Finanzen

Europawahlen: Deutschlands Wohlstand steht auf dem Spiel

Wenn der EU-Binnenmarkt in Zukunft Schäden erleiden sollte, würde der Wohlstand in Deutschland zurückgehen. Denn der deutsche Wohlstand hängt direkt von den hohen Exporten in die EU-Staaten ab. Am 26. Mai findet eine entscheidende Richtungswahl statt.
17.05.2019 06:15
Aktualisiert: 17.05.2019 06:15
Lesezeit: 2 min
Europawahlen: Deutschlands Wohlstand steht auf dem Spiel
Pro-Kopf-Einkommensgewinne im EU-Binnenmarkt. (Grafik: Bertelsmann Stiftung)

Die Europawahlen stehen kurz bevor. In zahlreichen Ländern formieren sich europaweit Parteien, die die EU und damit den EU-Binnenmarkt in Frage stellen. Doch der EU-Binnenmarkt ist wichtig für die deutsche Exportindustrie und den Wohlstand.

Folgende Fakten sind für diese Argumentation anzuführen:

Deutschlands wirtschaftlicher Erfolg basiert auf seinen extrem hochwertigen und daher auch hochpreisigen Exporten. Knapp 60 Prozent dieser Exporte gehen einem Factsheet der Weltbank zufolge in die EU27. Weit abgeschlagen folgen die USA mit 6,7 Prozent sowie China mit 4,5 Prozent.

In Zahlen: Die deutschen Exporte in die EU betrugen letztes Jahr 778 Milliarden Dollar (ein Plus von vier Prozent gegenüber 2017). Die Exporte in Nicht-EU-Länder betrugen 539 Milliarden Euro.

Fakt ist, dass die deutsche Inlandsproduktion weitaus höher ist als die Konsumnachfrage der Bundesbürger. Auch unter der Bedingung, dass die Löhne im Inland drastisch erhöht würden, könnte die einheimische Bevölkerung die produzierten Güter nur bis zu einem gewissen Maß absorbieren, zumal die Deutschen grundsätzlich sparsame Konsumenten sind.

Deutschland steigert Wohlstand für alle in Europa

Dabei kommt das aus dem deutschen Export herrührende Wachstum auch anderen EU-Nationen zugute. Die Weltbank wörtlich: “Das deutsche Wachstum kommt anderen europäischen Nationen innerhalb und außerhalb der Eurozone zugute. Einer Studie des IWF zufolge war zwischen 1998 und 2007 ein Anstieg des deutschen BIP um 0,5 Prozent mit einem Anstieg des Wirtschaftswachstums in der Eurozone um 0,25 Prozent und nach drei Quartalen mit einem Anstieg des Wirtschaftswachstums in den neuen EU-Mitgliedstaaten um 0,5 Prozent verbunden.”

Mit anderen Worten: Der steigende Wohlstand der anderen EU-Staaten versetzt sie in die Lage, mehr deutsche Produkte nachzufragen - was wiederum den Wohlstand hierzulande fördert. Eine Aufwärtsspirale, die allen zugute kommt - gerade auch Deutschland.

Dazu passen die Ergebnisse einer nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten durchgeführten Bertelsmann-Studie. Ihr zufolge führt die Existenz des EU-Binnenmarkts dazu, dass jeder Bundesbürger im Durchschnitt jährlich 1.046 Euro mehr an Einkommen hat. Das sind zusammengerechnet mehr als 86 Milliarden Euro. Es profitieren vor allem die Bundesbürger aus Regionen, in denen die deutsche Exportwirtschaft stark ist.

In Oberbayern liegt der jährliche Einkommensgewinn pro Kopf bei 1.489 Euro, in Hamburg bei 1.478 Euro und in Stuttgart bei 1.304 Euro. Die größten zusammengerechneten Einkommensgewinne liegen in Nordrhein-Westfalen mit 18,6 Milliarden Euro, in Bayern mit 15,3 Milliarden Euro und in Baden-Württemberg mit 13,1 Milliarden Euro. “Je stärker die Industrie und Exportbranchen in einer Region verankert sind, desto höher sind in der Regel die Einkommensgewinne durch den Binnenmarkt. Auch Regionen mit starkem Mittelstand und Zuliefererbetrieben, die viel in die EU exportieren, sind Gewinner”, so der Mitautor der Studie, Dominic Ponattu. Dass bestimmte Regionen in der Bundesrepublik wirtschaftlich stark sind, ist im Rahmen des Länderfinanzausgleichs auch im Interesse der schwächeren Regionen in Deutschland. Denn über den Länderfinanzausgleich werden die wirtschaftlich schwächeren Bundesländerwerden von den wirtschaftlich stärkeren Bundesländer finanziell unterstützt.

Aus einer Grafik der Bertelsmann-Stiftung geht hervor, dass der EU-Binnenmarkt die Einkommensgewinne vor allem im Gebiet des ehemaligen "Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation" steigert. Doch auch Skandinavien profitiert massiv. Der Wohlstandsblock innerhalb des EU-Binnenmarkts beginnt in Skandinavien und verläuft über Dänemark, Deutschland, Österreich, Ost-Frankreich bis nach Südtirol.

Ein Resümee

Ein knappes und kurzes Resümee: Deutschlands Wohlstand hängt zu einem nicht geringen Maß von der Stabilität des EU-Binnenmarktes an. Das heißt, es ist von großer Bedeutung, dass deutsche Unternehmen auch in Zukunft ohne Schranken in diesen Binnenmarkt exportieren können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Alternative Investments – unverzichtbar, chancenreich und doch kein Allheilmittel
15.05.2025

Die Weltwirtschaft befindet sich im Umbruch: Globale Krisen, politische Polarisierung, Inflationsdruck und regulatorische Verwerfungen...

DWN
Politik
Politik Europa will Verteidigungspakt – aber Frankreich kämpft um Fische
15.05.2025

Am 19. Mai treffen sich erstmals seit dem Brexit die Spitzen der EU und Großbritanniens zu einem hochrangigen Gipfel in London. Ziel ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeldlos um jeden Preis: Ist Schweden Vorbild oder Extremfall?
15.05.2025

Schweden hat sich in den vergangenen Jahren zu einem nahezu bargeldlosen Land entwickelt. Seit 2007 hat sich der Bargeldbezug im Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Daimler Truck-Aktie trotz Prognosesenkung an DAX-Spitze: Lkw-Bauer wehrt sich erfolgreich gegen US-Zölle
14.05.2025

Die Daimler Truck-Aktie trotzt schlechten Nachrichten, überrascht Anleger – doch bleibt der Aufwärtstrend stabil? Zwischen US-Zöllen,...

DWN
Politik
Politik Trumps Arznei-Schock: USA wollen Europas Medikamentenpreise diktieren
14.05.2025

US-Präsident Donald Trump kündigt einen Preissturz bei Arzneimitteln um bis zu 90 Prozent an – doch der Widerstand wächst, auch aus...

DWN
Politik
Politik Regierungserklärung: Merz ruft zum gemeinsamen Aufbruch auf – "Der Staat, das sind wir alle"
14.05.2025

Die erste Merz-Regierungserklärung verspricht klare Antworten auf große Herausforderungen. Doch wie viel Wandel steckt wirklich hinter...

DWN
Politik
Politik Zollschock für Ukraine – EU will Agrarimporte drastisch begrenzen
14.05.2025

Ausgerechnet mitten im Krieg plant Brüssel drastische Zollgrenzen für ukrainische Agrarprodukte – ein Signal der Schwäche, das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Preisdruck lässt nach: Inflation schwächt sich im April auf 2,1 Prozent ab
14.05.2025

Die Inflation in Deutschland hat im zweiten Monat nacheinander an Dynamik verloren. Dahinter steckt vor allem ein Faktor. Im Alltag fällt...