Weltwirtschaft

Zollstreit um E-Autos: Peking und Brüssel wollen verhandeln

Lesezeit: 2 min
24.06.2024 08:22  Aktualisiert: 24.06.2024 09:25
Eine Eskalation im Handelsstreit ist abgewendet, zumindest vorerst: Die EU und China wollen bezüglich Zöllen auf chinesische Elektroautos miteinander verhandeln. Die Industrie warnt vor einem verfrühten Einlenken.
Zollstreit um E-Autos: Peking und Brüssel wollen verhandeln
Die EU und China befinden sich seit vielen Monaten in einem Handelsstreit über "zu billige" chinesische E-Autos (Foto: dpa).
Foto: Yu Fangping

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Streit um Zölle auf E-Autos ist es zwischen China und der EU zu einer ersten Annäherung gekommen. Beide Seiten wollen miteinander verhandeln, wie am Samstag bekannt wurde. Zuvor hatte die Brüsseler Behörde Pläne veröffentlicht, nach denen chinesische E-Autos mit Zöllen belegt werden sollen, sofern keine andere Lösung mit China gefunden werden sollte. Die EU wirft Peking vor, batteriebetriebene Modelle unfair zu subventionieren.

Wann und in welchem Rahmen es zu Verhandlungen kommen soll, blieb zunächst unklar. Deutsche Wirtschaftsverbände begrüßten die Verhandlungsbereitschaft beider Seiten. Die EU bekräftigte derweil ihre Forderungen.

EU spricht von konstruktiven Gesprächen

Der chinesische Handelsminister Wang Wentao und EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hatten sich am Samstag in einer Videoschalte ausgetauscht. In einer Mitteilung des chinesischen Handelsministeriums hieß es danach, beide Seiten hätten sich geeinigt, Konsultationen über die Antisubventionsuntersuchung der EU gegen chinesische E-Fahrzeuge aufzunehmen.

Ein Sprecher der EU-Kommission bezeichnete das Gespräch beider Parteien als „offen und konstruktiv“. Vonseiten der EU sei aber betont worden, dass ein Verhandlungsergebnis in jedem Fall wirksam gegen schädliche Subventionierungen sein müsse. In den kommenden Wochen werde auf allen Ebenen weiter miteinander gesprochen.

Autoindustrie warnt vor zu frühem Einlenken

„Dass China sich nun wie die EU offen für Verhandlungen zeigt, ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einer Lösung“, sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Ziel müsse ein fairer Wettbewerb für alle sein.

Auch Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im Industrieverband BDI, begrüßte die geplanten Verhandlungen. Niemand habe ein Interesse an unkontrollierten Eskalationen. Die EU sei aber gut beraten, auf ihrem Pfad zu bleiben und „etwas Zähne zu zeigen“, sagte Niedermark, der Robert Habeck auf seiner China-Reise begleitet. Nicht nur im Autosektor, sondern auch in anderen Branchen gebe es Überkapazitäten und Marktstörungen.

Die EU-Kommission hatte ihre Pläne für Strafzölle Mitte Juni veröffentlicht. Die Zölle von bis zu 38,1 Prozent würden in bestimmten Fällen rückwirkend ab Anfang Juli einbehalten werden, sollte es mit China zu keiner anderen Einigung kommen. Über die endgültige Festsetzung muss aber erst bis Anfang November entschieden werden.

Habeck sieht Chance zu Kompromissen

„Das ist ein erster Schritt und viele weitere werden nötig sein“ sagte Habeck am Samstag in Shanghai. Er hatte tagsüber in Peking Gespräche mit chinesischen Politikern unter anderem zu den drohenden Zöllen geführt, darunter auch Handelsminister Wang. Habeck sagte, er habe den Eindruck, dass er mit seinen Botschaften den Tag über immer stärker durchgedrungen sei.

Zuvor hatte Habeck betont, es handle sich nicht um pauschale Strafzölle, sondern um Zölle zum Ausgleich unfairer Wettbewerbsvorteile. Er kritisiere nicht, dass China deutlich mehr an Gütern produziere als es selbst verbrauche. „Überkapazitäten sind nicht das Problem und auch nicht der Vorwurf“ - auch nicht Subventionen. Das Problem entstehe, wenn staatliche Fördergelder flössen, um Exportchancen zu erhöhen.

Zu möglichen Kompromissen in den nun anstehenden Verhandlungen sagte Habeck dann abends: „Ich sehe einige, auch in dem Feld der elektrischen Mobilität.“ Nun müsse aber China Vorschläge machen und die EU-Kommission die Verhandlungen führen.

Chinesische E-Autos um 20 Prozent günstiger

Die EU-Kommission untersucht seit vergangenem Herbst, ob E-Autos in China von wettbewerbsverzerrenden Subventionen profitieren. Kommissionsangaben zufolge sind chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Modelle.

Die Kommission war schließlich zu dem vorläufigen Schluss gekommen, dass die Wertschöpfungskette für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) in China von einer unfairen Subventionierung profitiert. Deswegen drohte die Kommission zusätzliche Zölle an. Bislang werden Zölle von zehn Prozent erhoben.

Brüssels Schritt folgte auf ähnliche Maßnahmen der USA. Die US-Regierung hatten Mitte April Sonderzölle auf Elektroautos, Halbleiter, Solarzellen und weitere Produktkategorien aus China verhängt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Wenn KI-Tools nur Fake sind: So erkennen (und vermeiden) Sie KI-Washing
28.09.2024

Unternehmen können mit generativer KI ihre Produktivität steigern, während Privatanleger verstärkt auf KI-gestützte Anlagestrategien...

DWN
Immobilien
Immobilien Alternatives Wohnen im Alter - Modelle für die silbernen Jahre
28.09.2024

Die Frage, wie man im Alter wohnen möchte - und kann - treibt viele ältere Menschen um. Ist das Altersheim die einzige Option? Die...

DWN
Panorama
Panorama Vegetarisch auf dem Teller: Wie sinnvoll ist fleischlose Kost für Kinder?
28.09.2024

Viel Obst und Gemüse sind gesund, das weiß jedes Kind. Aber ist auch eine rein vegetarische Kost gut für die Kleinen und Kleinsten im...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Interview: Genossenschaftsbanken am Scheideweg
28.09.2024

Gerald Wiegner, Vorstand der U-D-G und Experte für Genossenschaften, spricht mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten über die...

DWN
Politik
Politik IT-Sicherheit: Mehr als 5.200 Cyber-Attacken (allein) auf Bayerns Behördennetz
28.09.2024

Im Bericht zur Cybersicherheit 2024 wird deutlich: Bayern registrierte im letzten Jahr über 5.200 Cyber-Angriffe auf das Behördennetz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kosten senken, Zukunft sichern: Wie Unternehmen ihre Energienutzung diversifizieren
28.09.2024

Die Energiepreise steigen, und Nachhaltigkeitsanforderungen werden strenger. Unternehmen brauchen neue Strategien – ein Mix aus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Verschärfte Grenzkontrollen kosten die deutsche Wirtschaft Milliarden
28.09.2024

Die aktuell eingeführten verschärften Grenzkontrollen können, auch wenn sie temporär sind, der deutschen Wirtschaft massiv schaden, so...

DWN
Panorama
Panorama Experten: Klimawandel ist große Gesundheitsgefahr
28.09.2024

Beim 14. Extremwetterkongress in Hamburg warnten Experten vor den Folgen des Klimawandels. 2023 war das bisher wärmste Jahr, und 2024...