Finanzen

Daimler fürchtet Abschottung der USA unter Trump

Die deutschen Autobauer fürchten, dass sich die USA unter Präsident Trump abschotten könnten. Dies würde allen Beteiligten schaden.
09.11.2016 16:57
Lesezeit: 2 min

Daimler und andere deutsche Autobauer sehen nach der Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten dunkle Wolken für den freien Handel aufziehen, berichtet Reuters. „Es steht zu befürchten, dass die USA unter ihrem neuen Präsidenten ebenso wie China vor allem auf ihre eigene Wirtschaft schauen - zulasten internationaler Beziehungen und Handelsströme“, erklärte VDA-Präsident Matthias Wissmann am Mittwoch. Der Verbandschef rief die USA auf, sich ihrer Verantwortung für die Weltkonjunktur und die internationalen Beziehungen bewusst zu sein. Es sei zu hoffen, dass viele von Trumps Ankündigungen dem Wahlkampf geschuldet seien und sein Regierungshandeln selbst durch einen moderateren Kurs geprägt sein werde.

Mehr Protektionismus oder zusätzliche Handelsbarrieren würden den Vereinigten Staaten ebenso schaden wie ihren Handelspartnern. Für Deutschland und Europa müsse das Signal der US-Wahl sein, die eigene Wettbewerbsfähigkeit im Blick zu behalten. Die Politik rief Wissmann auf, für ein Umfeld zu sorgen, das Industrieproduktion unterstütze und nicht ausbremse. Deutschland müsse sicherlich auch künftig eine umweltpolitische Vorreiterrolle spielen. Dies dürfe jedoch nicht zum Hemmschuh für die eigene Industrie werden. Wissmann schlug vor, dem Klimaschutzplan 2050 einen konkreten industriepolitischen Fahrplan 2050 an die Seite zu stellen.

Die USA sind der weltweit zweitgrößte Pkw-Markt nach China. Jedes achte Auto, das aus Deutschland exportiert wird, geht in die USA. Damit sind die Vereinigten Staaten - nach Großbritannien - das zweitwichtigste Exportland für die deutschen Automobilhersteller. Die Oberklasseautobauer Mercedes-Benz, BMW und Audi verkaufen viele Autos an die betuchte US-Kundschaft. Sollten sich die USA stärker abschotten, wären Daimler und BMW durch ihre amerikanischen Werke vermutlich weniger betroffen. Auch Volkswagen verfügt über eine Fabrik in den USA. Einen wesentlichen Teil der Fahrzeuge liefert das VW-Werk in Mexiko dorthin. Allerdings ist der Absatz von VW in Amerika wegen des Dieselskandals seit Monaten ohnehin auf Talfahrt. Sollten die USA das Freihandelsabkommen Nafta mit dem Nachbarland einschränken, wären weitere Autobauer betroffen, die in Mexiko Autos bauen und in die USA liefern. Dazu zählen auch die US-Konzerne General Motors, Fiat Chrysler und Ford.

Für Volkswagen hat der Wahlausgang eine besondere Brisanz: Der Wolfsburger Autokonzern verhandelt derzeit mit dem US-Justizministerium über die Höhe einer Strafzahlung wegen der Manipulation von Abgaswerten bei Dieselmotoren. Analysten rechnen mit einer Summe in Milliardenhöhe. Nach dem Regierungswechsel werden wahrscheinlich viele politische Beamte ausgewechselt, mit denen die Niedersachsen derzeit verhandeln.

„Ich hoffe, dass sich das Wahlergebnis nicht noch nachteiliger auf den VW-Konzern auswirkt“, sagte Volkswagen-Chef Matthias Müller auf dem Autogipfel des Handelsblatt in München. „Wir warten gespannt ab, wie die Behörden neu besetzt werden.“ Auf die Frage, ob er eine Chance sehe, dass die Verhandlungen noch unter dem bisherigen Präsidenten Barack Obama abgeschlossen werden, sagte Müller: „Ich würde es mir wünschen.“ VW warte „sehnsüchtig auf eine Aussage über die Höhe der Strafe“. Nur so erhalte der Konzern Planungssicherheit und könne sich dann auf den Blick nach vorn konzentrieren. Der Dieselskandal war vor gut einem Jahr in den Vereinigten Staaten ans Licht gekommen.

Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte bei der Veranstaltung, nach dem US-Wahlkampf sei „eine gehörige Portion Skepsis da“. Auch er sei vom Wahlausgang überrascht und beobachte gespannt die weiteren Entwicklungen. BMW -Chef Harald Krüger sagte, für eine Beurteilung der Folgen sei es „noch viel zu früh“. Es bleibe abzuwarten, wie Trumps Außen- und Wirtschaftspolitik aussehen werde.

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