Deutschland

Weltwirtschaftsklima hellt sich auf: In Deutschland überwiegen jedoch weiter die Risiken

Lesezeit: 2 min
08.05.2019 11:27
Die Aussichten für die globale Konjunktur scheinen sich zu verbessern. Die deutsche Wirtschaft sendet allerdings eher gemischte Signale aus - Marktbeobachter warnen vor übertriebenem Optimismus.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Aussichten für die globale Konjunktur verbessern sich laut Ifo-Institut endlich wieder. Das Ifo-Barometer für das Weltwirtschaftsklima stieg - nachdem es vorher vier Rückgänge in Folge gegeben hatte - im zweiten Quartal 2019 von minus 13,1 auf minus 2,4 Punkte, wie die Münchner Forscher heute Morgen mitteilten. „Die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich deutlich aufgehellt. Im Jahresverlauf dürfte sich damit die Weltkonjunktur allmählich wieder festigen", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die für das Barometer befragten rund 1.300 Experten rechnen damit, dass die Wirtschaft sowohl von den privaten Konsumausgaben als auch den Investitionen der Unternehmen einen Schwung bekommen wird. Insgesamt dürfte die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 3,4 Prozent wachsen, so die Einschätzung der befragten 1.300 Experten.

Positiv ist, dass sich das Wirtschaftsklima in fast allen Weltregionen erholte. Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern beurteilten die Experten die aktuelle Wirtschaftslage besser als zuletzt. Lediglich in Lateinamerika trübte sich die Stimmung ein.

Selbst in China herrscht Optimismus, obwohl das Reich der Mitte im April überraschend einen spürbaren Rückgang seiner Exporte hinnehmen musste. Die Ausfuhren seien im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent zurückgegangen, wie die Zollbehörde am heutigen Mittwoch mitteilte. Analysten hatten mit einem Plus von 2,3 Prozent gerechnet, nachdem die Ausfuhren im März noch um 14,2 Prozent geklettert waren. Was die Einfuhren anbelangt: Sie kletterten im April um vier Prozent - Analysten hatten mit einem Minus von 3,6 Prozent gerechnet. Der Handelsüberschuss für den Monat April lag damit bei 13,84 Milliarden Dollar.

Nicht ganz so optimistisch wie die Experten der Schwellen- und Entwicklungsländer sind die Experten in den Industrien-Nationen. Besonders in Deutschland ist die Situation schwer zu beurteilen. Die Statistik zeigt, dass Industrie, Bauwirtschaft und Energieversorger im März ihren Gesamt-Output im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozent erhöhen konnten. Wenn man die Sektoren einzeln betrachtet, zeigt sich allerdings, dass zwar die Baubranche boomte (vor allem wegen der niedrigen Zinsen), die Aufträge der Industrie jedoch zurückgingen. Das Bundeswirtschaftsministerium zeigt sich dann auch eher pessimistisch und schreibt: „Es ist weiter von einer gedämpften Industriekonjunktur in den kommenden Monaten auszugehen."

Auch Ökonomen warnen vor Optimismus und verweisen angesichts der internationalen Handelskonflikte auf die Exportabhängigkeit Deutschlands. Chefökonom Thomas Gitzel von der „VP Bank“ kommentiert: „Die deutsche Wirtschaft bleibt Spielball der globalen Konjunkturentwicklung.“ Oliver Rakau vom Analysehaus „Oxford Economics“ sagt: „Die deutsche Industrie ist noch nicht aus dem Schneider". Ralph Solveen von der Commerzbank analysiert: „Die schlechte Stimmung bei den Unternehmen und die schwache Entwicklung der Aufträge seit Jahresbeginn sprechen dafür, dass die Produktion in der Industrie in den kommenden Monaten noch einmal merklich fallen wird. Ein Ende der Konjunkturschwäche signalisieren die heutigen Zahlen also sicherlich noch nicht."


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baubranche: Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern künftig mehr zahlen
16.06.2024

Der Tarifkonflikt im deutschen Bauhauptgewerbe ist gelöst. Ein neuer Tarifvertrag sieht eine dreistufige Lohnerhöhung und die...

DWN
Politik
Politik Krankenhaus-Reform: Weiß der Gesundheitsminister, wohin er das Land lenkt?
16.06.2024

Viel zu teuer, die Versorgung unsicher. Das deutsche Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps, nachdem 20 Jahre die Krankenhäuser im Lande...

DWN
Politik
Politik Der betagte Präsident? Joe Bidens Zustand beim G7-Gipfel sorgt für Gesprächsstoff
15.06.2024

Das Alter von Joe Biden spielt eine zentrale Rolle im US-Präsidentschaftswahlkampf. Auch beim G7-Gipfel in Italien wird über seinen...

DWN
Politik
Politik Inflationsausgleichsprämie: Bis zu 3.000 Euro steuerfrei - wer bekommt sie tatsächlich?
15.06.2024

Seit dem 26. Oktober 2022 können Arbeitgeber ihren Beschäftigten steuer- und abgabenfrei einen Betrag bis zu 3.000 Euro gewähren. Das...

DWN
Politik
Politik Unser neues Magazin ist da: Das neue digitale Gesundheitswesen – Fluch oder Segen für Deutschland?
15.06.2024

Das deutsche Gesundheitssystem kriselt. Lauterbachs Krankenhausreform ist womöglich nicht der Ausweg, stattdessen könnte eine umfassende...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Weinbauern reüssieren im Export - starke Nachfrage aus China 
15.06.2024

Deutschland ist berühmt für seine vorzüglichen Riesling-Weine. Das wird auch international anerkannt. Und es scheint so, als ob...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung bedrohen den ehrlichen Mittelstand: Welche Lösungen gibt es?
15.06.2024

Der Zoll geht aktuell deutschlandweit gegen Schwarzarbeit vor - und das ist dringend notwendig: Deutschen Unternehmen gehen jährlich 300...

DWN
Politik
Politik Deutsche Investitionen bedroht: Würth äußert sich besorgt über AfD-Erfolg
15.06.2024

Der Unternehmer Reinhold Würth äußerte Enttäuschung über das Abschneiden der AfD bei der Europawahl, insbesondere in Künzelsau, wo...