Politik

Federal Reserve meidet vorerst offenen Konflikt mit Trump

Die US-Notenbank will noch nicht in einen offenen Konflikt mit US-Präsident Trump eintreten und hält sich im Hinblick auf die nächste Zinserhöhung bedeckt.
02.02.2017 01:10
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump bleibt die Notenbank Federal Reserve (Fed) in Wartestellung und hält sich über das Tempo künftiger Zinserhöhungen bedeckt. Sie beließ den Leitzins am Mittwoch in einer Spanne zwischen 0,5 und 0,75 Prozent. Die Währungshüter zeichneten ein positives Konjunkturbild, ohne jedoch Signale für eine baldige geldpolitische Straffung zu geben. Die von der Politik unabhängige Notenbank will offenbar abwarten, in welche Richtung Trump die Wirtschaft lenkt. Viele Investoren erwarten einen Konjunkturschub: Der neue Präsident plant radikale Steuersenkungen und Investitionen in Billionenhöhe. Sollte die Fed die Zügel zügig straffen, droht Experten zufolge eine Konfrontation mit dem Weißen Haus.

"Einerseits hat Trump im Wahlkampf von der Fed höhere Zinsen gefordert. Andererseits will er die US-Exporte durch einen schwachen Dollar fördern. Dazu kann der Präsident einen schnellen Zinsanstieg nicht gebrauchen", erklärte Ökonom Friedrich Heinemann vom Forschungsinstitut ZEW. Die Fed hatte den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld erst im Dezember angehoben. Angesichts des anhaltenden Aufschwungs in den USA fassten die Währungshüter in ihrem damaligen Ausblick drei weitere Schritte nach oben für 2017 ins Auge. Die Anleger an den Märkten halten derzeit jedoch eher zwei Erhöhungen für wahrscheinlich.

Der jüngste Zinsentscheid wurde als Bestätigung dieser Einschätzung gewertet: "Der Fed-Text lässt nicht darauf schließen, dass die US-Notenbank unmittelbar vor dem nächsten Zinsschritt steht", erläuterte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Notenbankchefin Janet Yellen hat mehrfach betont, dass sie mit höheren Zinsen gegen eine mögliche Überhitzung der Wirtschaft angehen will. "Vorerst dürfte sie noch keinen Handlungsbedarf sehen. Sie wird wohl abwarten, welche Pläne Trump tatsächlich umsetzen will und wie viel davon im politischen Fingerhakeln mit dem Kongress übrig bleibt", führte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner aus. Welchen Kurs die mächtigste Notenbank der Welt im weiteren Jahresverlauf steuern will, dürfte erst Mitte März klarer werden: Dann stehen die aktualisierten Prognosen der Währungshüter an, die Yellen nach dem Zinsentscheid vor der Presse erläutern kann.

Die Federal Reserve soll Vollbeschäftigung fördern und stabile Preise sichern. Im Begleittext zum einstimmig getroffenen Zinsentscheid weisen die Währungshüter ausdrücklich daraufhin, dass der Stellenaufbau in den USA Fortschritte macht. US-Firmen haben zu Jahresbeginn einen wahren Job-Boom ausgelöst und fast eine Viertel Million Stellen geschaffen, wie eine Umfrage des Arbeitsvermittler ADP ergab. Was die noch immer unerwünscht niedrige Inflation betrifft, geht die Fed davon aus, dass sie mittelfristig ihr Ziel einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent erreichen wird.

Auch wenn sich die Fed in den nächsten Monaten mit weiteren Zinsanhebungen noch zurückhalten sollte, wäre dies laut Commerzbank-Ökonom Weidensteiner wohl nur ein "Waffenstillstand": "Mittelfristig wird die US-Notenbank weiter an der Zinsschraube drehen, womit ein Konflikt mit der Regierung droht." Yellen liegt mit dem neuen US-Präsidenten ohnehin überkreuz, der sie im Wahlkampf für ihre behutsame Zinspolitik heftig kritisiert hatte. Sie muss damit rechnen, dass sie nach Ablauf ihrer Amtszeit an der Spitze der Fed im Februar 2018 abgelöst wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...