Deutschland

Anarchie auf den Straßen: Autofahrer fühlen sich von Radfahrern bedroht

Radfahrer haben im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen 8.339 Unfälle verursacht. Sie verhalten sich zunehmend als die Herren der Straße, ignorieren die Verkehrsregeln und gefährden sich und andere. Die Mehrheit der Deutschen befürwortet stärkere Polizeikontrollen und höhere Strafen.
27.01.2013 01:06
Lesezeit: 1 min

Allein in Nordrhein-Westfalen haben Radfahrer im vergangenen Jahr 8.339 Unfälle verursacht, berichtet die WAZ. Kay Nehm, Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstages und ehemaliger Generalbundesanwalt, nannte das Verhalten der meisten Radfahrer lebensgefährlich.

„Wer heute in dunkler Jahreszeit mit dem Auto unterwegs ist, muss höllisch aufpassen. Kaum ein Radler fährt mit vorgeschriebener Beleuchtung, kaum ein Radler kümmert sich um Fahrtrichtung oder Ampeln“, zitiert ihn die WAZ.

Zwar gefährdeten die Radfahrer vor allem ihre eigene Gesundheit, doch finanziell hafte oft der unaufmerksame Autofahrer, so Nehm. Er sprach von einem „Skandal“, da die Regelverstöße der Radfahrer von den Behörden oft geduldet würden. Zudem fordert Nehm härtere Strafen, wofür er große Unterstützung aus der Bevölkerung erhält.

Der amtliche Bußgeldkatalog sieht derzeit 10 Euro Strafe für Radeln ohne Licht vor, 25 Euro für das Telefonieren am Lenker, 15 Euro für das Befahren einer Einbahnstraße in der falschen Richtung und 45 Euro für das Fahren bei Rot. Wenn der Verstoß zu einem Unfall führt, erhöht sich die Strafe.

In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov wollten 82 Prozent der Befragten mehr Polizeikontrollen und höhere Strafen für Rad fahrende Verkehrssünder. Als Autofahrer fühlen sich 81 Prozent bedroht, wenn Radfahrer ohne Licht fahren, rote Ampeln missachten oder in falscher Richtung in eine Einbahnstraße einbiegen.

Das NRW-Innenministerium weist Nehms Kritik zurück, es sei zu nachlässig bei der Verfolgung von Verkehrssündern. Zudem sei bei Unfällen nicht so sehr die Schuldfrage entscheidend, sondern vielmehr die Geschwindigkeit, mit der das Auto unterwegs war. Bei der Präsentation der Verkehrsunfallstatistik kündigte Inneminister Ralf Jäger deshalb an, weiter konsequent gegen Raser vorgehen zu wollen.

Das Ziel des Ministeriums sei es, die Zahl der Verkehrstoten weiter zu senken und mehr Menschen dazu zu bringen, das Fahrrad zu benutzen, sagte Jäger. Im Jahr 2012 kamen in NRW 526 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, davon 81 Radfahrer. Im Jahr zuvor hatte es noch 634 Verkehrstote gegeben.

Der ADFC-Verband will Radfahrer zu „gleichberechtigten Verkehrsteilnehmern“ machen. Er verlangt künftig noch mehr Radfahrspuren auf der Fahrbahn. „Zudem sollte es in den Innenstädten mehr Tempo-30-Zonen geben, um die Radfahrer und Fußgänger besser zu schützen. Sie sind nun einmal die schwächsten Glieder im Straßenverkehr“, zitiert Der Westen die ADFC-Sprecherin Bettina Cibulski.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...