Die Europawahlen stehen kurz bevor. In zahlreichen Ländern formieren sich europaweit Parteien, die die EU und damit den EU-Binnenmarkt in Frage stellen. Doch der EU-Binnenmarkt ist wichtig für die deutsche Exportindustrie und den Wohlstand.
Folgende Fakten sind für diese Argumentation anzuführen:
Deutschlands wirtschaftlicher Erfolg basiert auf seinen extrem hochwertigen und daher auch hochpreisigen Exporten. Knapp 60 Prozent dieser Exporte gehen einem Factsheet der Weltbank zufolge in die EU27. Weit abgeschlagen folgen die USA mit 6,7 Prozent sowie China mit 4,5 Prozent.
In Zahlen: Die deutschen Exporte in die EU betrugen letztes Jahr 778 Milliarden Dollar (ein Plus von vier Prozent gegenüber 2017). Die Exporte in Nicht-EU-Länder betrugen 539 Milliarden Euro.
Fakt ist, dass die deutsche Inlandsproduktion weitaus höher ist als die Konsumnachfrage der Bundesbürger. Auch unter der Bedingung, dass die Löhne im Inland drastisch erhöht würden, könnte die einheimische Bevölkerung die produzierten Güter nur bis zu einem gewissen Maß absorbieren, zumal die Deutschen grundsätzlich sparsame Konsumenten sind.
Deutschland steigert Wohlstand für alle in Europa
Dabei kommt das aus dem deutschen Export herrührende Wachstum auch anderen EU-Nationen zugute. Die Weltbank wörtlich: “Das deutsche Wachstum kommt anderen europäischen Nationen innerhalb und außerhalb der Eurozone zugute. Einer Studie des IWF zufolge war zwischen 1998 und 2007 ein Anstieg des deutschen BIP um 0,5 Prozent mit einem Anstieg des Wirtschaftswachstums in der Eurozone um 0,25 Prozent und nach drei Quartalen mit einem Anstieg des Wirtschaftswachstums in den neuen EU-Mitgliedstaaten um 0,5 Prozent verbunden.”
Mit anderen Worten: Der steigende Wohlstand der anderen EU-Staaten versetzt sie in die Lage, mehr deutsche Produkte nachzufragen - was wiederum den Wohlstand hierzulande fördert. Eine Aufwärtsspirale, die allen zugute kommt - gerade auch Deutschland.
Dazu passen die Ergebnisse einer nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten durchgeführten Bertelsmann-Studie. Ihr zufolge führt die Existenz des EU-Binnenmarkts dazu, dass jeder Bundesbürger im Durchschnitt jährlich 1.046 Euro mehr an Einkommen hat. Das sind zusammengerechnet mehr als 86 Milliarden Euro. Es profitieren vor allem die Bundesbürger aus Regionen, in denen die deutsche Exportwirtschaft stark ist.
In Oberbayern liegt der jährliche Einkommensgewinn pro Kopf bei 1.489 Euro, in Hamburg bei 1.478 Euro und in Stuttgart bei 1.304 Euro. Die größten zusammengerechneten Einkommensgewinne liegen in Nordrhein-Westfalen mit 18,6 Milliarden Euro, in Bayern mit 15,3 Milliarden Euro und in Baden-Württemberg mit 13,1 Milliarden Euro. “Je stärker die Industrie und Exportbranchen in einer Region verankert sind, desto höher sind in der Regel die Einkommensgewinne durch den Binnenmarkt. Auch Regionen mit starkem Mittelstand und Zuliefererbetrieben, die viel in die EU exportieren, sind Gewinner”, so der Mitautor der Studie, Dominic Ponattu. Dass bestimmte Regionen in der Bundesrepublik wirtschaftlich stark sind, ist im Rahmen des Länderfinanzausgleichs auch im Interesse der schwächeren Regionen in Deutschland. Denn über den Länderfinanzausgleich werden die wirtschaftlich schwächeren Bundesländerwerden von den wirtschaftlich stärkeren Bundesländer finanziell unterstützt.
Aus einer Grafik der Bertelsmann-Stiftung geht hervor, dass der EU-Binnenmarkt die Einkommensgewinne vor allem im Gebiet des ehemaligen "Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation" steigert. Doch auch Skandinavien profitiert massiv. Der Wohlstandsblock innerhalb des EU-Binnenmarkts beginnt in Skandinavien und verläuft über Dänemark, Deutschland, Österreich, Ost-Frankreich bis nach Südtirol.
Ein Resümee
Ein knappes und kurzes Resümee: Deutschlands Wohlstand hängt zu einem nicht geringen Maß von der Stabilität des EU-Binnenmarktes an. Das heißt, es ist von großer Bedeutung, dass deutsche Unternehmen auch in Zukunft ohne Schranken in diesen Binnenmarkt exportieren können.