Die Deutsche Bank rechnet einem Insider zufolge beim geplanten Konzernumbau mit Milliardenkosten. Die Schätzungen beliefen sich auf drei bis fünf Milliarden Euro, sagte eine mit der Angelegenheit angeblich vertraute aber namentlich nicht genannte Person der Nachrichtenagentur Reuters.
Wegen der Belastungen durch den massiven Stellenabbau und den Kahlschlag in der Investmentbanking-Sparte werde die Bank 2019 einen Verlust ausweisen. Deutschlands größtes Geldhaus war erst 2018 nach drei Verlustjahren in die Gewinnzone zurückgekehrt.
Zuletzt hatten Analysten für 2019 noch mit einem Gewinn von 965 Millionen Euro gerechnet, wie aus den auf der Webseite der Bank veröffentlichten Analystenschätzungen hervorging.
Konzernchef Christian Sewing hatte auf der Hauptversammlung Ende Mai erklärt, er sei zu "harten Einschnitten" vor allem bei der seit Jahren darbenden Investmentbank bereit. Details will das Frankfurter Geldhaus zu gegebener Zeit nennen.
Konzernumbau soll Kosten der Deutschen Bank massiv senken
Einem Bericht der Financial Times zufolge will Sewing die jährlichen Kosten des Instituts mithilfe der Kürzungen bis zum Jahr 2022 um rund vier Milliarden Euro senken. Dies ist deutlich ambitionierter, als sein bisheriges Ziel von jährlich einer Milliarde Euro.
Insidern zufolge soll der Aufsichtsrat am kommenden Sonntag die Umbaupläne beraten und beschließen, denen weltweit 15.000 bis 20.000 Stellen zum Opfer fallen sollen - ein Fünftel der Belegschaft von zuletzt rund 91.500 Mitarbeitern.
Außerhalb Europas wird das Institut seine Aktienhandels- und Zinshandelsgeschäfte voraussichtlich deutlich schrumpfen oder sogar komplett schließen. So soll Insidern zufolge das US-Aktienhandelsgeschäft auf ein Minimum reduziert werden, auch der Handel mit Staatsanleihen soll zusammengestrichen werden.
Vor allem die Unternehmens- und Investmentbank des Konzerns, in der aktuell gut 38.000 Menschen beschäftigt sind, dürfte der Schrumpfkurs besonders hart treffen. Aber auch an anderen Bereichen dürfte der Umbau nicht spurlos vorbeigehen. So fallen im Zuge der Integration der Postbank in den Deutsche-Bank-Konzern weitere 2000 Stellen weg.
Bei dem kostspieligen Umbau will die Deutsche Bank Insidern zufolge eine Kapitalerhöhung vermeiden. Um dieses Ziel zu erreichen, will sie auch ihr Kapitalpolster abschmelzen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen Reuters.
Die Bank wolle sich künftig eine Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent zum Ziel setzen, sagte einer der Insider. Bisher hat die Deutsche Bank stets erklärt, eine Kapitalquote von mehr als 13 Prozent halten zu wollen.
Per Ende März lag die harte Kernkapitalquote mit 13,7 Prozent deutlich über den Vorgaben der Aufsicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangte nach früheren Angaben zuletzt ein Kapitalpolster von 11,82 Prozent. Der Financial Times zufolge setzt eine einprozentige Reduzierung der Kernkapitalquote 3,5 Milliarden Euro frei.
Auch in der Führungsetage der Deutschen Bank werden Veränderungen erwartet. Die Financial Times berichtet, dass der Chef der hauseigenen Investmentbank, Garth Ritchie, seinen Posten im Zuge des Umbaus verlassen wird. Sewing werde dessen Aufgaben zusätzlich mit übernehmen.