Der Handelskrieg zwischen den USA und China, der von beiden Seiten mit immer höheren Strafzöllen geführt wird, wandelt sich immer mehr auch in einen Währungskrieg. So haben die Chinesen ihre Währung zuletzt auf seinen tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren fallen lassen. Seit Montag kostet ein Dollar mehr als 7 Yuan. In der Folge entschied das US-Finanzministerium, China offiziell als Währungsmanipulator zu führen. Und US-Präsident Donald Trump forderte die Federal Reserve über Twitter zu Gegenmaßnahmen gegen die chinesische Zentralbank auf.
Doch die Abwertung des Yuan, mit deren Hilfe die Führung in Peking die Folgen der US-Strafzölle auf chinesische Waren abfedern will, hat weiter gehende Auswirkungen und setzt nicht nur die USA, sondern vor allem auch die Schweiz und Japan zunehmend unter Druck, während Gold profitiert.
Gold ist größter Gewinner im Währungskrieg
Der möglicherweise weiter eskalierende Währungskrieg hat jene Vermögenswerte, die als sichere Häfen angesehen werden, auf neue Höchststände getrieben. Der Goldpreis in Dollar hat seit Montag um mehr als 3 Prozent zugelegt und liegt jetzt 16 Prozent höher als noch zu Jahresbeginn. Er durchbrach am Mittwoch die Marke von 1.500 Dollar je Feinunze.
Gemessen in britischem Pfund, japanischem Yen, australischem Dollar, kanadischem Dollar, indischer Rupie und chinesischem Yuan liegt der Goldpreis derzeit auf einem Allzeithoch. Gemessen in Schweizer Franken und Euro ist Gold so teuer wie zuletzt im Jahr 2013 beziehungsweise im Jahr 2012.
Neben Gold hat seit Montag auch der japanische Yen, die bisher leistungsstärkste große Währung des laufenden Jahres, gegenüber dem Dollar um fast 3 Prozent zugelegt. Und der Schweizer Franken hat gegenüber dem Euro das stärkste Niveau seit Juni 2017 erreicht. Ein Euro kostet aktuell nur 1,09 Franken noch.
Der eskalierende Handelskrieg und eine sich abschwächende Konjunktur lassen erwarten, dass die Nachfrage nach Franken und Yen anhält. Sowohl die Schweizerische Nationalbank als auch die japanische Notenbank haben in der Vergangenheit an den Devisenmärkten regelmäßig interveniert, wenn ihre jeweiligen Währungen sehr stark wurden.
Adriel Jost, Leiter der Wirtschaftsabteilung der Zürcher Unternehmensberatung Wellershoff & Partners, sagte er der Financial Times, dass die starke Nachfrage nach dem Schweizer Franken "wahrscheinlich" bereits zu weiteren Interventionen der SNB geführt hat.
Schweizer Notenbank interveniert bereits
Daten der Schweizerischen Nationalbank deuten tatsächlich darauf hin, dass sie in den letzten zwei Wochen erstmals seit zwei Jahren mit dem Verkauf von Franken begonnen hat, um seine weitere Aufwertung aufzuhalten. Die SNB lehnt es ab, sich zu Währungsinterventionen zu äußern.
Laut Jost wird die Abwertung des Yuan durch China die gegenseitigen Schuldzuweisungen weiter anheizen. "Die SNB kommt nicht umhin, an diesem Spiel teilzunehmen." Wahrscheinlich werde sie weiterhin an den Devisenmärkten intervenieren, statt den Leitzins noch tiefer in den negativen Bereich zu senken.
Die US-Notenbank hat den Leitzins auf ihrer Sitzung im Juli erstmals seit 2008 gesenkt, während die Europäische Zentralbank signalisiert hat, dass sie bereit ist, mit der Lockerung der monetären Bedingungen zu beginnen, möglicherweise bereits im September.
Die japanische Zentralbank hingegen, die einst an vorderster Front bei innovativen geldpolitischen Maßnahmen wie der quantitativen Lockerung stand, hat bisher nicht reagiert. Zuletzt intervenierte sie im Jahr 2011 an den Devisenmärkten in Absprache mit EZB und Federal Reserve.
Die aktuelle Tatenlosigkeit der japanischen Zentralbank sei "merkwürdig", zitiert die Financial Times den Währungsanalysten Ed Al-Husseiny. Denn den aktuellen Dollarkursniveau um 105 Yen habe die Zentralbank in der Vergangenheit als ein Niveau angesehen, bei dem Interventionen nötig sind.
Auch eine weitere Schwächung des Dollar durch die USA ist möglich, vor allem wenn China seine Währung weiter abschwächt, sagen die Analysten von JPMorgan. Wenn der Yuan bis zum nächsten Jahr weiter in Richtung 7,5 Yuan pro Dollar abfalle, so werde ein Eingreifen der Fed wahrscheinlicher.