Ein in den USA wegen des VW-Dieselskandals festgenommener Manager des Wolfsburger Autokonzerns wird von den Ermittlern des Betrugs beschuldigt. Das teilte am Montag das Justizministerium in Washington mit. Dem 48-Jährigen werde eine Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten angelastet. Der Manager sollte den Angaben zufolge noch am Montag einem Haftrichter in Miami im Bundesstaat Florida vorgeführt werden.
Über die Festnahme des Managers Oliver S. am vergangenen Wochenende in Florida hatte bereits zuvor die Zeitung "New York Times" berichtet. Der Manager arbeitete den Ministeriumsangaben zufolge von 2012 bis 2015 in der VW-Niederlassung in Auburn Hills im Bundesstaat Michigan, wo er für die Kommunikation und Kooperation mit den US-Regulierungsbehörden, darunter die Bundesumweltbehörde EPA und die kalifornische Umweltbehörde Carb, zuständig gewesen sei.
Später wurde S. demnach auf die Position des Hauptassistenten eines hochrangigen VW-Managers befördert und kehrte für diesen Job in die Konzernzentrale in Wolfsburg zurück. Auch auf dieser Position sei S. für die direkte Kommunikation mit den US-Aufsichtsbehörden zuständig gewesen.
Nach Angaben des Justizministeriums soll S. noch im Sommer 2015 in seinen Gesprächen mit US-Behördenvertretern verschwiegen haben, dass der Autobauer in Hunderttausenden in den USA verkauften Dieselwagen eine Software zur Manipulation der Abgaswerte installiert hatte.
In einem Dokument, in dem die Anschuldigungen gegen S. aufgelistet werden, heißt es, dieser habe die illegalen Praktiken bewusst verschwiegen, damit der Konzern "weiter seine Dieselfahrzeuge in den Vereinigten Staaten verkaufen" konnte. Ferner wird darin ausgeführt, dass auch "andere Angestellte" von Volkswagen an der "Verschwörung" beteiligt gewesen seien - dies deutet darauf hin, dass es möglicherweise noch weitere Festnahmen geben könnte.
Im September hatten die US-Behörden bereits Anklage gegen einen Ingenieur erhoben, der an der Entwicklung der Mogel-Software beteiligt gewesen sein soll. James L. bekannte sich schuldig und sagte den Behörden seine Kooperation zu.
Der Konzern hatte erst im September 2015 unter dem Druck der US-Ermittlungen zugegeben, weltweit rund elf Millionen Fahrzeuge mit der Schummel-Software ausgestattet zu haben. Seither hat Volkswagen in den USA milliardenschwere Entschädigungssummen ausgehandelt.
So muss der Konzern insgesamt 14,7 Milliarden Dollar wegen der Abgasmanipulationen bei rund 480.000 Wagen in den Vereinigten Staaten mit Zwei-Liter-Motoren zahlen. Eine weitere Vereinbarung, die sich auf rund 83.000 Drei-Liter-Fahrzeuge bezieht, sieht eine Wiedergutmachungssumme von einer Milliarde Dollar vor; dieser Vergleich muss aber noch richterlich abgesegnet werden.
Außerdem verhandelt Volkswagen mit dem US-Justizministerium über die Beilegung strafrechtlicher Ermittlungen, die sich gegen den Konzern als Ganzes richten. Eine Einigung könnte laut "New York Times" möglicherweise noch in dieser Woche verkündet werden. Im Rahmen der Vereinbarung solle Volkswagen eine Strafe von mehr als zwei Milliarden Dollar zahlen, schrieb das Blatt.