Finanzen

Deutsche Wirtschaft fordert neue Partnerschaft mit Russland

Die deutsche Wirtschaft fordert einen Neuanfang in den Beziehungen der EU zu Russland.
11.01.2019 11:43
Lesezeit: 1 min

Die Wirtschaft fordert einen Neuanfang bei den deutsch-russischen Beziehungen. „Ein isoliertes und von der Zusammenarbeit mit der EU ausgegrenztes Russland wird kein besserer Nachbar werden“, heißt es in einem am Freitag vorgestellten Positionspapier des Ost-Ausschusses - Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft. Es sei höchste Zeit, wieder eine „gemeinsame, zukunftsorientierte Agenda“ zu entwickeln.

Der Ostausschuss rät deutschen Firmen, am Russland-Geschäft trotz drohender US-Sanktionen gegen das Land festzuhalten. Die angedachten US-Sanktionen seien vage formuliert, sagte der Vereinsvorsitzende Wolfgang Büchele am Freitag in Berlin. Konkrete Drohungen gegen einzelne Firmen gebe es noch nicht.

Büchele kritisierte erneut den Widerstand der US-Regierung gegen die Gas-Pipeline Nord Stream 2. "Sollten die USA die Abnahme von russischem Gas sanktionieren wollen, wäre dies ein Eingriff in die Souveränität Europas und die Souveränität Deutschlands." Er hoffe, dass die Politik dann eingreife. Die US-Regierung lehnt wie einige osteuropäische EU-Staaten den Bau einer zweiten Röhre der Ostsee-Pipeline ab, die russisches Gas über Deutschland in die EU bringen soll. Außenminister Heiko Maas hatte am Donnerstag betont, dass die Bundesregierung das Projekt weiter unterstütze.

Der Ost-Ausschuss spricht zudem von einem verlorenen Jahrzehnt in den EU-Russland-Beziehungen. Nach mittlerweile vier Jahren Sanktionen mit aggregierten Verlusten in Höhe von über 100 Milliarden Euro für die russische und europäische Wirtschaft müssten beide Seiten ein hohes Interesse daran haben, das anhaltende Tief in den bilateralen Beziehungen gemeinsam zu überwinden.

Ziel müsse eine engere Zusammenarbeit zwischen der EU und Russland sein. Deutlich erleichtert würde dies etwa durch den Abbau von Handelshemmnissen und Visa-Auflagen bis hin zur Schaffung eines gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraums in möglichst naher Zukunft. Die EU-Russland-Gipfeltreffen sollten wiederbelebt werden.

„Die bestehenden gravierenden politischen Differenzen und Konflikte, die zu gegenseitigen Sanktionen geführt haben, sollen nicht ausgeklammert oder verschwiegen werden“, heißt es weiter. Investoren müssten sich auf die Einhaltung von Recht und Gesetz verlassen können.

Das Papier skizziert 15 strategische Themenfelder mit Kooperationsmöglichkeiten - zum Beispiel bei der Digitalisierung der Wirtschaft, der Umsetzung von Klimazielen, der Erforschung des Weltraums und der Arktis und der Sicherung der Energie- und Rohstoffversorgung. Trotz gegenseitiger Sanktionen – welche von den US-Regierungen der vergangenen Jahre gefordert wurden – sei Russland nach China und den USA weiter drittwichtigster Handelspartner der EU.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Berkshire Hathaway-Aktie: Warren Buffetts Abgang belastet – wie viel Substanz bleibt?
22.06.2025

Berkshire Hathaway verliert nach Buffetts Rückzug an Kurswert. Die Aktie steht unter Druck – und der Markt stellt die Zukunft des...

DWN
Technologie
Technologie Lebensmittel aus dem 3D-Drucker: Revolution am Esstisch und in der Lebensmittelproduktion?
22.06.2025

Gedrucktes Essen statt Herd und Pfanne? Der 3D-Lebensmitteldruck wächst rasant – zwischen nachhaltiger Vision, Gastronomietrend und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Deutschen und ihr Bargeld: Wie sich das Bezahlverhalten entwickelt
22.06.2025

Obwohl die Deutschen nach eigenen Aussagen ihr Bargeld lieben, gewinnt das bargeldlose Bezahlen auch hierzulande an Bedeutung. Das...

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...