Bei Angriffen auf zwei Moscheen sind in Neuseeland 49 Menschen getötet und etwa 50 weitere verletzt worden. Ministerpräsidentin Jacinda Ardern sprach von einem Terrorakt. "Das ist einer der finstersten Tage Neuseelands." Auf die Gläubigen sei während der Freitagsgebete geschossen worden.
Nach der Attacke in der Stadt Christchurch seien vier Personen festgenommen worden. Sie hätten extremistische Ansichten geäußert, galten aber nicht als Gefährder. In den sozialen Medien kursierten Filmaufnahmen, die ein Angreifer offenbar während der Attacke selbst gedreht und live ins Internet gestellt hatte. Dort wurde im selben Umfeld auch ein Text mit ausländerfeindlichen Äußerungen veröffentlicht.
Laut der Polizei starben 41 Menschen in der Hauptmoschee von Christchurch und sieben weitere in einem Gebetshaus in dem Vorort Linwood. Ein weiteres Opfer sei später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Ein Mann im Alter von Ende 20 sei wegen Mordes angeklagt worden, sagte Polizeichef Mike Bush. Zahlreiche Waffen seien sichergestellt worden. Nach anderen Verdächtigen werde derzeit nicht aktiv gesucht. Auch habe es keine weiteren Drohungen seit den Angriffen gegeben. Bewaffnete Wachleute seien aber an Moscheen im ganzen Land postiert worden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach Neuseeland ihr Mitgefühl aus und sprach von einem Überfall und Mord aus rassistischem Hass. "Wir stehen Seite an Seite gegen solchen Terror", ließ Merkel über Twitter von Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilen. Außenminister Heiko Maas erklärte auf Twitter ebenfalls Solidarität mit Neuseeland: "Wenn Menschen allein wegen ihrer Religion ermordet werden, ist das ein Angriff auf uns alle."
Es war zunächst unklar, ob die Angriffe von derselben Person verübt wurden. Nach Angaben der Polizei wurden drei Männer und eine Frau verhaftet. Eine Person soll aus Australien stammen, wie die dortige Regierung mitteilte. Der Regierung zufolge sollen etwa 20 Menschen schwer verletzt worden sein. Insgesamt wurden laut den Gesundheitsbehörden 48 Menschen mit Schusswunden behandelt - darunter auch Kinder.
Ein Augenzeuge der Attacke auf die Al-Noor-Moschee in Christchurch sagte örtlichen Medien, ein Angreifer sei in das Gebäude eingedrungen, als sich die Gläubigen gerade zum Gebet niederknieten. Er habe einen Helm, eine kugelsichere Weste und eine große Waffe getragen. "Er begann, auf jeden in der Moschee zu schießen, überall." Der Augenzeuge selbst habe entkommen können, indem er mit anderen eine Glastür durchbrochen habe.
In einem Fernsehinterview sagte ein anderer Mann in einem blutbefleckten Hemd, er habe sich unter einer Bank versteckt und gebetet, dass der Angreifer aufhöre, zu schießen. "Die Schüsse gingen immer weiter, immer weiter." Als sie aufhörten, habe er gesehen, wie der Angreifer seine Waffe gewechselt habe.
Das wurde auch in den in sozialen Medien verbreiteten Aufnahmen gezeigt, deren Echtheit zunächst nicht bestätigt werden konnte. Darin war zu sehen, wie Gläubige zusammengekauert auf dem Boden einer Moschee lagen. Sie waren möglicherweise tot oder verwundet. Im Umfeld des Films wurde ein Text veröffentlicht, in dem ein Unbekannter einen "Angriff auf Invasoren" ankündigt und sich rassistisch gegenüber Einwanderern äußert. Die Aufnahmen zeigen zunächst, wie ein Mann zu einer Moschee fährt, dort eindringt und über fünf Minuten lang wahllos auf Gläubige schießt. Der Film wurde offenbar mit einer Kamera gedreht, die sich der Angreifer an seinem Kopf befestigt hatte. Gezeigt wurden auch Waffen und Benzinkanister im Kofferraum.
Die Polizei teilte mit, sie habe in einem Auto selbst gebaute Sprengsätze sichergestellt. Sie forderte alle Moscheen in Neuseeland auf, ihre Türen geschlossen zu halten. Für das ganze Land wurde die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. In Neuseeland hat zuvor noch nie ein Schusswaffen-Angriff so vielen Menschen das Leben gekostet. Gewaltverbrechen sind dort selten, Polizisten tragen normalerweise kaum Waffen bei sich. Politiker und Vertreter islamischer Gruppen in Asien verurteilten die Tat aufs Schärfste. Muslime machen etwa ein Prozent der Bevölkerung in Neuseeland aus.