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Autobauer setzen ihren Zulieferern die Pistole auf die Brust

Der deutschen Autobranche geht es schlecht. Nun legen die Hersteller verstärkt den Druck auf die Zulieferer um. Erste Unternehmen haben jetzt erhebliche Schwierigkeiten.
30.07.2019 17:14
Lesezeit: 2 min

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Die Automobilbranche schwankt derzeit – auch und insbesondere die Zulieferer. Jetzt hat Porsche den Druck auf seine Partner noch einmal erhöht: Der Sportwagen-Hersteller verlangt von ihnen, dass sie Kohlendioxid-neutrale Fabriken bauen sollen. „Wir haben das Thema in unsere Lastenhefte geschrieben und führen dazu Gespräche“, sagte Produktionsvorstand Albrecht Reimold. „Die CO2-neutrale Fabrik ist ein Ausschreibekriterium für Zulieferer“, erklärte der Manager.

Hintergrund: Porsche hatte bereits im schwäbischen Zuffhausen ein Werk errichtet, das die Umwelt weniger belasten soll. Dazu hat das Unternehmen unter anderem zwei neue Block-Heizkraftwerke ans Netz gebracht. Hier wird der neue „Taycan“ hergestellt – ein E-Auto, das 2019 auf den Markt kommen soll und zu 80 Prozent aus Teilen von Zulieferern besteht. Deswegen muss die gesamte Lieferkette mitmachen – nur die Fabrik so umzubauen, reicht nach Meinung des Porsche-Vorstands nicht.

Der Termin ist durchaus ambitioniert: Bis 2026 soll die gesamte Lieferkette weitestgehend C02-neutral sein, so die Pläne des Vorstandes. „Das steht für uns an erster Stelle“, fügte Vorstand Reimold hinzu. „Wir wollen das nicht über Zertifikate erreichen, sondern durch reduzieren und optimieren."

Auch BMW will „mehr Leistung“ von den Zulieferern

Damit folgt Porsche den schärferen Vorgaben, die der Mutterkonzern VW seit dem 1. Juli bei der Vergabe von Aufträgen an die Zulieferer macht. Das Wolfsburger Unternehmen hat ein sogenanntes S-Rating eingeführt, das unter anderem vorsieht, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ auch beim Einkaufsprozess berücksichtigt werden muss. Das Rating bezieht sich auch auf die Umweltauswirkungen sowie auf soziale Inhalte.

Doch ist der VW-Konzern derzeit nicht der einzige, der höhere Anforderungen an seine Partner stellt. So hatte BMW-Vorstand Andreas Wendt in einem Interview mit dem Fachblatt „Automobil Produktion“ die Zulieferer „zu noch mehr Leistung“ aufgefordert.

Die gesamte Autoindustrie steht derzeit unter massivem Druck. Denn die Absatzzahlen waren in den ersten sechs Monaten stark rückläufig. Die Zulassungen von Neuwagen in der EU war im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,8 Prozent eingebrochen. Die Zahlen sind seit der Einführung des neuen Abgas- und Verbrauchsprüfungsverfahrens im September 2018 stetig zurück gegangen. Darüber hinaus belasten Produktionsausfälle die Branche. Das hat dazu geführt, dass die Hersteller weltweit einen starken Abbau von Arbeitsplätzen planen.

Schaeffler, Leoni und Eisenmann mit teilweisen massiven Problemen

Wie schwierig die Entwicklung derzeit ist, wird auch an vielen Maßnahmen deutlich, die derzeit viele Autozulieferer treffen. So hat Schaeffler seine Umsatz- und Gewinnerwartungen für das laufenden Jahr nach unten korrigiert. Der Grund: Ein Ergebniseinbruch im zweiten Quartal. Das Unternehmen geht zudem davon aus, dass die Weltproduktion um vier Prozent zurückgeht. Im Februar hatte der Vorstand noch mit einem Rückgang von nur einem Prozent gerechnet.

Doch das ist noch nicht alles: Leoni sucht aufgrund der angespannten Situation nach einem Käufer, der seine Kabelsparte zumindest teilweise übernimmt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters will das Unternehmen das Interesse von Konkurrenten wecken – unter anderem vom Schweizer Mitbewerber Huber + Suhner.

Der Zulieferer Eisenmann meldete sogar Insolvenz an. Dabei stehen 3.000 Jobs auf dem Spiel. „Wir fokussieren uns auf unser Kerngeschäft und wollen mit der Sanierung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens die strategische Neuausrichtung der Eisenmann Gruppe vorantreiben, um so schnell wie möglich zu einem profitablen Geschäft zurückzukehren“, heißt es in der offiziellen Erklärung.

Zuvor hatten schon bedeutende Zulieferer wie Weber Automotive, Aumann und Marquardt Insolvenz angemeldet beziehungsweise die Verschiebung hunderter Stellen ins günstigere Ausland angekündigt. Das Problem: Die Autobranche steuert acht Prozent zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Das heißt, wenn dieser Wirtschaftszweig Schwierigkeiten hat, könnte sich dies auf die gesamte wirtschaftliche Entwicklung negativ auswirken, wie das Minus beim Wirtschaftswachstum im dritten Quartal 2018 zeigte.

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