Finanzen

Rückgang im Welthandel wird zum Problem für deutsche Industrie

Der Welthandel befindet sich in einer schweren Krise. Der Rückgang der globalen Exporte stellt insbesondere für die deutsche Wirtschaft ein ernstes Problem dar.
25.01.2017 02:07
Lesezeit: 1 min

Der Welthandel befindet sich seit etwa zwei Jahren in einer Schwächephase. Wie aus Aufzeichnungen des niederländischen Statistikbüros CPB hervorgeht, nimmt der Handel mit Gütern seit etwa Mitte 2014 gemessen an den Exportwerten beständig ab. Gemessen am bewegten Frachtvolumen stagniert der Handel seit etwa zwei Jahren.

Als Bezugspunkt dient CPB der Handel im Jahr 2008, welches mit dem Wert 100 gleichgesetzt wird. Gemessen an den Umsätzen sank die Handelsintensität zwischen Mitte 2014 und November 2016 von rund 115 Punkten auf derzeit etwa 106 Punkte. Die Exportvolumina gingen im selben Zeitraum von etwa 114 Punkte auf 111 Punkte zurück.

Die strukturelle Schwäche im globalen Güterumschlag stellt insbesondere für die deutsche, exportorientierte Volkswirtschaft ein Problem dar, weil sie auf eine verfestigte Schwäche auf der Nachfrageseite hindeutet. Seit Mitte 2007 liegt das durchschnittliche, jährliche weltweite Exportwachstum bei nur noch etwa 1,5 Prozent. Zwischen 1991 und 2007 lag dieser Wert ungefähr dreimal so hoch. Besonders bedenklich ist, dass die Handelsabschwächung trotz der massiven geldpolitischen Stützungsmaßnahmen der großen Zentralbanken nach Ausbruch der Finanzkrise auftritt.

Der Branchenverband der deutschen Stahlindustrie sieht deshalb noch keinen Anlass zur Entwarnung. Sorge bereitet dem Verband, dass sich nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten „protektionistische Tendenzen“ auf den globalen Stahlmärkten weiter ausbreiten könnten. Die Stahlkonjunktur habe sich in Deutschland in den vergangenen Monaten stabilisiert, die Auftragseingänge seien gestiegen, bilanzierte der Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl. Die deutsche Rohstahlproduktion werde 2017 voraussichtlich um ein Prozent auf 42,7 Millionen Tonnen steigen. 2016 waren noch 42,1 Millionen Tonnen des Werkstoffs produziert worden, rund 1,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Verband sehe aber weiter „erhebliche Risiken für die Stahlkonjunktur“, warnte Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff.

Die Branche um Thyssenkrupp, ArcelorMittal und Salzgitter beklagt seit Jahren Billigausfuhren aus China, Überkapazitäten, Klimaschutzauflagen und Preisdruck für ihre Produkte. Die Preise waren allerdings jüngst auch dank Anti-Dumping-Maßnahmen der EU gegen Billigexporte aus Fernost wieder etwas gestiegen. Trotz der „leichten konjunkturellen Erholungstendenzen“ sei die Lage der Branche „unverändert bedrohlich“.

Die Exporte der weltweit größten Handelsnation China waren im Dezember überraschend deutlich zurückgegangen. Sie gaben binnen Jahresfrist um 6,1 Prozent nach, wie die Zollbehörde mitteilte. Experten hatten indes mit einem Rückgang von nur 3,5 Prozent gerechnet. Die Importe legten dagegen unerwartet stark zu. Sie stiegen um 3,1 Prozent, während die Fachleute nur eine Zunahme von 2,7 Prozent erwartet hatten. Im Gesamtjahr fielen die Exporte um 7,7 Prozent, die Einfuhren sanken um 5,5 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...