Politik

Türkei: Konsumenten-Wut wegen Energiepreis-Explosion

Um fast 20 Prozent wurde der Erdgaspreis am vergangenen Wochenende in der Türkei angehoben. Beim Strom sieht es nicht viel besser aus. Auch hier sollen Privathaushalte knapp 10 Prozent mehr zahlen. Die Verbraucher fühlen sich von der Regierung belogen. Die Erhöhungen seien „ungerechtfertigt und skrupellos“, erklärt die Föderation der Verbraucherorganisationen.
02.04.2012 17:06
Lesezeit: 2 min

In der Türkei wurden erneut die Energiepreise erhöht. Konsumentenschützer sprechen von Wucherpreisen. Das türkische Pipeline Unternehmen BOTAŞ erklärte, die Erdgaspreise werden sich für den Konsumenten um 18,7 Prozent erhöhen. Doch damit nicht genug, auch die Regulationsbehörde für den Energiemarkt (EPDK) verkündete eine Erhöhung von 9,3 Prozent der Strompreise für Privathaushalte. Für die Industrie erhöht sich der Preis pro kWh um 8,7 Prozent.

„Die Erhöhungen müssen sofort rückgängig gemacht werden. Wenn das nicht passiert werden wir die Sache vor Gericht bringen. Mit jedem Tag werden unsere Aktionen und Proteste größer werden“, erklärte die Föderation der Verbraucherorganisationen in der Türkei (TÖF) den Deutsch Türkischen Nachrichten. Die Preiserhöhung sind für sie „ungerechtfertigt und skrupellos“. „Wir wissen, dass die unzumutbaren Preiserhöhungen schon bald die Grundbedürfnisse des Verbrauchers bis hin zu Grundnahrungsmitteln beeinträchtigen werden“, so die Föderation.

Die Energiekosten sind alles andere als erschwinglich für die Bevölkerung. An allen Enden wird gespart, um die hohen Rechnungen bezahlen zu können. „Die Preiserhöhungen sind für die Konsumenten zu einer Folter geworden“, sagt die TÖF.

Die Regierung ist in Erklärungsnot und schiebt die Schuld von sich. „Der Anstieg ist auf die Rohölpreise, die schwache Lira, den Arabischen Frühling und den Iran-Israel-Konflikt zurückzuführen“, so Energieministers Taner Yıldız. Er versucht die Bevölkerung zu beruhigen, indem er betont, das sei nur das kleinere Übel. „Wenn wir mit Russland im vergangenen Jahr nicht eine Preissenkung für Erdgas vereinbart hätten, wären die Preiserhöhungen jetzt zweimal so hoch“, sagt Yıldız.

Die TÖF glaubt das nicht. „Die Erklärungen in der Öffentlichkeit spiegeln nicht die Wahrheit wieder, die Konsumenten werden belogen“, sagt diese. Dass sich die Konsumenten hier betrogen fühlen, läge daran, dass Preissenkungen von 10 Prozent, die es in der Vergangenheit gegeben hat, nicht auf den Rechnungen der Haushalte erschienen. Die derzeitige Erhöhung sei nach Angaben der Föderation vielmehr darauf zurückzuführen, dass BOTAŞ und der EPDK die Situation für den eigenen Vorteil ausnutzen.

Der EDPK erklärte, dass die Stromverbraucher mit ca. zwei Euro mehr im Monat rechnen müssen. Der Preis hat sich auf 13,7 Cent pro kWh erhöht. Eine vierköpfige Familie verbraucht in der Türkei 150 kWh im Monat. Während diese bisher im Durchschnitt 18,6 Euro zahlen musste, sind es durch die Erhöhung nun 20,5 Euro im Monat.Die Jahresrechnung steigt damit von 223 Euro auf 246 Euro.

Beim Gas steigt der Preis von einem m³ Erdgas von duchschnittlich 3 Cent auf 3,5 Cent . Der Jahresdurchschnittsverbrauch einer Familie liegt in der Türkei bei 1500 m³. Während diese bisher 534 Euro bezahlte, muss sie nun mit einer Rechnung von 620 Euro im Jahr rechnen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...