Gemischtes

Osram ist nächstes Opfer der deutschen Autokrise

Das Traditionsunternehmen Osram ist in schweres Fahrwasser geraten, weil Kunden aus der Automobilindustrie kaum noch Scheinwerfer bestellen.
31.07.2019 10:59
Lesezeit: 2 min

Beim tief in den roten Zahlen steckenden Beleuchtungsmittelhersteller Osram ist vorerst keine Besserung der Lage in Sicht. Unter dem Strich stand für die Aktionäre ein Nettoverlust von 43 Millionen Euro, wie Osram am Mittwoch in München mitteilte. Der Umsatz des zum Verkauf stehenden Traditionsunternehmens brach um knapp 15 Prozent auf 850 Millionen Euro ein. «Eine Belebung des Geschäfts ist ausgeblieben», sagte Vorstandschef Olaf Berlien.

Aufsichtsrat und Vorstand empfahlen den Osram-Aktionären erneut, das Übernahmeangebot der zwei US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle anzunehmen, die einen Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen zugesagt haben. Die Amerikaner bieten 35 Euro je Aktie in bar, in der Summe sind das knapp 3,4 Milliarden Euro. Die Annahmefrist für die Aktionäre des im MDax notierten Unternehmens läuft bis zum 5. September.

Nach wie vor unwillkommen in der Osram-Chefetage ist dagegen das Interesse des österreichischen Sensorherstellers AMS, der mit einer feindlichen Übernahme auf Pump liebäugelt. Die US-Finanzinvestoren haben den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen zugesagt, gegen eine Übernahme durch die Österreicher wehrt sich nicht nur der Osram-Vorstand, sondern auch die IG Metall.

Hauptursache der Tristesse bei Osram ist die Krise der Autoindustrie, für Osram die wichtigste Kundengruppe. Da sich die Produktionszahlen der Autohersteller im Sinkflug befinden, kaufen diese auch weniger Beleuchtung ein. «Viele Kunden haben ihre 2018 vereinbarten Auftragsvolumina unterschritten», sagte Berlien dazu.

Einziger Lichtblick ist offensichtlich der chinesische Markt, wo die Nachfrage nach einem Einbruch Ende vergangenen Jahres inzwischen wieder leicht anzieht: «Hier hat man das Gefühl, dass die Badewanne den tiefsten Punkt hinter sich hätte», sagte der Osram-Chef. In Nordamerika und Europa hingegen sei die Nachfrage «absolut flat».

Schon in den zwei Vorquartalen hatte Osram rote Zahlen geschrieben, sodass nach neun Monaten des Geschäftsjahres nun ein dreistelliger Millionenverlust angefallen ist. Das Unternehmen erwartet für das gesamte Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang von 11 bis 14 Prozent. Das Unternehmen hatte im Herbst ein Sparprogramm aufgelegt, das die Kosten bis 2022 um 200 Millionen Euro senken soll.

Das Unternehmen hat insgesamt drei Geschäftsbereiche, neben dem Autolicht sind das optische Halbleiter und digitale Anwendungen. Letztere umfasst eine ganze Reihe von Produkten von elektronischen Komponenten über Lichtsysteme bis zu Software für Lichtmanagement und Fassadenbeleuchtung. In allen drei Geschäftsbereichen ging es im Vergleich zum Vorjahr im dritten Quartal zweistellig abwärts: Die optischen Halbleiter verzeichneten ein Umsatzminus von 21 Prozent, Autobeleuchtung und Digitales jeweils von 12,5 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...