Finanzen

Börsen: Italienische Bank-Aktien sacken ab

Lesezeit: 2 min
23.11.2016 12:32
Die Aktien italienischer Banken sacken an der Mailänder Börse ab. Das Anfang Dezember stattfindende Referendum im Land könnte eine Regierungskrise auslösen.
Börsen: Italienische Bank-Aktien sacken ab

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Die Angst der Anleger vor dem Verfassungsreferendum in Italien Anfang Dezember ist am Mittwoch erneut hochgekocht. Der italienische Bankenindex verlor drei Prozent, der Mailänder Aktienindex fiel um 1,4 Prozent, berichtet Reuters. Am härtesten traf es Banco Popolare di Emilia und Mediobanca, die jeweils rund 4,5 Prozent abgaben. Auch Banco Popolare, BP Milano und Unicredit fielen um bis zu 3,5 Prozent.

Kurz vor Handelsschluss jedoch erholten sich die Kurse massiv. Die Titel der UniCredit lagen am frühen Abend 0,3 Prozent im Plus, während Aktien der Monte Paschi um den Nullpunkt tendierten.

Ministerpräsident Matteo Renzi will am 4. Dezember über Einschränkungen bei der Rolle des Senats und Zuständigkeiten der Regionalregierungen abstimmen lassen. Allerdings wächst bei Investoren die Sorge, dass sich nach Großbritannien auch eine möglicherweise neue rechtsgerichtete Regierung in Italien für einen Ausstieg aus der Europäischen Union stark machen könnte.

Die italienischen Banken sitzen auf einem rund 300 Milliarden Euro hohen Berg fauler Kredite. Um ihre Kapitalreserven für künftige Krisen aufzufüllen, planen mehrere Institute Kapitalerhöhungen. So benötigt Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS), das älteste Geldhaus der Welt, rund fünf Milliarden Euro zusätzlich. Die laufende EZB-Prüfung zu den Krediten der Bank werde im ersten Halbjahr 2017 erwartet, teilte das Institut mit. Die Aktien fielen um 3,5 Prozent.

Anleger haben sich am Mittwoch auch aus den europäischen Aktienmärkten insgesamt zurückgezogen. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils ein halbes Prozent auf 10.654 und 3029 Punkte, obwohl die Terminkontrakte auf die US-Indizes eine Eröffnung der Wall Street nahe den Rekordhochs vom Dienstag signalisierten. Dank einer brummenden US-Konjunktur setzte der Dollar seinen Höhenflug fort.

„Die Märkte waren nach dem Trump-Wahlsieg etwas euphorisch und kommen nun zu der Erkenntnis, dass das geplante Konjunkturprogramm nicht für alle positiv sein wird“, sagte Rabobank-Anlagestratege Lyn Graham-Taylor. Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets verwies auf einen anderen Aspekt. „Wir leben in einer Welt der zwei Geschwindigkeiten. Die amerikanischen Börsen antizipieren eine Wachstumsbeschleunigung und höhere Inflation 2017, die europäischen Märkte sehen maues Wachstum und geringe politische Planungssicherheit.“

Unterdessen stieg der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf 101,62 Punkte - den höchsten Stand seit fast 14 Jahren. Der Euro war mit 1,0562 Dollar so billig wie zuletzt vor etwa einem Jahr. Zusatzschub bekam die US-Währung vom überraschend starken Anstieg der Auftragseingänge für langlebige US-Güter. Das Plus fiel mit 4,8 Prozent mehr als drei Mal so hoch aus wie erwartet und schürte damit Spekulationen, dass die US-Notenbank nach ihrer für Dezember erwarteten Anhebung die Zinsen 2017 rasch weiter erhöhen wird.

Bei den Staatsanleihen gerieten die Kurse nach einer Reuters-Meldung über Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Belebung des Handels in Bewegung. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, drehte ins Minus und notierte 60 Ticks tiefer bei 160,79 Punkten. Insidern zufolge wollen die Währungshüter es Banken erleichtern, von der EZB gehaltene Bonds auszuleihen, um diese für kurzfristige Kreditgeschäfte einzusetzen. Geplant seien unter anderem geringere Gebühren und niedrigere Anforderungen für Sicherheiten. Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu diesem Thema ab. Die Notenbank schöpft monatlich Schuldtitel im Volumen von 80 Milliarden Euro ab, um die Renditen niedrig zu halten und die heimische Konjunktur anzukurbeln.

Am Aktienmarkt griffen Investoren bei Stahlwerten beherzt zu, nachdem Trump bekräftigt hatte, die US-Produktion voranzutreiben. Dies verhalf ThyssenKrupp, Salzgitter und ArcelorMittal zu Kursgewinnen von bis zu 1,6 Prozent. Die US-Konkurrenten AK Steel, United Steel und Zeus, die am Dienstag als Reaktion auf die Trump-Äußerungen jeweils mehr als zehn Prozent zugelegt hatten, notierten im vorbörslichen US-Geschäft jeweils etwa ein Prozent tiefer.

Infineon kletterten nach anfänglichen Verlusten zeitweise auf ein 14-1/2-Jahres-Hoch von 16,70 Euro. Die Anhebung der mittelfristigen Margenziele gefalle den Investoren, sagten Börsianer. Allerdings enttäusche das angepeilte Umsatzplus von sechs Prozent im kommenden Jahr.

Unter Druck gerieten dagegen die italienischen Banken. Das nahende Referendum drückte den Branchenindex drei Prozent ins Minus. Am 4. Dezember lässt Ministerpräsident Matteo Renzi über eine Verfassungsreform abstimmen, die der Zentralregierung mehr Macht verspricht. Analysten befürchten, dass eine Ablehnung es den Banken erschwert, Geld für ihre geplanten milliardenschweren Kapitalerhöhungen aufzutreiben. Sie brauchen die Mittel, da sie auf faulen Krediten im Volumen von 300 Milliarden Euro sitzen.

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