Politik

Kaum Anti-Trump Proteste in Deutschland

Weltweit haben am Samstag hunderttausende Menschen gegen Donald Trump demonstriert. Deutschland enttäuschte: Nur in einigen Städten kam es zu Aufmärschen von kleineren Gruppen.
22.01.2017 13:06
Lesezeit: 2 min

Die AFP liefert einige Zahlen zu den Anti-Trump-Protesten, die sich allerdings unmöglich objektiv überprüfen lassen. Denn die Quelle „Schätzung der Organisatoren“ ist unzulässig – weil die Organisatoren naturgemäß höhere Zahlen angeben, um ihre Veranstaltung als Erfolg darstellen zu können.

Interessant ist jedoch, dass sich die Proteste in Deutschland auffallend in Grenzen hielten.

Anhand der Agenturmeldungen kann man aber die Größenordnungen erkennen. Demnach gab es neben den USA in London die größten Proteste. In Deutschland hielt sich die Protest-Welle dagegen sehr in Grenzen.

Weltweit:

Die Washingtoner Stadtverwaltung gab keine Teilnehmerzahlen bekannt. Die Organisatoren gehen jedoch von einer Million Teilnehmern aus. (AFP)

Nach Schätzungen von Medien versammelten sich allein in Washington am Samstag mindestens 500 000 Menschen zu einem «Marsch der Frauen». (dpa)

In Los Angeles und New York gingen jeweils mehr als 500.000 Menschen auf die Straße. Massenproteste gab es unter anderem auch in Chicago und San Francisco. (AFP)

Große Demonstrationen mit schätzungsweise mehr als 100 000 Teilnehmern gab es auch in New York, Chicago, Boston, Denver, Seattle und Los Angeles. In Los Angeles waren unter anderem Jane Fonda, Miley Cyrus und Marcia Gay Harden zu den Protesten gekommen. (dpa)

In Boston, wo 175.000 Menschen auf die Straße gingen, rief die demokratische Senatorin Elizabeth Warren die Menge auf, sich gegen Trumps "Angriffe" auf Frauen und Minderheiten zu wehren. Die Menschen in den USA könnten jetzt "wimmern" oder "jammern" - "oder wir können zurückschlagen". (AFP)

Einen der größten Protestmärsche außerhalb der USA gab es in London, wo hunderttausende Menschen auf die Straße gingen. (AFP)

Deutschland:

In Deutschland dagegen ist die Mobilisierung gegen Trump noch nicht wirklich gelungen:

"In Berlin kamen einige hundert Demonstranten vor der US-Botschaft zusammen", schreibt die AFP. Wie aus den dpa-Bildunterschriften hervorgeht, wurde die Demonstration in der Berlin von der Demokratischen Partei organisiert, deren Kandidatin Hillary Clinton die Wahl verloren hatte. Die dpa verzichtet auf die Nennung von Zahlen, und schreibt: "Auch in Berlin, Heidelberg, Frankfurt und München kam es zu - wenn auch viel kleineren - Demonstrationen."

Die Rhein-Nekar-Zeitung schreibt, dass in Heidelberg etwa 800 Menschen demonstrierten. Allerdings nennt die Zeitung keine Quelle, wer diese Schätzung abgegeben hat. Der Bericht zitiert in anderem Zusammenhang "Angaben des Veranstalters", ohne den Veranstalter zu nennen. Der Zeitung zufolge soll in Frankfurt mit 2.000 Menschen die größte Demo in Deutschland stattgefunden haben.

Zum Vergleich: Gegen die Marktmacht der Agrarkonzerne demonstrierten am Samstag in Berlin 18.000 Menschen. 

Auch in München waren die US-Demokraten der Veranstalter der Demos, wie die Fotos des Münchner Merkur zeigen. Hier tut sich im übrigen eine interessante Parallele zur Türkei auf: Auch gegen oder für den türkischen Präsidenten Erdogan gibt es in Deutschland und Österreich immer wieder Demos. Die österreichische Bundesregierung hatte deshalb die türkischen Organisationen nach dem Putschversuch aufgefordert, den Import der türkischen Innenpolitik nach Österreich zu unterlassen. Der russische Außenminister Lawrow hatte wiederum die Involvierung vieler europäischer Politiker in die US-Innenpolitik kritisiert. 

Im Rest Europas und der Welt gab es offenbar auch keine Massen-Demos, weil auch hier keine Zahlen publiziert wurden. Die AFP schreibt: „Auch in Paris, Prag, Amsterdam und vielen anderen europäischen Städten gingen Trump-Gegner auf die Straße. Demonstriert wurde auch in Kanada, Australien, Argentinien und Südafrika sowie im israelischen Tel Aviv.“

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