Nach einem blutigen Jahr 2016 ist die Türkei in der Neujahrsnacht erneut von einem schweren Anschlag erschüttert worden. Bei einem bewaffneten Angriff auf einen Nachtclub in Istanbul wurden mindestens 35 Menschen getötet und weitere 40 verletzt, wie der Istanbuler Gouverneur Vasip Sahin sagte. Es sprach von einem "Terroranschlag", der dem berühmten Nachtclub Reina direkt am Ufer des Bosporus galt.
Die Nachrichtenagentur Dogan berichtete, zwei Angreifer, von denen mindestens einer ein Weihnachtsmannkostüm trug, hätten nach Mitternacht in dem Club wahllos um sich geschossen. Demnach feierten und tanzten dort zum Zeitpunkt des Angriffs mindestens 700 Menschen. Augenzeugen hätten berichtet, die Angreifer hätten Arabisch gesprochen. Die Durchsuchung des Nachtclubs durch Spezialeinheiten der Polizei dauerte demnach an.
"Mindestens 35 unserer Landsleute haben ihr Leben verloren, unter ihnen ein Polizist", sagte Gouverneur Sahin kurz nach dem Angriff am Anschlagsort . 40 Menschen würden in Krankenhäusern versorgt. "Was heute passiert ist, war ein Terroranschlag", fügte er hinzu.
Polizisten riegelten den Tatort ab. Zu sehen waren Partygäste, Männer in Anzügen und Frauen in Cocktailkleidern, die im Schockzustand den Nachtclub verließen.
Dem Nachrichtensender NTV zufolge sprangen während des Angriffs mehrere Menschen in Panik in den Bosporus, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Maßnahmen zu ihrer Rettung dauerten an.
Der Nachtclub Reina im Viertel Ortaköy ist eine der vornehmsten Adressen in der Metropole und bei der Istanbuler Oberschicht sehr beliebt. Er liegt direkt am Ufer des Bosporus im Norden der Istanbuler Innenstadt, auf der europäischen Seite der Metropole. Nur wenige hundert Meter weiter hatten die offiziellen Silvesterfeierlichkeiten der Stadt stattgefunden.
Die deutsche Botschaft, die US-Botschaft und andere ausländische Vertretungen hatten im Vorfeld von Silvester zu besonderer Wachsamkeit während der Neujahrsfeiern aufgerufen.
Die Türkei wird seit mehr als einem Jahr immer wieder von Anschlägen erschüttert, für die militante Kurden und die IS-Miliz verantwortlich gemacht werden.
Am 19. Dezember wurde der russische Botschafter in der Türkei, Andrej Karlow, von einem türkischen Polizisten erschossen. Zwei Tage vorher wurden bei einem Anschlag 14 Soldaten getötet und 56 weitere Menschen verletzt. Zu dem Anschlag bekannten sich die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), eine radikale Splittergruppe der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Am 10. Dezember wurden bei einem Doppelanschlag auf Polizisten nach einem Spiel des Fußballvereins Besiktas Istanbul 44 Menschen getötet. Auch zu dieser Tat bekannten sich die Freiheitsfalken.
Im Juni wurden bei einem Selbstmordattentat im Istanbuler Atatürk-Flughafen 47 Menschen getötet, im August riss ein Selbstmordattentäter bei einer kurdischen Hochzeitsfeier in Gaziantep fast 60 Menschen mit in den Tod.