Der frühere Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, will von seinem Ex-Arbeitgeber erhaltene Boni nicht zurückzahlen. "Es ist überhaupt nicht die Rede davon, Boni zurückzuzahlen", sagte er am Donnerstag bei einer Wirtschaftskonferenz in Berlin laut Reuters. Die Frage sei, ob die Teile, die bislang nicht ausgezahlt wurden, "freiwillig in der Bank gelassen werden". Er habe in der Vergangenheit gezeigt, dass er unter bestimmten Umständen bereit sei, freiwillig seinen Beitrag zur Lösung von Problemen zu leisten, wenn es dafür eine Basis gebe. Aber auf Ansprüche formell verzichten werde er nicht. "Das kann ich gar nicht", sagte er.
Solche Fragen seien etwas, was intern in der Bank geklärt werden sollte, sagte Ackermann. Aber offenbar habe man ihn unter Druck setzen wollen. "Man merkt die Absicht, aber man ist verstimmt", sagte er.
Ob er gegebenenfalls zur Verteidigung seiner Ansprüche auch vor Gericht ziehen würde, sagte Ackermann nicht. Er verteidigte aber seine Politik als Vorstandssprecher in der Bank seit 2002 und auch das seinerzeit massiv ausgebaute Engagement im Investmentbanking. Die Deutsche Bank sei damit ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise gekommen und habe auch während dieser Zeit gut verdient. Dass in der Bankenbranche in Verbindung mit der Finanzkrise Fehler gemacht wurde, sei allerdings auch klar.
In Finanzkreisen hatte es geheißen, die Deutsche Bank prüfe weiterhin, ob sie frühere Vorstände für die Verfehlungen des Geldhauses persönlich zur Kasse bitten kann. Eine Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Zwei der Insider betonten, eine Anwaltskanzlei schaue sich schon länger unter anderem die Arbeitsverträge der einstigen Manager an. Es gehe nicht nur um die Frage, ob eingefrorene Boni - die normalerweise mit Zeitverzögerung ausgezahlt werden - gänzlich einbehalten werden dürften. Geprüft werde auch, ob bereits ausgezahlte Gelder zurückgefordert werden könnten.
Die Süddeutsche Zeitung hatte von Absichten der Bank berichtet, von sechs Ex-Vorständen Boni in Millionenhöhe einzufordern. Betroffen sind der Zeitung zufolge etwa die beiden ehemaligen Chefs Josef Ackermann und Anshu Jain. Von Jain, der vor seinem Aufstieg an die Konzernspitze 2012 viele Jahre das Investmentbanking geleitet hatte, wolle die Bank die höchste Summe einholen - einen zweistelligen Millionenbetrag.
Jain wollte sich zu dem Zeitungsbericht nicht äußern. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ebenfalls ab. Ein Sprecher verwies lediglich auf den Geschäftsbericht 2015, in dem die Bank offenlegt, dass der Aufsichtsrat jene Boni-Tranchen, die im vergangenen Jahr eigentlich zur Auszahlung fällig geworden wären, auf Eis gelegt hat. Das betraf insgesamt elf Personen, frühere Vorstandsmitglieder inbegriffen.