Die deutsche Industrie hat ihre Talfahrt im Juli beschleunigt. Die Geschäfte liefen so schlecht wie seit 2012 nicht mehr, und der Jobabbau war ebenfalls so stark wie zuletzt vor sieben Jahren, wie aus der monatlichen Umfrage des Instituts IHS Markit unter rund 800 Firmen hervorgeht, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Bei den Dienstleistern sieht es deutlich besser aus, auch wenn die Service-Branche so skeptisch in die Zukunft schaut wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Die Daten signalisierten, dass die Wirtschaft nicht nur im zweiten, sondern auch im dritten Quartal leicht schrumpfen dürfte, sagte Markit-Ökonom Chris Williamson. Damit wäre Deutschland in einer sogenannten technischen Rezession. Davon sprechen Fachleute, wenn das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge sinkt.
Der Markit-Einkaufsmanagerindex für die Industrie fiel um 1,9 auf 43,1 Punkte. Ökonomen hingegen hatten einen leichten Anstieg auf 45,2 Zähler erwartet. Das Barometer liegt damit weiter deutlich unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten. Bei den Dienstleistern gab es einen leichten Rückgang um 0,4 auf 55,4 Punkte. Das Barometer für die gesamte Privatwirtschaft, das beide Bereiche zusammenfasst, fiel stärker als erwartet um 1,2 auf 51,4 Punkte. Der jahrelange Wirtschaftsboom in Deutschland kommt nach Einschätzung der Bundesregierung 2019 fast zum Stillstand. Die Regierung erwartet nur noch 0,5 Prozent Wachstum, nach plus 1,4 Prozent im vergangenen Jahr.
Die schwächelnde Industrie zieht auch die Wirtschaft im Euro-Raum nach unten. Die gesamten Aufträge stagnierten im Juli nahezu und die Firmen blicken so skeptisch nach vorn wie zuletzt Ende 2014, wie das Institut IHS Markit am Mittwoch zu seiner monatlichen Umfrage unter 5000 Unternehmen mitteilte. Der Einkaufsmanagerindex - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel um 0,7 Punkte auf 51,5 Zähler. Das Barometer sank damit auf den tiefsten Stand seit drei Jahren, bleibt aber über der Wachstumsmarke von 50 Punkten. Die Daten signalisierten, dass die Wirtschaft im Euro-Raum im zweiten Quartal um 0,2 Prozent wachsen dürfte, im dritten Quartal dann aber nur noch um 0,1 Prozent, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris William.
Der Index allein für die Industrie fiel um 1,2 auf 46,4 Zähler. "Sorgenkind war zum wiederholten Mal die Industrie, die infolge geopolitischer Spannungen, des Brexits, zunehmend angespannter Handelsbeziehungen und vor allem aber wegen des Schlamassels des Automobilsektors immer tiefer in die Krise rutschte", betonte Williamson.