Deutschland

Riesiger Waldbrand tobt in Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern tobt derzeit der größte Waldbrand in der Geschichte des Bundeslandes.
01.07.2019 13:19
Lesezeit: 3 min

In Mecklenburg-Vorpommern wütet der nach offiziellen Angaben größte Waldbrand in der Geschichte des Bundeslandes. Betroffen seien 430 Hektar (4,3 Quadratkilometer) auf einem früheren Truppenübungsplatz bei Lübtheen etwa 50 Kilometer südwestlich von Schwerin. Das Gelände sei hochgradig mit Munition belastet, was die Löscharbeiten erheblich erschwere, sagte Umweltminister Till Backhaus (SPD): «Die Sicherheit von Leib und Leben hat jetzt oberste Priorität.»

Die Feuerwehrleute dürften sich aus Sicherheitsgründen dem Brandgebiet nur bis auf 1000 Meter nähern. Mit Hilfe von Löschpanzern und Löschhubschraubern werde versucht, das vom Wind immer wieder angefachte Feuer einzudämmen. Die Flammen hätten sich vor allem am Boden ausgebreitet, vereinzelt aber auch schon Baumkronen erreicht. Backhaus und auch Innenminister Lorenz Caffier (CDU) warnten Schaulustige dringend davor, sich dem Brandgebiet zu nähern: «In diesem Gebiet hat niemand etwas zu suchen. Dort besteht höchste Lebensgefahr», sagte Backhaus.

Rauchschwaden zogen bis nach Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Dort waren Menschen aufgerufen, Fenster und Türen geschlossen zu halten, wie aus einer amtlichen Warnung der Regional-Leitstelle Nord-West über die Notfall-Informations- und Nachrichten-App NINA hervorging. Der Brandgeruch war am Montag etwa auch im rund 200 Kilometer entfernten Berlin wahrnehmbar. Die Hauptstadt-Feuerwehr twitterte: «Der Geruch ist lästig, aber nicht gefährlich.»

Selbst bei den Feuerwehren in Leipzig und Dresden gingen am Morgen zahlreiche Anrufe von besorgten Bürgern ein. Sie berichteten, dass es stark nach Rauch rieche, aber nirgends brenne, sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle in Leipzig.

Nach Angaben von Stefan Sternberg (SPD), Landrat des Kreises Ludwigslust-Parchim, wurden in der Nacht und am Morgen drei Ortschaften, die unmittelbar an den Brandherd grenzen, vorsorglich evakuiert. Dabei handele es sich um Alt Jabel, Jessenitz-Werk und Trebs. Betroffen seien insgesamt 650 Menschen, die zumeist bei Verwandten und Bekannten untergekommen seien oder in der Turnhalle von Lübtheen. Zudem sei ein Ferienlager mit 100 Kindern geräumt worden. Die Kinder seien bei ihren Familien in Sicherheit.

«Die Lage ist weiterhin angespannt. Es geht im Moment nicht um das Löschen des Brandes. Es geht um die Sicherung der Ortschaften, um Leib und Leben», sagte Sternberg, der schon am Sonntagabend Katastrophenalarm ausgelöst hatte. Weitere Evakuierungen seien nicht ausgeschlossen. Ein in der Nähe des Brandes liegendes Werk für Deodorants habe aus Sicherheitsgründen die Produktion eingestellt, die Gasleitungen dorthin seien abgestellt worden.

Schon in der vorigen Woche war in dem Waldgebiet östlich Lübtheens auf etwa 6 Hektar ein Feuer ausgebrochen, das nach Behördenangaben aber am Freitag gelöscht war - am Sonntag brach das Feuer dann erneut aus und dehnte sich bei teilweise starken und drehenden Winden rasch aus. Als Ursache vermuten die Behörden Brandstiftung. Den bisherigen Erkenntnissen zufolge soll das Feuer an drei Stellen ausgebrochen sein. Innenmister Caffier wollte sich wegen der laufenden Ermittlungen nicht näher zu dem Verdacht äußern.

Nach Angaben des Ministers befindet sich direkt am Brandherd ein Zerlegungsbetrieb des Munitionsbergungsdienstes, das besonders vor dem Feuer geschützt werde. «Wir haben alle Maßnahmen getroffen, um das zu sichern. Aber das ist natürlich eine zusätzliche, erhebliche Belastung.»

Laut Backhaus liegen auf dem Gelände nicht nur Munition und Granaten von Manövern, sondern auch große Mengen an Sprengmitteln aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Bei Lübtheen habe die Marine ihr Munitions-Hauptlager unterhalten, das 1945 gesprengt worden sei.

Laut Sternberg waren am Montagmorgen knapp 400 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW, DRK und Bundeswehr an der Brandbekämpfung beteiligt. Weitere Kräfte aus Mecklenburg-Vorpommern und auch aus benachbarten Bundesländern seien angefordert worden.

Nach Angaben von Backhaus werden die alten Kiefernbestände seit Jahrzehnten nicht mehr forstlich bewirtschaftet. Somit liege auch extrem trockenes Altholz am Boden. «Das brennt wie Zunder. Und dann bei dieser Witterung. Das ist wirklich eine Riesengefahr.»

 

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...