Deutschland

BMW erwartet Gewinneinbruch im laufenden Jahr

BMW hat einen massiven Sparkurs angekündigt. Für die deutschen Autobauer brechen offenbar schwere Zeiten an.
20.03.2019 11:43
Lesezeit: 2 min

BMW rechnet im laufenden Jahr mit einem weiteren deutlichen Gewinnrückgang, will im Gegensatz zu anderen Autoherstellern aber keine Stellen abbauen. Stattdessen werde BMW wenig gefragte Modell- und Motorvarianten konsequent aus dem Angebot streichen, die Fahrzeugentwicklung stärker digitalisieren, den Vertrieb straffen und so in den nächsten vier Jahren 12 Milliarden Euro einsparen, sagte Vorstandschef Harald Krüger am Mittwoch in München.

BMW will zwar den Absatz auch 2019 leicht steigern und mehr als 2,5 Millionen Autos verkaufen. Aber allein schon steigende Rohstoffpreise und Währungsschwankungen dürften BMW mehr als eine halbe Milliarde Euro kosten, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter. Für Zölle, Verzögerungen und Lager in Folge des Brexits hat er knapp eine halbe Miliarde eingeplant. Die nächste Stufe des WLTP-Standards zur Abgasmessung im September könnte Rabattschlachten erneut anfeuern. Zugleich müsse BMW weiter kräftig in neue Modelle, Elektromobilität und autonom fahrende Autos investieren.

Selbst wenn es keinen ungeregelten Brexit und keine Zollerhöhungen zwischen den USA und China gebe, «wird das Konzernergebnis vor Steuern voraussichtlich ebenfalls deutlich unter dem des Vorjahres liegen», sagte Peter, also unter 8,9 Milliarden Euro - nach einem Rückgang von 10,7 auf 9,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Die Börse reagierte enttäuscht. Die BMW-Aktie verlor nach diesem Ausblick 5 Prozent.

Kräftig sparen will BMW bei der Vielfalt von Ausstattungen, Motor- und Modellvarianten. Der Dieselabsatz in Europa sei jetzt bei unter 50 Prozent stabil, aber BMW «kommt auch mit weniger als fünf Dieselvarianten in einer Baureihe aus», sagte Peter. Mit digitalen Modellen anstelle echter Prototypen werde die Entwicklung schneller und billiger.

Anders als VW, Audi, Ford oder Tesla plant BMW keinen Stellenabbau. Nachdem im vergangenen Jahr 5000 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt wurden, werde BMW aber auch kein aber kein Personal mehr weiter aufbauen, sagte Personalchefin Caina Carreiro-Andree. Über Altersteilzeit und Verrentung würden jedes Jahr 4000 Stellen frei, das schaffe genug Spielraum, um Fachkräfte für Zukunftsthemen einzustellen. «Wir planen keinen betriebsbedingten Personalabbau.»

Krüger sagte, auf neue Zollhürden könne BMW notfalls mit der Verlagerung von Produktion an andere Standorte flexibel reagieren. Der Mini zum Beispiel werde nicht nur in England, sondern auch in den Niederlanden gebaut, sagte Produktionschef Oliver Zipse. Allerdings würde auch ein neuer Zoll von 5 Prozent zwischen Großbritannien und der EU das Geschäftsmodell von Mini nicht dramatisch tangieren.

Für nächstes Frühjahr kündigte Krüger einen BMW 2er Gran Coupé als neues Modell an. Zuvor kommen der 3er, die Luxusautos 7er, X7 und 8er Gran Coupé und Cabrio sowie der neue 1er auf den Markt. Wegen der Modellwechsel dürfte der Absatz bis zum Sommer schwächeln.

Die deutsche Automobilbranche befindet sich derzeit in einer schweren Krise.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Bäckerei-Sterben: Immer mehr Brot aus der Fabrik
15.03.2025

Der klassische Bäcker um die Ecke hat eine lange Tradition in Deutschland. Doch immer mehr Großbäckereien verdrängen die kleinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweiz überholt Deutschland: Überraschender Spitzenreiter in der Containerschifffahrt
15.03.2025

Die Schweiz, ein Land ohne direkten Zugang zum Meer, hat sich überraschend zur größten Containerschiff-Nation der Welt entwickelt....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Scheideweg: Wirtschaftliche Herausforderungen – Vom Wachstumsmotor zur Stagnation? Teil 1
15.03.2025

Die Rolle Deutschlands als Motor der europäischen Wirtschaft ist in Gefahr. Das Wirtschaftswachstum ist seit 2019 weitgehend zum Erliegen...

DWN
Politik
Politik Einigung bei historischem Schuldenpaket: Schwarz-rote Grund­ge­setz­än­de­rungen werden grün
14.03.2025

100 Milliarden Sonderschulden für die Grünen und Klimaneutralität bis 2045 im Grundgesetz: Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Du bist mir eine Marke! Der Erfolg von 130 Jahren Falke-Socken
14.03.2025

Franz-Peter Falke leitet das Familienunternehmen im Sauerland in vierter Generation. Zwischen Wahren der Tradition und Wappnen für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik BSW: neues Wahlergebnis zählt 4.277 Zweitstimmen mehr - trotzdem kein Einzug in den Bundestag
14.03.2025

Das BSW scheitert final am Einzug in den Bundestag: 0,02 Prozent fehlten! Während sich an der Sitzverteilung nichts mehr ändert, treten...