Politik

US-Luftwaffe vereitelt Öl-Geschäft zwischen Kurden und Assad

Lesezeit: 2 min
03.06.2019 17:18
Die US-Luftwaffe hat in Syrien Öltanker angegriffen und zerstört, die aus den Gebieten der Kurden-Miliz im Osten Syriens Öl in die Gebiete der syrischen Regierung transportierten.
US-Luftwaffe vereitelt Öl-Geschäft zwischen Kurden und Assad
In der Region Deir Ezzor befinden sich zahlreiche Ölquellen. Die US-Luftwaffe ist in der Region aktiv. (Grafik: Syria Live Map/DWN)

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Am vergangenen Freitag soll die US-Luftwaffe im Osten Syriens drei Öltanker bombardiert haben, die aus den von der Kurden-Miliz YPG/PKK beherrschten Gebieten Öl in ein Gebiet, das von der Syrischen Arabischen Armee (SAA) kontrolliert wird, transportierten. Bei dem Angriff sollen vier Personen ums Leben gekommen sein. In den frühen Morgenstunden des Freitags sollen zudem Verbände der US-Armee die Kontaktlinie zwischen der YPG/PKK und der SAA, die bei Deir Ezzor liegt, mit Fahrzeugen gestürmt haben. Damit wollten sie ein Öl-Geschäft zwischen den beiden Seiten verhindern.

In dem von der SAA kontrollierten Gebiet liegt der Ölverbrauch bei rund 136.000 Barrel pro Tag. Doch mittlerweile werden nur noch 24.000 Barrel pro Tag produziert. Dies bedeutet, dass die Regierung von Damaskus erhebliche Mengen Rohöl mit einem geschätzten Aufwand von mehr als zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr kaufen muss, berichtet Al Jazeera.

Der Angriff der US-Luftwaffe kommt wenige Wochen, nachdem die EU ihre Sanktionen gegen Syrien um ein Jahr verlängert hatte. Zeitgleich sind Berichte aufgetaucht, wonach der Iran erneut Öllieferungen nach Syrien aufgenommen haben soll. Am 5. Mai 2019 sollen etwa eine Million Barrel an iranischem Öl an Syrien geliefert worden sein.

Die SAA hatte im Februar im Westen von Deir Ezzor eine neue Pipeline eingerichtet, die die Gebiete Suheil und Boukris miteinander verbindet. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die Kurden-Miliz YPG/PKK zügiger Öl in die Gebiete der SAA pumpen kann.

Demonstrationen im Osten von Syrien

Mitte Mai 2019 hatten arabische Einwohner von Deir Ezzor zu Kundgebungen gegen die YPG/PKK aufgerufen. Sie wollten damit gegen die Diskriminierung durch die Kurden-Miliz und gegen den Verkauf des örtlichen Öls an die syrische Regierung protestieren. Der Kurden-Miliz und der syrischen Regierung werfen sie eine “kriminelle Partnerschaft” vor, berichtet The Middle East Eye (MEE). Dahaam al-Sayed, ein 34-jähriger Demonstrant, sagte dem britischen Blatt über die Kurden-Miliz: “Sie waren schon immer so und wir dachten, dass sie nach dem Ende des Kampfes gegen die Islamische Staatsgruppe für die Menschen arbeiten und unser Leben erleichtern würden. Aber stattdessen haben sie ihre Wut auf uns gerichtet, nachdem sie den IS besiegt haben. Sie stehlen das Öl unseres Landes und bringen es in ihre Gebiete in Ostsyrien, ohne etwas für Dienstleistungen auszugeben oder das Leben der Einheimischen zu verbessern.”

“Die Kraftstoffpreise sind um mehr als 30 Prozent gestiegen, und wir können uns das kaum leisten. Was uns hier so aufregt, ist die Tatsache, dass die SDF (Organisation der YPG/PKK, Anm. d. Red.) Öl an das Assad-Regime verkauft, während hier die Preise erhöht werden. Das ist nicht fair. Wir wollen, dass Normalität einkehrt und die korrupte Herrschaft beendet wird”, so ein Demonstrant, der diese Aussage unter der Bedingung der Anonymität getroffen hat.

Zuvor hatten sich die YPG/PKK mit der Regierung in Damaskus darauf geeinigt, das Wasserkraftwerk an der Tabqa-Talsperre an das Stromnetz der syrischen Regierung anzubinden. Im Westen von Rakka wurde am 13. Mai 2017 der Tabka-Staudamm von der YPG/PKK übernommen. Der Tabka-Staudamm hat eine große Energie- und Bewässerungsinfrastruktur mit einer Jahresproduktion von 824 MW und einem 60-Meter-Akkumulationsbecken, der Al-Assad-See genannt wird.


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