Das in Istanbul geplante Konzert-Projekt der Dresdner Sinfoniker zum türkischen Massaker an den Armeniern findet nicht statt. „Die Räumlichkeiten des Generalkonsulats in Istanbul stehen am 13. November nicht zur Verfügung“, hieß es am Dienstag im Auswärtigen Amt in Berlin. Die Einladungen zu der Veranstaltung seien „ohne Beteiligung des Auswärtigen Amts erfolgt“, verlautete aus dem Ministerium weiter.
Der Bundestag hatte am 2. Juni eine Resolution verabschiedet, um den Völkermord-Vorwurf gegen die Türkei zu unterstreichen. Der Resolution war ein gemeinsamer Antrag der CDU/CSU, SPD und der Grünen vorausgegangen. Die türkische Regierung protestierte scharf gegen den deutschen Parlamentsbeschluss.
Die Dresdner Sinfoniker wollten ihr Stück „Aghet“ (Katastrophe) aufführen, das 2015 in Berlin Premiere hatte, ohne dass es für Ärger gesorgt hatte. Im Orchester spielen türkische und armenische Musiker. Stein des Anstoßes sind die Texte, die gelesen oder von einem Chor vorgetragen werden, ebenso wie der Titel. „Aghet“ ist einer der Ausdrücke der Armenier für die Massaker.
Die Türkei wehrt sich seit langem gegen die Einstufung der Massaker, bei dem nach armenischen Angaben zwischen 1915 und 1917 mindestens eineinhalb Millionen Menschen ums Leben kamen, als „Völkermord“. Ankara spricht dagegen von 300.000 bis 500.000 getöteten Armeniern und ebenso vielen Toten auf Seiten der Türken bei bürgerkriegsartigen Kämpfen und Hungersnöten.
Der Europäischen Menschengerichtshof folgt der Argumentation der Türkei, wonach die Massaker an den Armeniern im Jahr 1915 nicht als Völkermord einzustufen seien, weil es weder einen staatlichen Befehl noch einen Vorsatz zur Tötung von Armeniern gegeben habe und bei den Ereignissen auch Muslime Opfer von Massakern gewesen sind, die vom Gericht ebenfalls nicht als Völkermord eingestuft wurden.