaba und NordLB sein.

Wenn alle Stricke reißen, wäre die NordLB ohnehin ein Fall für die Sparkassen-Finanzgruppe. "Dann wäre die NordLB schnell unterkapitalisiert", sagt eine mit der Sache vertraute Person. Denn man hört zunehmend, dass Beteiligte alle Varianten durchspielen. "Das ist ein Pokerspiel", heißt es an anderer Stelle. Dazu gehöre auch die Option, dass die NordLB ein Fall für die Institutssicherung des Sparkassen-Lagers werden könnte. "Das wird teuer", heißt es dazu aus Aufsichtskreisen.

Sollte doch ein Privatinvestor einsteigen, muss Hilbers ein weiteres Problem lösen - die Frage, ob die NordLB im öffentlich-rechtlichen Haftungsverbund bleiben kann. Im Umfeld der Bank gibt man sich zwar zuversichtlich: "Die können uns nicht rausschmeißen."

Schließlich gebe es den Präzedenzfall, dass die HSH Nordbank auch nach dem Einstieg des US-Investors J.C. Flowers 2006 zunächst weiter in der Institutssicherung geblieben sei. Aus dem Lager der Sparkassen klingt das aber anders: Institute mit privaten Eignern seien eher unerwünscht, heißt es unisono.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Immer mehr Menschen heben Geld im Supermarkt ab
17.04.2024

Geldabheben beim Einkaufen wird in den Supermärken immer beliebter. Für Händler könnten die zunehmenden Bargeldauszahlungen jedoch...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Eurozone fällt auf 2,4 Prozent
17.04.2024

Im Herbst 2022 erreichte die Inflation in der Eurozone ein Höchststand von mehr als zehn Prozent, jetzt gibt es den dritten Rückgang der...