Politik

Philippinen verkünden in China radikale Trennung von den USA

Lesezeit: 2 min
21.10.2016 01:54
Der philippinische Präsident Duterte hat bei einem Staatsbesuch in Peking überraschend den völligen Bruch mit den USA verkündet. Sollte es tatsächlich zu einer Trennung kommen, verlieren die USA ihren wichtigsten Verbündeten in der Region.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
China  
USA  
Geopolitik  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ludovic Ehret von der AFP berichtet:

Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat während eines Staatsbesuchs in China mit dem langjährigen Verbündeten USA gebrochen und damit die Annäherung seines Landes an Peking demonstriert. "Ich verkünde meine Trennung von den USA", sagte Duterte am Donnerstag bei einem Wirtschaftsforum in der chinesischen Hauptstadt. Washington wurde nach eigenen Angaben bislang nicht über das Aus der lange Zeit engen Kooperation informiert.

Schon am Mittwoch sagte Duterte bei einer Rede vor Angehörigen der philippinischen Minderheit in Peking, sein Land habe kaum von der Kooperation mit den USA profitiert. "Ihr seid wegen eurer eigenen Interessen in meinem Land geblieben, jetzt ist es Zeit, auf Wiedersehen zu sagen", sagte Duterte Richtung Washington. Der zwischen China und Indonesien gelegene Inselstaat war bis 1946 eine US-Kolonie.

Die US-Regierung weiß bislang nichts vom Ende der Kooperation. "Auf unseren offiziellen Kanälen hat uns noch keine Anfrage erreicht, unsere Unterstützung für oder Zusammenarbeit mit den Philippinen einzustellen", sagte ein US-Regierungsvertreter. Die Beziehungen zur früheren Kolonialmacht sind seit Dutertes Amtsantritt deutlich abgekühlt. Dieser beleidigte bei seinem Besuch in Peking erneut US-Präsident Barack Obama als "Hurensohn".

Duterte hatte bereits in der Vergangenheit gedroht, gemeinsame Militärübungen mit den USA zu beenden. Die gemeinsamen Patrouillen mit den USA im Südchinesischen Meer sind bereits vorläufig ausgesetzt. In der Region stehen sich China und die Philippinen, Malaysia, Vietnam und Brunei in einem Territorialstreit gegenüber.

Peking beansprucht den größten Teil eines mehr als drei Millionen Quadratkilometer großen Gebiets im Südchinesischen Meer für sich. Das Schiedsgericht in Den Haag hatte Mitte Juli die Ansprüche Chinas als rechtlich unbegründet zurückgewiesen und damit einer Klage von Dutertes Amtsvorgänger Benigno Aquino Recht gegeben.

Während Dutertes viertägigem Staatsbesuch ist dieser Konflikt offiziell kein Thema: Chinas Präsident Xi Jinping empfing seinen Gast in der Großen Halle des Volkes und mit militärischen Ehren. Xi bezeichnete die beiden Länder als "Nachbarn", die "keinen Grund für Feindseligkeit oder Konfrontation" hätten, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete.

Mit Blick auf die Gebietsstreitigkeiten sagte Xi demnach, Meinungsverschiedenheiten müssten "durch Dialog und bilaterale Gespräche" gelöst werden. Er sei bereit, "schwierige Themen vorübergehend zurückzustellen". Duterte sagte dazu im chinesischen Fernsehen, er wolle das Thema "ein anderes Mal" ansprechen.

Duterte reiste mit einer Delegation von 400 Geschäftsleuten nach Peking. Gemeinsam mit Xi nahm er nach Angaben des chinesischen Außenministeriums an der Unterzeichnung von 13 bilateralen Verträgen über eine Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Infrastruktur und Landwirtschaft teil.

Derweil wurde auf den Philippinen die Suspendierung von 49 Polizisten bekannt gegeben. Damit reagierte Polizeichef Ronald Dela Rosa auf einen Zwischenfall vor der US-Botschaft in Manila. Dort waren am Mittwoch bei Zusammenstößen während einer Solidaritätskundgebung für Dutertes Außenpolitik 30 Demonstranten und 32 Polizisten verletzt worden.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirecard-Zivilprozess: Ein Musterkläger für 8500 Aktionäre - Kommt eine Entschädigung für Aktionäre?
21.11.2024

Holen sich Wirecard-Aktionäre jetzt eine Milliarden-Entschädigung von EY? Viereinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite geht es vor dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel
21.11.2024

Seit 1994 hat die Industrie ihre Lage nicht mehr so schlecht eingeschätzt, sagt das ifo Institut. Im EU-Vergleich stehen deutsche...

DWN
Panorama
Panorama Finnland startet Ermittlungen zum Kabelschaden in der Ostsee
21.11.2024

Nachdem die schwedischen Behörden bereits tätig wurden, hat nun auch die finnische Kriminalpolizei Ermittlungen zu einem Kabelschaden in...