Die Konzentration in der Weltwirtschaft hat in den vergangenen Jahren dank der Geldpolitik der Zentralbanken deutlich zugenommen. Inzwischen sind große US-amerikanischen Vermögensverwalter wie BlackRock, Vanguard, Fidelity oder State Street die beherrschenden Eigentümer zahlreicher Firmen aufgestiegen und kontrollieren dadurch den Wettbewerb in ganzen Branchen, berichtet der Finanzblog Wolf Street.
Zwei neu erschienene Studien (hier und hier) erlauben Einblicke in das globale Besitz-Geflecht der Vermögensverwalter. Sie zeigen, dass die Machtkonzentration dazu geführt hat, dass die verschiedenen Unternehmen einer Branche weniger stark miteinander konkurrieren, weil sie in großem Umfang denselben Aktionären gehören.
Überdeutlich wird die Konzentration im amerikanischen Bankensystem. „In der Bankenindustrie sind die vier größten Aktionäre von JPMorgan (BlackRock, Vanguard, Fidelity und State Street) auch die vier größten Aktionäre der Bank of America und gehören zu den sechs größten Aktionären der Citigroup. Zusammen halten sie 19,2 Prozent von JPMorgan, 16,9 Prozent von Bank of America und 21,9 Prozent von Citigroup“, heißt es in der Studie der Harvard Law School.
Auch im Bereich Technologie bestehen demzufolge mögliche Interessenskonflikte. „Diese vier Aktionäre sind außerdem die vier größten Anteilseigner von Apple und sind vier der fünf größten Besitzer von Apples Hauptkonkurrent Microsoft.“
Wolf Street zufolge lasse sich die Dominanz der vier Vermögensverwalter in nahezu allen Branchen nicht nur in den USA, sondern auch weltweit in unterschiedlicher Intensität feststellen. „Zugegeben, meist ist es das Geld anderer Leute, welches Vanguard, Fidelity und BlackRock investieren, aber das bedeutet nicht, dass sie deswegen unparteiisch oder desinteressiert wären. Vanguard sagt selbst, dass sie zwar passive Investoren, aber keine passiven Besitzer seien. ‚Wir sind eine handelnde Stimme‘, sagt der BlackRock-Vorsitzende Laurence D. Fink oft – eine Stimme, die jetzt in so ziemlich jedem Konferenzraum bei so ziemlich jeder größeren Firma gehört wird“, schreibt Wolf Street.
Die Konzentration lasse sich im Zeitablauf deutlich feststellen. So hätten institutionelle Investoren im Jahr 1950 etwa 7 Prozent des amerikanischen Aktienmarktes besessen – heute seien es etwa 70 Prozent. Wenn man nur BlackRock, Vanguard und State Street als einzelnen Aktionär betrachte, seien diese der größte Eigner von 88 Prozent aller 500 im S&P 500-Index gelisteten Unternehmen.
Die Studie zeigen zudem, dass die Konzentration im Bankbereich und bei den Fluggesellschaften in den USA dazu führten, dass die Gebühren und Flugpreise deutlich erhöht wurden, während die Banken die Guthabenzinsen absenkten. Durch die vernetzte Eigentümerstruktur greift in diesem Bereich das Kartellrecht nicht: Denn es bedarf keiner verbotener Absprachen, um eine ganze Branche in die selbe Richtung zu steuern. Die Zinspolitik der Banken kann außerdem mit dem Hinweis auf die Zentralbanken scheinbar objektiviert werden. Es ist für potentiell Geschädigte wie die Sparer faktisch unmöglich, entsprechende Absprachen nachzuweisen.
Eine Studie der Schweizerischen ETH Zürich hatte bereits im Jahr 2011 das weltumspannende Netzwerk der Besitzverhältnisse beschrieben. Letztendlich, so die Forscher aus dem Bereich Systemtheorie, würden nur 147 Unternehmen einen Großteil der Weltwirtschaft kontrollieren. „Diese Konzerne haben nicht nur eine fast vollständige Kontrolle über sich selber, sie beherrschen auch rund 40 Prozent der übrigen Wirtschaft“, schrieb der Tagesanzeiger damals.