Politik

Polen: Opposition besetzt Parlament, Regierung ratlos

Lesezeit: 1 min
12.01.2017 01:27
Die polnische Regierung ist zur Untätigkeit verurteilt, weil die Opposition das Parlament besetzt hat.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die polnische Opposition hat die seit fast vier Wochen andauernde Besetzung des Plenarsaals im Warschauer Parlament fortgesetzt. Gespräche zwischen Vertretern der Parteien führten auch im Mittwoch nicht zu einem Ende der Protestaktion, mit der die Opposition gegen das ihrer Ansicht nach undemokratische Gebaren der Regierung protestiert.

Parlamentspräsident Marek Kuchcinski erklärte zwar eine Sitzung im Plenarsaal trotz der fortdauernden Besetzung für eröffnet; wenige Minuten später gab er aber die Vertagung der Sitzung auf Donnerstagvormittag bekannt. Vor dem Sejm demonstrierten am Mittwochabend wieder mehrere hundert Regierungsgegner, die die Protestaktion der Opposition unterstützen.

Schon seit dem 16. Dezember halten Abgeordnete der Opposition den Plenarsaal des Parlaments in Warschau besetzt. Ursprünglich richtete sich der Protest gegen Pläne der Regierung, die Berichterstattung aus dem Parlament einzuschränken. Hier hat die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) inzwischen eingelenkt.

Der Protest richtet sich nun vor allem gegen die Umstände der Verabschiedung des Haushaltsentwurfs 2017 im Senat. Die PiS hatte die Abstimmung wegen der Besetzung in einen kleineren Nebensaal des Parlaments verlegt, wo die Opposition nicht anwesend war. Deshalb fordert die Opposition die Wiederholung dieser Abstimmung.

Unterdessen geraten die Regierungsgegner an einer anderen Front unter Druck: Mateusz Kijowski, Chef des polnischen regierungskritischen Komitees für die Verteidigung der Demokratie (KOD), soll Spendengelder in Höhe von etwa 20.000 Euro, die an die KOD gerichtet waren, mit frisierten Rechnungen an sein IT-Unternehmen weitergeleitet haben, berichtet Politico. Ryszard Terlicki, Fraktionschef der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), fordert eine entschiedene Distanzierung des KOD von ihrem Chef Kijowski.

Kijowski sagte am Donnerstag, dass die Rechnungen, die an das KOD geschickt wurden, echt waren. „Vielleicht habe ich nicht genug Erfahrung und Vorsicht gehabt, aber ich gelobe, dass es keine Unehrlichkeit gab“, so Kijowski. Später fügte er hinzu, dass die Arbeit seiner Firma darauf ausgerichtet war, die Webseiten des KOD vor Cyber-Angriffen zu schützen.

Die aktuellen Berichte über einen möglichen Spendenskandal nennt er eine „Provokation“.

Er erzählte später Reportern, die Arbeit zielte darauf ab, KODs Webseiten zu sichern Von Angriffen von Hackern, und dass seine Firma nicht mehr für KOD arbeitet.

Mariusz Błaszczak, der polnische Innenminister, nannte das Thema „sehr seltsam“ und beschuldigte Kijowski, das KOD zu einem Privatunternehmen zu machen. „Rechtlich mögen diese Zahlungen legal sein, doch ethisch betrachtet sind sie falsch  (…) Ich drücke Kijowski die Daumen, damit er dies alles erklären kann“, zitiert Newsweek Polska Grzegorz Schetyna, Chef der Partei Bürgerplattform (PO).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....