Der geplante Einstieg eines chinesischen Investors hat Heidelberger Druck am Mittwoch einen Kurssprung über die Marke von 2 Euro beschert. Der Hersteller von Bogenstanzen und Heißfolienprägemaschinen Masterwork Group soll über eine Kapitalerhöhung bei Heidelberger Druckeinsteigen, wie der Druckmaschinenbauer mitteilte. Masterwork wäre dann mit rund 8,5 Prozent beteiligt und würde zum größten Aktionär des Unternehmens.
Um die Mittagszeit notierten die Aktien der Heidelberger fast 20 Prozent im Plus bei 2,068 Euro, nachdem sie zuvor bis auf 2,132 Euro geklettert waren. Damit waren sie unangefochtener Spitzenreiter im Nebenwerte-Index SDax und notierten so hoch wie seit Anfang November nicht mehr. Am Vortag hatte noch eine Kurszielsenkung des Bankhauses Metzler die Aktie unter Druck gesetzt, weshalb diese ihren vorangegangenen Erholungstrend erst einmal beendet hatte.
Eine vergleichsweise hohe Leerverkaufsquote dürfte den deutlichen Kurssprung am Mittwoch noch zusätzlich befeuert haben. Short-Anleger leihen sich Papiere am Markt aus und verkaufen diese in der Hoffnung auf einen fallenden Kurs, um sie später günstiger wieder zurückzukaufen und so einen Gewinn zu erzielen.
Die Titel blieben allerdings ein gutes Stück unter dem geplanten Ausgabepreis der neuen Aktien von 2,68 Euro, aus dem sich ein Transaktionsvolumen von fast 70 Millionen Euro ergibt. Möglicherweise trugen die Anleger der Tatsache Rechnung, dass sowohl die Gremien beider Unternehmen als auch die chinesischen Behörden dem Deal noch zustimmen müssen.
Eine längerfristige Betrachtung relativiert zudem den aktuellen Kurssprung: Von den Rekordständen um die Jahrtausendwende, kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase, ist die Aktie immer noch meilenweit entfernt - und deutlich näher an ihrem historischen Tief unter einem Euro, wo sie im Jahr 2012 stand.
Der Preis der neuen Aktien beinhalte eine "Mega-Prämie" und zeige, dass Masterwork wohl das größere Interesse an der Vereinbarung habe, heißt es in einem aktuellen Metzler-Kommentar. Denn dadurch holten sich die Chinesen "High-End-Technologie" ins Haus. Dagegen sei unklar, was Heidelberger Druck sich angesichts der seit 2013 bestehenden Partnerschaft über eine kurzfristige Finanzspritze und ein stärkeres Engagement in China hinaus von dem Deal verspreche. Einem Händler zufolge beinhaltet der Ausgabepreis der neuen Aktien einen Bewertungsaufschlag von rund 50 Prozent auf den durchschnittlichen Börsenkurs der vergangenen drei Monate.
Analyst Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe wertet die Transaktion indes positiv für die Heidelberger: Er begrüße den Zufluss liquider Mittel für das Unternehmen, dessen Bilanz "nicht die stärkste" sei. Heidelberger Druck profitiere so auch von der Verbesserung der Marktposition im Verpackungsdruck mit seinen strukturellen Wachstumschancen. Zudem sei der chinesische Markt langfristig interessant.
Auch die Analysten der Commerzbank betonten die positiven Aspekte eines Einstiegs von Masterwork. Dieser sei ein bequemer Weg für Heidelberger Druck zum Schuldenabbau und stärke die Widerstandsfähigkeit bei einem möglichen Konjunkturabschwung. Dazu verbessere sich der Zugang zu chinesischen Kunden, die über viele Jahre hinweg die wichtigste Profitquelle gewesen seien, bevor sich deren Nachfrage deutlich abgekühlt habe. Dank der Beteiligung von Masterwork könnten die Heidelberger auch langfristig Marktanteile in China gewinnen.
Über eine mögliche Komplettübernahme des Unternehmens durch die Chinesen gehen die Meinungen derweil auseinander. Während die Commerzbank-Experten in den aktuellen Plänen zumindest vorerst keinen ersten Schritt für einen weiteren Beteiligungsausbau sehen, mehren sich laut Andreas Lipkow von der Comdirect Bank entsprechende Gerüchte.
"Das deutsche Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt und ist eher zu einem digitalen Dienstleister im Bereich Druck geworden", so Lipkow. "Das trifft den Nerv chinesischer Investoren und deckt die beiden Bereich Offset-Druck und digitale Dienstleistungen im Drucksektor ab, die zukunftsträchtig sind."
Beim SDax-Branchenkollegen Koenig & Bauer hielten sich entsprechende Fantasien derweil in Grenzen: Dessen Aktien schafften ein Plus von knapp zweieinhalb Prozent.