Technologie

Thyssenkrupp revolutioniert die Stahl-Produktion

Lesezeit: 1 min
25.05.2019 16:22
Thyssenkrupp will die Stahlerzeugung revolutionieren: Der Traditions-Konzern entwickelt derzeit ein Produktions-Verfahren, bei dem durch den Einsatz von Wasserstoff statt Kohle kaum noch umweltschädliches CO2 entsteht.
Thyssenkrupp revolutioniert die Stahl-Produktion

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die zugrundeliegende Technik soll, vereinfacht gesagt, folgendermaßen funktionieren: Ein Teil des Kohlenstaubs, der im Hochofen als Reduktionsmittel eingesetzt wird, wird durch das Einblasen von Wasserstoff ersetzt. Erprobt werden soll das Prinzip zuerst an einem der vier Hochöfen des Thyssenkrupp-Stahlwerks in Duisburg. Den notwendigen Wasserstoff liefern soll der französische Gas-Produzent „Air Liquide“ mittels einer sechs Kilometer langen Pipeline, deren Bau in Kürze in Angriff genommen werden soll. In der Zwischenzeit soll der Wasserstoff mit Tanklastwagen angeliefert werden.

Bereits in zwei Jahren soll der Wasserstoff-Einsatz eine C02-Reduktion von 20 Prozent erzielen. Langfristig, das heißt bis zum Jahr 2050, peilt der Stahl-Konzern eine Reduktion von 80 Prozent an. Der Produktions-Chef von Thyssenkrupp Steel Europe, Arnd Köfler, spricht in diesem Zusammenhang von einem „langen und kostenintensiven Prozess“. Er könne in den nächsten 30 Jahren Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro erfordern. Für das neue Produktionsverfahren fand Finanz-Vorstand Premal Desai folgende Worte: „Das ist eine Operation am offenen Herzen.“ Köfler wies darauf hin, dass es sich bei dem Verfahren um ein „Novum“ handle, das „so in der Industrie noch nicht umgesetzt worden“ sei.

Immer mehr Stahl-Konzerne sind in Zeiten zunehmend härterer Umweltauflagen bestrebt, ihre Produktion umweltfreundlicher zu machen. So hat beispielsweise die Salzgitter AG angekündigt, den CO2-Ausstoß bei der Stahl-Herstellung um 95 Prozent zu senken.

Die Stahlproduktion hat für die deutsche Wirtschaft zwar nicht mehr die Bedeutung früherer Zeiten, ist aber immer noch ein wichtiger Faktor. Nach Angaben der „Wirtschaftsvereinigung Stahl“ - dem Zusammenschluss der Unternehmer der Stahlindustrie - betrug der Umsatz der deutschen Stahlindustrie im Jahr 2017 über 42 Milliarden Euro. Deutschland ist mit einer Menge von 42,1 Millionen Tonnen Rohstahl das siebtgrößte Erzeuger-Land der Welt (den ersten Rang nimmt China ein, aus dessen Hochöfen circa die Hälfte der weltweit rund 1,6 Milliarden Tonnen Rohstahl kommt). Viele Marktbeobachter sehen die Stahlproduktion als systemrelevant für die Bundesrepublik an.

In diesem Zusammenhang nannte der Wirtschafts-Minister von Nordrhein-Westfalen, Andreas Pinkwart,  Thyssenkrupps CO2-Reduktions-Projekt einen „wichtigen Schritt in Richtung einer klimaneutralen Industrie“. Und weiter: „Um ambitionierten Klimaschutz mit einer auch in Zukunft global wettbewerbsfähigen Industrie zu erreichen, muss es Innovationen bei industriellen und energie-intensiven Prozessen wie der Stahlherstellung geben.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...