Erstmals seit der Niederschlagung des Putsches in der Türkei Mitte Juli sind zwei Offiziere zu Gefängnisstrafen wegen des Umsturzversuchs verurteilt worden, berichtet die dpa. Das zweite schwere Strafgericht in der osttürkischen Stadt Erzurum habe die beiden Offiziere am Donnerstag zu lebenslanger Haft verurteilt, meldet die Nachrichtenagentur Anadolu. Die Angeklagten hätten die Vorwürfe bestritten. Nach einem Bericht von NTV soll es sich bei den Verurteilten um Oberst Murat Koçak und Oberst Murat Yılmaz handeln.
Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, die Militärs seien schuldig befunden worden, „durch Gewaltanwendung die von der Verfassung vorgesehene Ordnung“ aufheben zu wollen.
Die türkische Regierung macht die Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen für den Putschversuch vom 15. Juli vergangenen Jahres verantwortlich. Der Umsturzversuch aus den Reihen des Militärs forderte nach Regierungsangaben mindestens 246 Todesopfer. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei als Terrororganisation. Haberler berichtet, dass die beiden Offiziere zudem wegen ihrer Mitgliedschaft bei der Gülen-Bewegung verurteilt wurden, in der sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft „führende Rollen“ innehaben.
Im Rahmen der Ermittlungen gegen die Gülen-Bewegung ordnete die Staatsanwaltschaft in Istanbul am Donnerstag die Festnahme von 380 Geschäftsleuten an, wie Anadolu berichtete. 110 der Verdächtigen seien im Ausland. Das Gericht habe außerdem die Durchsuchung der Wohnungen und Büros der Verdächtigen beschlossen.