Trotz der neuen Sanktionen durch die US-Regierung und des Streits um das iranische Raketenprogramm will die Regierung in Teheran an ihren Plänen an der Fortführung mit der Ölförderung im Volumen von 3,8 Millionen Barrel pro Tag festhalten, so Oilprice.com in einer Analyse. Dieses Volumen wurde im vergangenen November auf der OPEC-Konferenz vereinbart. Um die Förderung von 3,8 Millionen Barrel pro Tag fördern zu können, muss der Iran Milliarden an neuen Investitionen anziehen, da das Land eine marode Öl-Infrastruktur hat. Um den derzeitigen Produktionsstand zu halten und gleichzeitig die Inlandsnachfrage zu decken und Öl zu exportieren, benötigt der Iran mindestens 100 Milliarden US-Dollar an neuen Investitionen.
Noch ist unklar, wie die neuen US-Sanktionen gegen iranische Einzelpersonen und Organisationen sich auf die Öl- und Gasindustrie des Landes auswirken werden. Allerdings hatte der nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Michael Flynn, bereits angedeutet, dass die Sanktionen gegen den Iran ausgeweitet werden könnten. Wenn der Disput zwischen den USA und dem Iran tatsächlich eskalieren sollte, würde das dem Ölpreis einen drastischen Auftrieb verschaffen.
Der Iran wird Mitte Februar eine Ausschreibungsrunde über Öl-Kontrakte durchführen, um ausländische Investitionen anzuziehen. Ursprünglich sollte die Ausschreibungsrunde im Januar stattfinden. Allerdings wurde dieses Vorhaben verzögert, weil neue potenzielle Investoren sich zögerlich zeigten. Shell unterzeichnete im Dezember einen vorläufigen Vertrag, um drei große Öl- und Gasfelder zu entwickeln, doch bisher sind noch keine Taten erfolgt, berichtet Oilprice.com. Der französische Energie-Riese Total wurde sich mit Teheran über einen Deal in Höhe von zwei Milliarden Dollar im Grundsatz einig, um das Gasfeld Südpars im Rahmen eines Projektanteils von 50,1 Prozent zu entwickeln.
Die neuen US-Sanktionen gegen den Iran halten US-Ölkonzerne davon ab, Investitionen im Iran zu tätigen. Der stellvertretende Öl-Minister Amirhossein Zamaninia sagt: „Der Iran hat keine Einschränkungen für US-amerikanische Unternehmen, aber aufgrund ihrer eigenen Gesetze ist es ihnen nicht gestattet, an Öl-Ausschreibungen im Iran teilzunehmen“, so Zamaninia. Er habe die Hoffnung, dass Trump als „unkonventioneller Politiker“ seinen Kurs revidieren wird, wenn er damit der US-Wirtschaft dienen kann.
Doch der Iran könnte auch ohne die teilnehmenden US-Konzerne kurzfristige Investitionen von anderen Konzernen anziehen. Derzeit gibt es 29 internationale Öl-Konzerne, die an der Ausschreibungsrunde der Iraner teilnehmen werden. Die meisten dieser Unternehmen kommen aus China oder Ostasien. Total und Shell wurden ebenfalls zugelassen. BP wurde zur Ausschreibungsrunde eingeladen. Allerdings hat der britische Konzern noch keine Zusage gegeben.
Der Iran möchte vor allem europäisches Kapital anziehen. Im Gegenzug möchte das Land seine Energieträger vor allem nach Europa exportieren. Im vergangenen Monat machten sich die ersten iranischen Öl-Tankerlieferungen nach fünf Jahren auf den Weg nach Europa.
Die deutsche Firma BASF, zusammen mit zwei anderen deutschen Petrochemie-Unternehmen, hat ein Interesse daran, Investitionen von bis zu zwölf Milliarden Dollar im Iran zu tätigen, so Oilprice.com
Unklar ist, mit welchen Maßnahmen die US-Regierung auf eine erfolgreiche Kooperation zwischen europäischen Energie-Riesen und der iranischen Regierung reagieren würde.