Finanzen

Europäische Zentralbank setzt Krisenbank Monte Paschi unter Druck

Die Europäische Zentralbank will der kriselnden Bank Monte Paschi nicht mehr Zeit einräumen, um an frisches Geld zu kommen. Die Situation spitzt sich zu.
12.12.2016 09:52
Lesezeit: 2 min

Die Europäische Zentralbank (EZB) lehnt es Insidern zufolge ab, der angeschlagenen italienischen Bank Monte Paschi mehr Zeit für die Suche nach frischem Geld zu geben, berichtet Reuters. Darauf aber dringen potenzielle Investoren. Damit wächst der Druck auf die Regierung, in die Bresche zu springen und das drittgrößte Kreditinstitut des Landes selbst zu retten. Erschwert wird die Suche nach einer raschen Lösung durch den Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi, der nach der klaren Niederlage beim Verfassungsreferendum nur noch geschäftsführend im Amt ist. Die Krise könnte auch Branchenprimus UniCredit zu schaffen machen, der ebenfalls auf der Suche nach neuen Geldgebern ist.

Monte dei Paschi hat wegen der Regierungskrise in Rom um eine Fristverlängerung bis zum 20. Januar gebeten. Denn mehrere Investmentbanken halten den Fahrplan für die Rettung ebenfalls für zu knapp bemessen. Sie sei bis zum Jahresende wohl nicht umsetzbar, sagten Insider zu Reuters. Auch mangele es an Investoren. Ein Konsortium von Investmentbanken muss darüber entscheiden, ob es bei der angedachten Kapitalerhöhung in Höhe von fünf Milliarden Euro mitmachen will. Die Bank teilte am Freitagabend mit, trotzdem ihren Rettungsplan vorantreiben zu wollen. Das Geldhaus habe von der EZB bislang keine Reaktion auf die Bitte um einen Aufschub für die Kapitalmaßnahmen erhalten. Der Verwaltungsrat wolle seine Beratungen am Sonntagnachmittag wieder aufnehmen.

An der Mailänder Börse stürzten Monte-Paschi-Aktien zum Wochenschluss um mehr als 14 Prozent ab. Die EZB wollte sich nicht zu den Informationen äußern.

Ein Eingreifen des Staates könnte nun sehr schnell erfolgen. Dies sei innerhalb von Tagen denkbar, verlautete aus Kreisen der Finanzbranche und Regierung. Am Freitag traf sich demnach Monte-Paschi-Chef Marco Morelli mit Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan sowie Vertretern der Investmentbanken JPMorgan und Mediobanca.

Monte dei Paschi ächzt als Folge der jahrelangen Wirtschaftsflaute unter einem Milliardenberg fauler Kredite und braucht dringend frisches Kapital. Der Rettungsplan war ursprünglich bis Ende Dezember angelegt und setzte auf eine privatwirtschaftliche Lösung: Die älteste Bank der Welt wollte am Markt fünf Milliarden Euro einsammeln - über eine Kapitalerhöhung und einen Anleihentausch.

Möglich ist jetzt eine Teilverstaatlichung. Spielraum für eine solche Lösung gibt es: Die Verordnungen der Europäischen Union lassen prinzipiell eine „vorsorgliche Rekapitalisierung“ einer Bank durch den Staat zu, um eine drohende Schieflage abzuwenden. Insidern zufolge könnte das Finanzministerium in Rom Nachrang-Anleihen von etwa 40.000 Kleinanlegern aufkaufen und diese Bonds dann in Aktien umwandeln. Damit würde der Staatsanteil an der Bank von derzeit vier auf bis zu 40 Prozent steigen. Bis zum Wochenende sei eine solche Transaktion - insgesamt zwei Milliarden Euro schwer - durchaus möglich, hatte es zuletzt geheißen.

In diesem schwierigen Umfeld wird sich wohl auch Italiens Branchenprimus UniCredit aus der Deckung wagen. Nächste Woche könnte die Mutter der Münchner HypoVereinsbank die lange erwartete Kapitalerhöhung bekanntgeben. Ein Volumen von bis zu 13 Milliarden Euro ist Insidern zufolge im Gespräch. Damit könnte das Geldhaus Bedenken über ihre Kapitalausstattung ausräumen. Auch UniCredit hat viele faule Kredite in den Büchern und macht verglichen mit europäischen Rivalen wenig Gewinn.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...

DWN
Politik
Politik Stromsteuer: Kommt jetzt die Entlastung für alle?
02.07.2025

Die Stromsteuer spaltet das schwarz-rote Bündnis – und mit ihr die Frage, ob Bürger und Betriebe wirklich entlastet werden. Während...

DWN
Panorama
Panorama Hitzewelle in Deutschland: Temperaturen bis 40 Grad und drohende Unwetter
02.07.2025

Deutschland ächzt unter extremer Hitze, örtlich steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Experten warnen vor Unwettern, Waldbränden...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten
02.07.2025

In den vergangenen Wochen war die Goldpreis-Entwicklung von Volatilität geprägt. Das ist auch zur Wochenmitte kaum anders: Obwohl sich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...