Eine große Anzahl deutscher Mittelstandsunternehmen im Familieneigentum stehen in den kommenden zehn Jahren zum Verkauf und werden einen Mergers & Acquisitions-Boom in Europas größter Wirtschaft bewirken. Diese Unternehmen benötigen häufig allerdings umfassende Unterstützung und Hilfe beim Verkaufsprozess.
Der wirtschaftliche Aufschwung im Nachkriegs-Deutschland führte vielfach zu blühenden Geschäften und rasantem Wachstum bei vielen mittelständischen Familienunternehmen. Für viele dieser Unternehmen stellt sich heute die Frage nach einer sinnvollen Nachfolgelösung oder aber weiteren profitablen Wachstums angesichts einer zunehmend unübersichtlichen Weltwirtschaft und vielfältigen disruptiven Entwicklungen. Einige werden durch die nächste Eigentümergeneration und deren starke Innovationskraft weiterwachsen, andere dagegen das Familienunternehmen vollständig verkaufen oder zumindest fremde Kapitalpartner/Investoren aufnehmen, um das Wachstum weiter zu beschleunigen.
„Familienunternehmen in Deutschland suchen zunächst einmal eine interne Wachstums-Lösung, wenn diese aber nicht gefunden wird oder die Nachfolgeproblematik ansteht, wird häufig ein kompletter Unternehmensverkauf geplant und angegangen“, sagt Harald Link, seit mehr als dreißig Jahren Partner einer spezialisierten M&A-Beratung in Hamburg für professionelle Unterstützung von Planung und Umsetzung von Veränderungen in der Eigentümerstruktur mittelständischer Unternehmen.
„Ein Verkauf an einen strategischen Käufer ist die primäre Option, gefolgt von einer Veräußerung an einen Finanzinvestor aus der Private Equity-Industrie oder an Family Offices bzw. vermögende Privatinvestoren. Die Umwandlung des mittelständischen Unternehmens in eine Aktiengesellschaft und ein Gang an die Börse ist die am wenigsten beliebte „Ausstiegsalternative“ im Mittelstand, weiß Link zu berichten.
Ein Beispiel für einen erfolgreichen Verkauf an einen Strategen ist die kürzliche Veräußerung von Wirtgen - einem 1961 gegründeten Hersteller von hochwertigen Baumaschinen und Ausrüstung für Straßenbau und Mining mit Sitz in Windhagen, südlich von Köln, einer mittelständisch strukturierten und in Familienbesitz befindliche Gruppe mit rasantem Wachstum. Die Brüder Stefan und Jürgen Wirtgen, Eigentümer in zweiter Generation von Wirtgen, nannten als Grund für den Verkauf eine Zukunftssicherung der Gruppe sowie langfristiger Schutz der Arbeitsplätze und entschieden sich - angesichts eines Angebotes, das zu attraktiv war, um es abzulehnen - für eine Veräußerung an den US-Konzern John Deere.
Wirtgen ist ein gutes Beispiel dafür, dass Unternehmen zunehmend an ausländische strategische Käufer veräußert werden, die vermehrt Zugang und Kontrolle über deutsche Unternehmen mit zukunftsweisender Schlüsseltechnologie suchen. „Käufer aus den USA, China und Indien sind gerade an diesen Spezial-Technologien interessiert und bieten deshalb auch die besten Preise“, berichtet Harald Link.
Andere Unternehmer verkaufen im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie Minderheitsanteile, um hierdurch „frisches“ Kapital und zusätzliche Expertise zu erlangen, gleichzeitig aber weiterhin die unternehmerische Kontrolle zu behalten. Ein Beispiel für diesen Trend ist die Abgabe von einem 20 Prozent-Anteil am Eigenkapital von Otto Bock Healthcare, einer mittelständischen Unternehmensgruppe im Familieneigentum mit Sitz in Duderstadt und Weltmarkt- und Innovationsführer für Prothesen, Orthesen und Rollstühle, an den schwedischen Finanzinvestor EQT Partners, einer vor allem in Nordeuropa und Asien aktiven Investitionsgruppe für Beteiligungskapital.
Vor allem Unternehmen aus der Private Equity-Industrie - inzwischen agieren allein in Deutschland über 1.000 Investitionsfonds - und Family Offices sind derzeit intensiv auf der Suche nach lukrativen Investitionsmöglichkeiten im unternehmerischen Bereich und bereiten sich untereinander und vor allem im gehobenen Mittelstand erheblichen Wettbewerb bei der Jagd nach attraktiven Beteiligungs- oder Übernahme-Zielen.