Finanzen

Banken-Krise Italien: Anleger glauben nicht an Rettung der Monte Paschi

Die Anleger sind trotz der Kapitalerhöhung skeptisch, dass die Rettung der Krisenbank Monte Paschi gelingen kann. Der Aktienkurs brach am Freitag ein.
25.11.2016 17:06
Lesezeit: 2 min

Auch nach dem grünen Licht der Aktionäre für eine milliardenschwere Kapitalerhöhung halten sich Zweifel an der Rettung der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena. Die Aktien der ältesten Bank der Welt fielen an der Mailänder Börse am Freitag um 7,5 Prozent auf 21,3 Cent. Der neue Vorstandschef Marco Morelli hatte am Donnerstag auf der Hauptversammlung eingeräumt, er habe bei Gesprächen mit rund 250 Investoren keine festen Zusagen für eine Teilnahme an der geplanten Kapitalerhöhung über fünf Milliarden Euro bekommen. Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan zeigte sich vor dem Wochenende dennoch zuversichtlich, dass Monte dei Paschi die neuen Aktien an den Mann bringen werde. "Der Plan funktioniert", sagte er dem Fernsehsender Sky.

Für Unsicherheit sorgt das Verfassungsreferendum in Italien am 4. Dezember, an das Ministerpräsident Matteo Renzi seine Zukunft geknüpft hat. Scheitert Renzi, sehen Investoren auch die Kapitalerhöhung bei der drittgrößten Bank des Landes in Gefahr. Die Emission für die Monte Paschi soll am 7. oder 8. Dezember - also kurz nach der Abstimmung - starten und vor Weihnachten abgeschlossen sein. Doch die italienische Notenbank hat bereits vor Marktturbulenzen nach dem Referendum gewarnt. Padoan sagte, die Märkte könnten mit der Unsicherheit umgehen. "Die Märkte geben weniger besorgniserregende Signale als es aussieht." Er rechne auch nicht damit, dass ein Nein zu Renzis Plänen eine Staatsschuldenkrise wie 2011 auslösen werde.

Den maximalen Preis für die neuen Aktien hat Monte dei Paschi auf 24,90 Euro festgesetzt. Vorher plant die Bank aber noch einen Kapitalschnitt, bei dem je 100 Monte-dei-Paschi-Aktien zu einer zusammengelegt werden sollen. Im Zuge dessen ist ein Tausch von bis zu 5,3 Milliarden Euro Verbindlichkeiten in Eigenkapital vorgesehen, mit dem die Traditionsbank aus der Toskana ihren Kapitalbedarf senken will.

Die Monte Paschibraucht frisches Kapital, um die Verluste aus dem Verkauf fauler Kredite im Volumen von 28 Milliarden Euro auszugleichen. Wenn das nicht klappt, braucht sie Staatshilfe - doch dann müssten nach den neuen Vorschriften der EU zunächst die Anleger bluten. Ein sensibles Thema - denn 55 Prozent an Monte dei Paschi halten etwa 150.000 Kleinanleger. Ihr größter Anteilseigner ist der Staat mit vier Prozent, seit er der Bank in der Finanzkrise Geld geliehen hatte. Der Wirtschaftsminister deutete an, dass er bei der Kapitalerhöhung mitziehen werde.

Ihr einstiger Großaktionär, die Monte-dei-Paschi-Stiftung, die noch 0,7 Prozent besitzt, hält sich nach eigenen Angaben offen, ob sie neue Aktien zeichnen wird. Gleiches gilt für den neuen Verwaltungsratschef Alessandro Falciai, der knapp zwei Prozent hält. Der Versicherungsriese Generali hatte dagegen signalisiert, er wolle an einer Lösung mitwirken.

Nur mit Mühe hatte die Monte Paschi mehr als die nötigen 20 Prozent der Aktionäre zusammengebracht, um die Kapitalerhöhung auf der Hauptversammlung in Siena durchzuwinken. 22,4 Prozent des Kapitals waren am Ende vertreten, 96,1 Prozent davon stimmten zu.

Es ist bereits die dritte Kapitalerhöhung von Monte dei Paschi in den vergangenen drei Jahren. Doch die bisher eingesammelten acht Milliarden Euro sind schon wieder weg. Allein in diesem Jahr ist der Aktienkurs um 80 Prozent eingebrochen.

DWN
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