Finanzen
Sparer werden enteignet

Finanzministerium prüft Verbot von Negativzinsen

Nach einem Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Söder prüft Finanzminister Scholz, ob es Banken untersagt werden kann, Negativzinsen auf Girokonten zu erheben.
22.08.2019 11:34
Lesezeit: 1 min

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) prüft einem Zeitungsbericht zufolge, ob es ein staatliches Verbot von Negativzinsen für Kleinsparer geben kann. Das Bundesfinanzministerium habe eine Prüfung veranlasst, ob es der Bundesregierung rechtlich überhaupt möglich sei, Kleinsparer vor solchen Negativzinsen zu schützen, sagte Scholz den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Donnerstag laut Vorabbericht. Diese Prüfung sei aber kompliziert und werde gewisse Zeit dauern.

Der Finanzminister reagierte damit auf einen Vorschlag des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). Bayern will im Bundesrat beantragen, dass Beträge bis 100.000 Euro grundsätzlich von solchen Strafzinsen ausgenommen werden.

Scholz nannte Negativzinsen in den Funke-Zeitungen "eine echte Belastung für private Sparer". Es freue ihn, dass Söder das auch so sehe. Der Finanzminister forderte die Kreditinstitute auf, die Strafzinsen möglichst ohne Verbot zu vermeiden: "Ich finde es keine gute Idee, wenn Banken Strafzinsen erheben für Guthaben auf Girokonten oder Tagesgeldkonten. Am besten wäre es, wenn die Banken das einfach lassen."

Dagegen kritisierte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, Söders Vorstoß. "Diese Forderung ist populistisch und geht völlig an der Realität vorbei", sagte Fratzscher der "Passauer Neuen Presse". Politik könne Banken nicht vorschreiben, wie sie ihr Geschäft gestalten sollen. "Das ist ein Eingriff in die Marktwirtschaft, in Unternehmen wie Banken, der der Politik nicht zusteht."

Zwar treffe Söder angesichts der Sorge von Kleinsparern mit seinem Vorschlag "einen Nerv", führte der Wirtschaftsprofessor aus. Wenn Söder sich mit seinen Plänen durchsetze, dürften aber "noch mehr Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisen-Banken in die Verlustzone gleiten und abgewickelt werden müssen". Im Extremfall könne das zur "Destabilisierung des deutschen Bankensystems führen", warnte Fratzscher.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der XRP-ETF-Markt steht vor einem bedeutenden Wandel: Bereitet er den Weg für ein herausragendes Jahr 2026?

Der Kryptowährungsmarkt steht erneut vor einem potenziellen Wendepunkt. Während Bitcoin und Ethereum im Fokus institutioneller Anleger...

DWN
Finanzen
Finanzen VW-Aktie: Volkswagen startet Batteriefabrik in Salzgitter
17.12.2025

Volkswagen startet in Salzgitter die eigene Zellproduktion – ein strategischer Schritt mit Signalwirkung für Europa und direkt relevant...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wertvollstes deutsches Start-up: Trade Republic-Bewertung bei 12,5 Milliarden Euro – Frust im Kundenservice
17.12.2025

Trade Republic wächst rasant, zieht neue Spitzeninvestoren an und erreicht einen Milliarden-Unternehmenswert. Gleichzeitig mehren sich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Karamalz-Übernahme: Veltins setzt auf Malz-Potenzial und greift Krombacher an
17.12.2025

Die Karamalz-Übernahme durch Veltins wirbelt den Markt für Malzgetränke durcheinander: Produktion, Vertrieb und Konkurrenz verschieben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IEA sieht Kohle-Nachfrage 2025 auf Rekordkurs
17.12.2025

Die Kohle-Nachfrage steuert laut Internationaler Energieagentur (IEA) auf einen neuen Rekord zu – doch regional verlaufen die Trends...

DWN
Politik
Politik Erst Drogen, jetzt Öl: Was Trump mit Venezuela plant – Fragen und Antworten
17.12.2025

Videos von US-Einsätzen in der Karibik, Vorwürfe gegen Maduro, und plötzlich rückt Öl ins Zentrum: Trump verschärft den Druck auf...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Batteriefirma CustomCells nach Insolvenz: Itzehoe bleibt – Restrukturierung abgeschlossen
17.12.2025

CustomCells hat monatelang unter Insolvenzbedingungen umgebaut – und meldet nun Vollzug. Was bedeutet das für Standorte, Jobs und die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Schlüsselindustrie pessimistisch: Stimmung im Maschinenbau verschlechtert sich
17.12.2025

Vierte Negativprognose in Folge: Zunehmender Kostendruck, teure Rohstoffe und schwache Nachfrage. Mehr als die Hälfte der deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EZB-Zinsentscheid: Steht Europas Geldpolitik vor einem Kurswechsel?
17.12.2025

Die Geldpolitik in Europa gerät in Bewegung, während sich die Signale der Europäischen Zentralbank spürbar verändern. Deutet der...