Politik

In deutschem Wasser: Zu hohe Rückstände von Medikamenten

In deutschem Wasser: Zu hohe Rückstände von Medikamenten. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
19.04.2017 00:46
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Lästige Kopfschmerzen sind schnell und einfach mit Tabletten aus der Apotheke in den Griff zu bekommen. Ibuprofen oder auch Diclofenac sind gängige Präparate. Und der Bedarf daran ist offensichtlich groß: Mehr als 83 Tonnen Diclofenac wurden in Deutschland 2013 verkauft. Über den Verbleib der Stoffe in der Umwelt machen sich Verbraucher kaum Gedanken. Dies ist aber dringend nötig. Denn Medikamente werden zunehmend im Oberflächenwasser nachgewiesen. Ursache ist die unsachgemäße Entsorgung in der Spüle und Toilette statt über den Restmüll. Aber auch mit dem Urin wird ein Teil der Stoffe wieder ausgeschieden. Salbenreste gelangen beim Duschen ins Abwasser.

Aufgrund seiner ökotoxikologischen Wirkung und der teilweise hohen Umweltfunde wurde Diclofenac 2015 in die EU-Watch-List aufgenommen. Das Ziel dieser europäischen Beobachtungsliste ist die Aktualisierung verfügbarer Informationen über die Wirkungsweise der aufgeführten Substanzen in Gewässern und somit eine bessere Risikoabschätzung. Auch die weitverbreiteten Kosmetika-Zusatzstoffe BHT und EHMC, hormonelle Substanzen aus Verhütungsmitteln und Antibiotika stehen auf dieser Liste.

Technische Lösungen wie etwa Aktivkohlefilter, die Pharmazeutika-Rückstände in Kläranlagen aus dem Abwasser entfernen, sind auch unter Berücksichtigung der Kosten und CO2-Bilanzen alleine nicht zielführend. Gemäß dem Verursacherprinzip müssen alle Beteiligten bei der Reduzierung der Umweltbelastungen mit einbezogen werden. In einer vom Umweltbundesamt veröffentlichte Studie unter Mitarbeit verschiedener wissenschaftlicher Institute in Deutschland und der Schweiz wurden entsprechende Maßnahmen ermittelt: Information und Schulung des medizinischen Fachpersonals, Vermeidung von Fehlverordnungen und Anpassung der Verschreibungsmengen an den jeweiligen Bedarf. Verbraucher können durch eine gesunde Ernährung, mehr Sport, ausreichend Schlaf und Hausmittel den Griff zu Pharmazeutika überflüssig machen. Die getrennte Sammlung und Entsorgung von Urin aus radiologischen Abteilungen von Krankenhäusern ist ein Weg, um den Eintrag von Röntgenkontrastmitteln in Gewässer reduzieren.

Die EU plant einen strategischen Ansatz, der die Einleitungen, Emissionen und Verluste solcher Stoffe in die aquatische Umwelt verringern soll. Dazu zählt auch die Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit von Arzneimitteln bei der Zulassung. Der Bund will eine Mikroschadstoffstrategie erarbeiten, um die Gewässerbelastung zu reduzieren. Hintergrund ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, in der festgelegt ist, dass zur Bekämpfung der Wasserverschmutzung durch relevante Schadstoffe spezifische Maßnahmen umzusetzen sind – und zwar sobald die Umweltqualitätsnormen überschritten werden, die als Zielgrößen zur Erreichung des „guten chemischen Zustandes“ der Oberflächengewässer festgelegt wurden.

Aktuell wird in Deutschland nur in 8,2 Prozent der Oberflächengewässer der ökologische Zustand erreicht, den er nach der Wasserrahmenrichtlinie haben sollte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...