Technologie

Expansion aus Fernost: Deutsche Logistiker geraten unter massiven Druck

Sie haben mehr Geld und verfügen über die überlegene Technologie: Logistik-Unternehmen aus Fernost setzen deutsche und europäische Traditions-Unternehmen gewaltig unter Druck.
21.03.2019 17:07
Lesezeit: 1 min

Die deutsche und die europäische Logistik-Branche geraten mehr und mehr unter Druck. Der Grund: Technologie- und finanzstarke Unternehmen aus Fernost, vor allem aus China, drängen auf den europäischen Markt. Dabei handelt es sich sowohl um kürzlich gegründete Start-ups als auch um die Ableger von großen Online-Händlern wie „Alibaba“.

Die Expansion der Asiaten wird mit Milliarden befeuert. So erhielt „Go-Jek“, eine Online-Plattform für Kurierdienste aus Indonesien, letztes Jahr 2,7 Milliarden Dollar, wobei der chinesische Internet-Riese „Tencent“ einer der wichtigsten Geldgeber war. Die digitale Frachtbörse „Manbang Group“ aus Peking sammelte 1,9 Milliarden Euro ein, eine beträchtliche Summe kam von Google. Die Summe, die beide Unternehmen allein bekamen, ist um ein Vielfaches höher als die, die alle Logistik-Startups in Europa letztes Jahr zusammen erhielten: 200 Millionen Dollar. Das sind knapp 1,7 Prozent der gesamten Summe, die Investoren im Jahr 2018 in Logistik-Startups investierten, nämlich zwölf Milliarden Dollar. Da wundert es nicht, dass auf der Liste derjenigen Logistik-Startups, die mehr als 100 Dollar bekamen, nicht ein einziges europäisches zu finden ist, sondern acht aus Asien, sechs aus den USA und eins aus Brasilien.

Die neuen Akteure sind also finanzstark und haben darüber hinaus den Vorteil, als digitale Unternehmen gegründet worden zu sein - sie sind den traditionellen deutschen und europäischen Logistik-Unternehmern in technologischer Hinsicht also weit voraus. Die Ableger von bereits bestehenden Unternehmen - das Beispiel „Alibaba“ wurde oben bereits genannt - genießen diese Vorteile natürlich auch. Joris D´Incà, Partner bei der Unternehmensberatung „Oliver Wyman“, die über die Expansion der Asiaten nach Europa eine umfassende Studie veröffentlich hat, weist außerdem darauf hin, dass die chinesische Konkurrenz „über Zugang zum chinesischen Import- und Exportmarkt verfügt sowie zu schnell wachsenden chinesischen Technologie- und Konsumgüterunternehmen.“

Die Europäer versuchen, mit verstärkten Investitionen in die Digitalisierung gegenzuhalten. Operative Prozesse werden automatisiert (Stichwort Roboter), der Kundenverkehr mit Apps und Online-Lösungen aufgerüstet. Der Einsatz von Big Data zur Prozess-Optimierung wird vorangetrieben, eine ganze Reihe von administrativen Arbeiten sollen in Zukunft nicht mehr von Menschen, sondern von Robotern getätigt werden. Laut der Analysten von „Oliver Wyman“ ist dies der richtige, ja der einzig gangbare Weg. Denn die Konkurrenten aus Fernost sind bereits dabei, den Sprung nach Europa zu vollziehen. Beispiel „Alibaba“: Der - nach „Amazon“ - zweitgrößte Online-Händler der Welt hat am Lütticher Flughafen ein 220.000 Quadratmeter (22 Hektar/entspricht 30 Fußballfeldern) großes Areal angemietet, auf dem derzeit ein neues Verteilzentrum entsteht. Das Projekt besitzt einen vielsagenden Namen: „Tor nach China“.

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