Finanzen

Währungskrieg treibt Investoren in Gold und Schweizer Franken

Lesezeit: 2 min
07.08.2019 15:47
Die Abschwächung des chinesischen Yuan hat die Nachfrage nach Gold und Schweizer Franken beflügelt. Der Goldpreis durchbrach am Mittwoch die Marke von 1500 Dollar. Und die nächsten Schritte im Währungskrieg sind bereits absehbar.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Handelskrieg zwischen den USA und China, der von beiden Seiten mit immer höheren Strafzöllen geführt wird, wandelt sich immer mehr auch in einen Währungskrieg. So haben die Chinesen ihre Währung zuletzt auf seinen tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren fallen lassen. Seit Montag kostet ein Dollar mehr als 7 Yuan. In der Folge entschied das US-Finanzministerium, China offiziell als Währungsmanipulator zu führen. Und US-Präsident Donald Trump forderte die Federal Reserve über Twitter zu Gegenmaßnahmen gegen die chinesische Zentralbank auf.

Doch die Abwertung des Yuan, mit deren Hilfe die Führung in Peking die Folgen der US-Strafzölle auf chinesische Waren abfedern will, hat weiter gehende Auswirkungen und setzt nicht nur die USA, sondern vor allem auch die Schweiz und Japan zunehmend unter Druck, während Gold profitiert.

Gold ist größter Gewinner im Währungskrieg

Der möglicherweise weiter eskalierende Währungskrieg hat jene Vermögenswerte, die als sichere Häfen angesehen werden, auf neue Höchststände getrieben. Der Goldpreis in Dollar hat seit Montag um mehr als 3 Prozent zugelegt und liegt jetzt 16 Prozent höher als noch zu Jahresbeginn. Er durchbrach am Mittwoch die Marke von 1.500 Dollar je Feinunze.

Gemessen in britischem Pfund, japanischem Yen, australischem Dollar, kanadischem Dollar, indischer Rupie und chinesischem Yuan liegt der Goldpreis derzeit auf einem Allzeithoch. Gemessen in Schweizer Franken und Euro ist Gold so teuer wie zuletzt im Jahr 2013 beziehungsweise im Jahr 2012.

Neben Gold hat seit Montag auch der japanische Yen, die bisher leistungsstärkste große Währung des laufenden Jahres, gegenüber dem Dollar um fast 3 Prozent zugelegt. Und der Schweizer Franken hat gegenüber dem Euro das stärkste Niveau seit Juni 2017 erreicht. Ein Euro kostet aktuell nur 1,09 Franken noch.

Der eskalierende Handelskrieg und eine sich abschwächende Konjunktur lassen erwarten, dass die Nachfrage nach Franken und Yen anhält. Sowohl die Schweizerische Nationalbank als auch die japanische Notenbank haben in der Vergangenheit an den Devisenmärkten regelmäßig interveniert, wenn ihre jeweiligen Währungen sehr stark wurden.

Adriel Jost, Leiter der Wirtschaftsabteilung der Zürcher Unternehmensberatung Wellershoff & Partners, sagte er der Financial Times, dass die starke Nachfrage nach dem Schweizer Franken "wahrscheinlich" bereits zu weiteren Interventionen der SNB geführt hat.

Schweizer Notenbank interveniert bereits

Daten der Schweizerischen Nationalbank deuten tatsächlich darauf hin, dass sie in den letzten zwei Wochen erstmals seit zwei Jahren mit dem Verkauf von Franken begonnen hat, um seine weitere Aufwertung aufzuhalten. Die SNB lehnt es ab, sich zu Währungsinterventionen zu äußern.

Laut Jost wird die Abwertung des Yuan durch China die gegenseitigen Schuldzuweisungen weiter anheizen. "Die SNB kommt nicht umhin, an diesem Spiel teilzunehmen." Wahrscheinlich werde sie weiterhin an den Devisenmärkten intervenieren, statt den Leitzins noch tiefer in den negativen Bereich zu senken.

Die US-Notenbank hat den Leitzins auf ihrer Sitzung im Juli erstmals seit 2008 gesenkt, während die Europäische Zentralbank signalisiert hat, dass sie bereit ist, mit der Lockerung der monetären Bedingungen zu beginnen, möglicherweise bereits im September.

Die japanische Zentralbank hingegen, die einst an vorderster Front bei innovativen geldpolitischen Maßnahmen wie der quantitativen Lockerung stand, hat bisher nicht reagiert. Zuletzt intervenierte sie im Jahr 2011 an den Devisenmärkten in Absprache mit EZB und Federal Reserve.

Die aktuelle Tatenlosigkeit der japanischen Zentralbank sei "merkwürdig", zitiert die Financial Times den Währungsanalysten Ed Al-Husseiny. Denn den aktuellen Dollarkursniveau um 105 Yen habe die Zentralbank in der Vergangenheit als ein Niveau angesehen, bei dem Interventionen nötig sind.

Auch eine weitere Schwächung des Dollar durch die USA ist möglich, vor allem wenn China seine Währung weiter abschwächt, sagen die Analysten von JPMorgan. Wenn der Yuan bis zum nächsten Jahr weiter in Richtung 7,5 Yuan pro Dollar abfalle, so werde ein Eingreifen der Fed wahrscheinlicher.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...