Finanzen

Bank of England verweigert Venezuela Rückgabe von Staatsgold

Die britische Zentralbank verweigert die Herausgabe venezolanischen Staatsgoldes. Die Lagerung im Ausland erweist sich als Fehler.
28.01.2019 17:25
Lesezeit: 2 min

Die Bank of England hat sich geweigert, der Regierung von Venezuela Gold im Wert von 1,2 Milliarden Dollar zurückzugeben. Die Entscheidung der britischen Zentralbank erfolgte demnach offenbar, nachdem sich hochrangige US-Politiker eingeschaltet hatten.

Die Amerikaner, darunter Außenminister Michael Pompeo und der nationale Sicherheitsberater John Bolton, baten ihre britischen Kollegen, Venezuela von seinem Auslandsvermögen abzuschneiden. Dies berichtet Bloomberg mit Verweis auf Leute, die darum baten, nicht identifiziert zu werden.

Großbritannien war den USA und anderen Ländern am Mittwoch darin gefolgt, Juan Guaido, den Vorsitzenden der venezolanischen Nationalversammlung, als legitimen Präsidenten anzuerkennen.

Auch die EU drohte, Guaido anzuerkennen, wenn in Venezuela nicht innerhalb von acht Tagen eine Präsidentschaftswahl angekündigt wird. Der bisherige Präsident Nicolas Maduro hat die Unterstützung des Militärs und weigert sich, seine Macht aufzugeben.

Die amerikanischen Beamten versuchen, das Vermögen Venezuelas im Ausland für Juan Guaido verfügbar zu machen, um dessen Chancen zu stärken, die Regierung in dem südamerikanischen Staat zu übernehmen, schreibt Bloomberg.

Die bei der Bank of England gelagerten Goldbarren im Wert von 1,2 Milliarden Dollar sind ein erheblicher Teil der venezolanischen Währungsreserven in Höhe von insgesamt 8 Milliarden Dollar. Wo die übrigen Währungsreserven lagern, ist weitgehend unbekannt.

Allerdings hat sich die Türkei, neben Russland und China ein wichtiger Unterstützer von Maduro, kürzlich als Lagerstätte für neu gewonnenes Gold aus Venezuela herausgebildet. Die USA führen derzeit internationale Bemühungen an, die Türkei davon zu überzeugen, nicht länger ein Durchlass für diese Goldtransporte zu sein.

Das Gold bei der Bank of England hat für Nicolas Maduro seit Wochen einen hohen Stellenwert. So führte Calixto Ortega, der Präsident der venezolanischen Zentralbank, Mitte Dezember eine Delegation nach London, um Zugang zu dem Gold zu erhalten.

Diese Gespräche waren jedoch nicht erfolgreich, und die Kommunikation zwischen den beiden Seiten ist seitdem unterbrochen. Beamte der Zentralbank in Caracas erhielten die Anordnung, die Bank of England nicht länger zu kontaktieren.

Ihnen wurde mitgeteilt, dass die Mitarbeiter der Bank of England nicht auf sie reagieren werden, und zwar aus Gründen der Einhaltung der Vorschriften, sagte ein venezolanischer Beamter, der darum bat, nicht identifiziert zu werden. Als Grund wurde von der Bank of England vorgebracht, dass man erst prüfen müsse, ob sich Maduro selbst mit dem Gold bereichern könnte.

Die Bank of England sagte, dass sie Bankdienstleistungen - einschließlich Gold-Depot-Dienstleistungen - für eine große Anzahl von Kunden erbringe und "keine dieser Beziehungen kommentiert".

Gold ist seit Jahren ein entscheidender Teil der venezolanischen Währungsreserven. Hugo Chavez, der Vorgänger und Mentor von Maduro, hatte einen Großteil des Ölreichtums des Landes in Gold investiert, auch wegen seiner Verachtung für den US-Dollar.

Im Jahr 2011 verfügte Hugo Chavez bei der Bank of England und anderen ausländischen Institutionen, dass Goldbarren im Wert von 11 Milliarden Dollar nach Venezuela zurückgeführt werden sollen.

Doch als das Land Jahre später tiefer in die Wirtschaftskrise geriet, begann sein Nachfolger Maduro, das Gold zu verkaufen, um Importe zu finanzieren und einen Zahlungsausfall bei den Auslandsschulden zu verhindern.

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