Politik

Übernahme: Kartellbehörden halten Syngenta und ChemChina hin

Die Übernahme von Syngenta verzögert sich offenbar bis ins Jahr 2017. Der Chemieriese ChemChina hatte sich geweigert, den EU-Kartellbehörden Zugeständnisse zu machen. Die Kartellbehörden wollen mehr Informationen.
25.10.2016 14:55
Lesezeit: 2 min

Die laufende Konsolidierung der Agrochemiebranche bremst die geplante Übernahme der Schweizer Syngenta durch den chinesischen Staatskonzern ChemChina. Der Pflanzenschutz-Weltmarktführer aus Basel erwartet den Abschluss der 43-Milliarden-Dollar-Transaktion nicht mehr im laufenden Jahr, sondern erst um das Ende des ersten Quartals 2017, wie Syngenta-Chef Erik Fyrwald am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Der im September angekündigte Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto durch Bayer hat offenbar die Kartellbehörden alarmiert. "Seit dann haben sowohl die USA als auch die EU viel mehr Fragen und fordern viel mehr Einzelheiten", erklärte Fyrwald.

Der Europäischen Union (EU) will ChemChina einem Insider zufolge weitergehende Zugeständnisse anbieten, um grünes Licht den bislang größten Auslandszukauf eines chinesischen Unternehmens zu erhalten. Das berichtet Reuters. ChemChina habe der EU im September in Aussicht gestellt, Bereiche der Agrochemietochter Adama Agricultural Solutions im Wert von rund 20 Millionen Dollar zu verkaufen. Aber die EU-Kommission habe das Angebot als ungenügend eingestuft und mögliche Maßnahmen genannt. ChemChina sei bereit nachzulegen, um die Anforderungen der EU zu erfüllen. Bis am Freitag muss die EU entscheiden, ob sie die Transaktion genauer unter die Lupe nimmt. "Das ist wahrscheinlich und wir erwarten das, aber es ist nicht sicher", sagte Fyrwald.

In den USA stehe Syngenta bereit, eine Genehmigung für den im Februar eingefädelten Deal zu beantragen. Voraussetzung dafür sei eine Rückmeldung der US-Kartellbehörde FTC, die in den kommenden Tagen eintreffen dürfte. Angesichts der geringen Überschneidungen führt der Zusammenschluss von Syngenta und ChemChina Fyrwald zufolge kaum zu einer Einschränkung des Wettbewerbs. "Wir sind weiterhin sehr zuversichtlich, dass unser Deal durchkommt", sagte der Amerikaner. Analysten stimmen ihm zu. Jeremy Redenius vom Broker Bernstein veranschlagt die Erfolgs-Wahrscheinlichkeit auf 95 Prozent. Auch die Anleger reagierten erleichtert, dass die Transaktion immer noch auf Kurs ist, wenn auch mit Verzögerung. Die Syngenta-Aktie stieg um zwei Prozent auf 405 Franken, notiert damit aber immer noch deutlich unter dem Angebotspreis der Chinesen.

In der Branche findet zur Zeit eine Art Endspiel unter den großen Anbietern statt, bei dem bisher einzig BASF außen vor blieb. Bereits vor der 66 Milliarden-Dollar-Transaktion von Bayer wurde der Zusammenschluss der US-Konzerne Dow Chemical und Dupont auf den Weg gebracht. Ein wichtiger Treiber sind die schwierigen Marktbedingungen, die nach Einschätzung von Syngenta auch 2017 anhalten dürften. Im dritten Quartal verbuchten die Schweizer einen Umsatzrückgang von drei Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar und verfehlte damit die Analystenerwartungen.

Gerüchten über eine weitere Megafusion im Sektor nahm Syngenta-Chef Fyrwald aber den Wind aus den Segeln. Medien hatte kürzlich berichtet, dass ChemChina und Sinochem Insidern zufolge eine Fusion zu einem neuen Weltmarktführer sondieren. "ChemChina hat uns wiederholt versichert, dass sie mit Sinochem nicht über einen Zusammenschluss reden", sagte der Syngenta-Chef. Sollte es in den nächsten Wochen doch so weit kommen, dürften die Kartellbehörden Experten zufolge allerdings die Syngenta-Übernahme erneut aufrollen.

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