Bei ihrer Großoffensive in Aleppo hat die syrische Armee die gesamte Altstadt eingenommen, berichtet der Guardian. „Die syrischen Streitkräfte haben 47 Viertel von Ost-Aleppo, die zuvor von militanten Kämpfern kontrolliert wurden, zurückerobert. Am 7. Dezember wurden zwei weitere Viertel von Ost-Aleppo von militanten Kämpfern und ihren Befehlshabern im Distrikt Scheikh Lufti gesäubert“, zitiert die Nachrichtenagentur Tass das Russische Zentrum für Aussöhnung in Syrien.
Die letzten Söldner seien aus der Altstadt abgezogen, nachdem die Regierungstruppen die Nachbarbezirke Bab al-Hadid und Akjul eingenommen hätten, erklärte auch die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, dessen Angaben von unabhängiger Seite nicht überprüft werden können, am Mittwoch. Die Söldner forderten eine sofortige fünftägige Waffenruhe für die nordsyrische Großstadt, so die Hürriyet. Die berühmte Altstadt zählt zum Weltkulturerbe. In Aleppo hatten die Regierungstruppen Mitte November eine Großoffensive gestartet, um die geteilte Stadt wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Seit Tagen befreien die Truppen von Präsident Baschar al-Assad ein Viertel der einstigen Wirtschaftsmetropole nach dem anderen.
In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisieren Großbritannien, Deutschland, die USA, Frankreich, Italien und Kanada die syrisch-russische Koalition und den Iran. „Die Weigerung des Regimes, sich in einem ernsthaften politischen Prozess zu engagieren, unterstreicht auch den Unwillen von Russland und Iran (…) Trotz ihrer gegenteiligen Zusicherungen (…) Die dringende Notwendigkeit besteht jetzt in einem sofortigen Waffenstillstand, damit die Vereinten Nationen humanitäre Hilfe für Menschen im östlichen Aleppo leisten können. Nur eine politische Lösung kann Frieden für die Menschen in Syrien bringen“, zitiert The Independent die Stellungnahme.
Die Armee befreite inzwischen mehr als drei Viertel des Ostteils von Aleppo, der seit 2012 von Söldnern kontrolliert worden war, berichtet Al Jazeera. Trotz ihrer bevorstehenden Niederlage lehnen die Söldner einen Abzug aus Aleppo bislang ab.
Seit dem Beginn der Armeeoffensive sind nach Angaben von The Telegraph mehr als 80.000 Zivilisten aus Ost-Aleppo nach West-Aleppo geflüchtet. West-Aleppo wird von den Regierungstruppen kontrolliert.
Russland, der wichtigste Verbündete Assads, kündigte Verhandlungen mit den USA an, um mit Hilfe einer Feuerpause die Evakuierung tausender Söldner aus Ost-Aleppo abzusichern.
Ein Treffen von Außenminister Sergej Lawrow mit seinem US-Kollegen John Kerry, das diese Woche in Genf stattfinden sollte, kam zunächst nicht zustande. Lawrow machte dafür die US-Regierung verantwortlich, die für die Söldner „Zeit gewinnen“ wolle, berichtet das Wall Street Journal. Kerry wies den Vorwurf zurück, erklärte aber zugleich, er wolle mit Russlands Hilfe die Friedensgespräche für Syrien wieder zum Laufen bringen. Auch die türkische Regierung vermittelt nach eigenen Angaben zwischen Russland und den Söldnern, um ein Ende der schweren Kämpfe in Aleppo zu erreichen. Das sagte der türkische Premier Binali Yildirim bei seinem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Dmitri Medwedew am Dienstag in Moskau, berichtet TurkRus.
Die Türkei habe dabei auch schon „sehr gute Erfolge“ erzielt, so Yildirim. Die Türkei hat bereits Gespräche zwischen Vertretern Russlands und der Söldner in Ankara vermittelt. Wie Ende November aus Söldnerkreisen verlautete, wurde dabei über eine Waffenruhe für Aleppo gesprochen. Eine Vereinbarung ist noch nicht zustande gekommen.