Politik

US-Präsident Trump beginnt diskrete Annäherung an Russland

Der neue US-Präsident Trump hat erste diskrete Aktionen eingeleitet, um mit Russland zu einer Annäherung zu kommen. In seiner Rede vor der CIA deutete Trump an, wo die Linien der Zusammenarbeit liegen könnten.
24.01.2017 02:43
Lesezeit: 3 min

Der erste Besuch des neuen US-Präsidenten Donald Trump galt nach seiner Angelobung dem Geheimdienst CIA. In einem ziemlich raffinierten Schachzug schaffte es Trump, die US-Medien mit einem Ablenkungsmanöver zu beschäftigen, um eine Berichterstattung über die Inhalte zu verhindern. Die Medien tappten in die Falle und berichteten ausgiebig über Trumps Kritik an den Medien über die Besucherzahlen bei der Inauguration. Außerdem sagte Trump, er führe einen „Krieg“ gegen die Medien. Die anwesenden 400 CIA-Mitarbeiter überschüttete Trump dagegen mit Komplimenten. Er liebe sie und wisse, dass nur ganz wenige Menschen das leisten könnten, was die CIA-Mitarbeiter leisteten. In die launige Rede, die laut Protokoll mehrmals von Applaus unterbrochen wurde, packte Trump allerdings zwei wichtige Nachrichten an die CIA. Beide sind noch keine offizielle Anordnung, geben aber die Richtung vor und laufen vor allem der bisherigen Ausrichtung der CIA zuwider. Ein Trump-Sprecher sagte am Montag, dass Trump niemals die CIA als ganzes kritisiert habe, sondern nur deren mittlerweile in die Rente geschickte Führung, die in wichtigen Punkten fundamental andere Ansichten als der Präsident hätten.

Der erste und wichtigste Punkt betraf den Krieg in Syrien. Trump sagte wörtlich:

„Wir werden große Dinge tun. Wir werden große Dinge tun. Wir kämpfen diese Kriege länger als alle Kriege, die wir je gekämpft haben. Wir haben nicht die wirklichen Fähigkeiten, die wir haben. Wir sind zurückgehalten worden. Wir müssen ISIS loswerden. Müssen ISIS loswerden. Wir haben keine Wahl. (Applaus) Radikaler islamischer Terrorismus. Und ich habe es gestern gesagt - es muss kurz vor dem Antlitz der Erde ausgerottet werden. Die sind böse. Das ist böse. Und Sie wissen, ich kann die andere Seite verstehen. Wir alle verstehen die andere Seite. Es kann Kriege zwischen den Ländern geben, es kann Kriege geben. Sie können verstehen, was passiert ist. Doch das kann niemand verstehen. Das ist ein Maß des Bösen, das wir nicht gesehen haben. Aber ihr werden das machen, und ihr werdet das phänomenal machen. Aber wir werden es beenden. Es ist Zeit. Es ist genau jetzt an der Zeit, es zu beenden.“

Diese Aussage ist interessant, weil die CIA bisher zahlreiche islamistische Milizen im Nahen Osten unterstützt hat. Die Zusammenarbeit geschah über Saudi-Arabien und die anderen Golfstaaten. Trump hielt sich bewusst vage, wer hinter dem IS wirklich steckt. Unumstritten ist, wie aus den E-Mails von Hillary Clinton hervorgeht, dass Clinton in einer Mail geschrieben hatte, dass Saudi-Arabien und die Golfstaaten den IS von Regierungsseite unterstützten. Die Russen dagegen kämpfen mit Entschiedenheit gegen den IS, weil sie den radikalen Islamismus vor ihrer Haustür um jeden Preis unterbinden wollen.

Am Montag meldete das russische Verteidigungsministerium, dass die Amerikaner den Russen die Koordinaten von ISIS bei al-Bab („Daesh“) durchgegeben hätten, worauf russische Kampfjets Munitionsdepots zerstört hätten. Der US-Sprecher dementierte zwar, dass die Amerikaner die Koordinaten direkt für den Angriff gegeben hätten. Er bestätigte allerdings, dass Russen und Amerikaner Koordinaten austauschen, und zwar, um sich bei den Flugbewegungen nicht in die Quere zu kommen.

Der zweite Hinweis betrifft das Öl. Trump sagte:

„Ich habe immer gesagt, bleiben wir beim Öl. Ich war kein Fan des Irak-Krieges. Ich wollte nicht in den Irak. Aber ich werde Ihnen sagen, wenn wir schon hineingegangen sind, sind wir falsch ausgestiegen. Und ich habe immer gesagt, darüber hinaus, halten das Öl. Nun, ich sagte es aus wirtschaftlichen Gründen. Aber wenn du darüber nachdenkst, Mike, wenn wir das Öl hätten, hättest du wahrscheinlich nicht ISIS, weil das ist es, wo sie ihr Geld an erster Stelle machten. Also sollten wir das Öl behalten haben. Aber okay. Vielleicht hast du noch eine Chance. Aber die Tatsache ist, wir sollten das Öl behalten haben.“

Diese Aussage gibt noch keinen Hinweis auf eine bestimmte Neuausrichtung im Irak. Sie zeigt aber, dass Trump entschlossen ist, weiter auf Erdöl zu setzen. Hier ergeben sich wichtige Schlüsse für die Russen: Der neue Außenminister Rex Tillerson hatte mit Russland ein gemeinsames Projekt zur Ausbeutung der Erdölvorkommen in der Arktis vorangetrieben. Der Gesamtwert: 700 Milliarden Dollar. Das Projekt musste wegen der Sanktionen gestoppt werden.

Trump will seine Weltpolitik nicht mit Krieg, sondern mit Deals machen. Während sich die westlichen Medien in bewusst gestreute Nebensächlichkeiten verlieren, werden die Russen die Nuancen genau beachten und die Botschaft zur Kenntnis nehmen.

Denn neben dem langfristigen Potential haben solche Ankündigungen auch Auswirkungen auf den Ölpreis.

Während der Preis für ein Barrel Brent-Öl vor einem Jahr auf rund 27 Dollar von einst über 100 Dollar abgerutscht war, wird die Sorte aktuell wieder bei etwa 55 Dollar gehandelt berichtet Reuters. Während der Ölpreis für die richtungsweisende Nordseesorte Brent am Donnerstagabend noch bei 54,047 Dollar pro Barrel lag, stieg der Ölpreis zur Amtseinführung von Trump am Freitag in der Spitze auf 55,734 Dollar pro Barrel. Am Montagnachmittag lag der Ölpreis bei 54,704 Dollar pro Barrel.

Das American Enterprise Institute (AEI) stellt fest, dass nicht nur die USA, sondern auch Saudi-Arabien, Russland und der Iran eine Erhöhung der Energiepreise bräuchten. Deshalb sei eine Einigung über die Kürzung der Fördermengen wichtig gewesen.

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