Der gebürtige Münsterländer stand von 1993 bis 1999 an der Spitze der Bundesbank. Der promovierte Volkswirt gilt als einer der Architekten des Euro. Er habe den Weg zur Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion maßgeblich mitgestaltet, teilte die Bundesbank mit. Sie würdigte Tietmeyer als "vorbildhaft für die Unabhängigkeit und die Stabilitätsorientierung der Bundesbank".
"Hans Tietmeyer war ein herausragender Präsident, dessen Handeln stets klaren und festen Linien mit dem Ziel der Geldwertstabilität folgte", sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Tietmeyer gilt als der letzte Hüter der D-Mark, die am 1. Januar 1999 vom Euro als Buchgeld und drei Jahre später auch als Bargeld abgelöst wurde. Tietmeyer gab sein Amt im Sommer 1999 ab, als die Kurse der europäischen Währungen bereits aneinander gebunden waren und die Finanzmärkte in Euro rechneten.
Tietmeyer hatte dem Euro bereits 1998 eine große Zukunft prophezeit, da sich wegen des Wegfalls der Wechselkursrisiken im Euro-Raum die Aussichten für Wachstum und Beschäftigung verbesserten. Zugleich mahnte er die Politik damals weitsichtig, ihren Teil zur Stabilität der Währung beizutragen: Die Geldpolitik könne weder der Finanz- noch der Sozial- und Lohnpolitik ihre Aufgaben abnehmen.