Politik

Wikileaks: CIA hat alle französischen Parteien ausspioniert

Wikileaks hat Dokumente veröffentlicht, die zeigen: Beim vergangenen Präsidentschaftswahlkampf war die CIA in Frankreich ausgesprochen umtriebig.
18.02.2017 01:06
Lesezeit: 1 min

Wikileaks hat Dokumente veröffentlicht, die nachweisen sollen, dass die CIA im französischen Präsidentschaftswahlkampf 2012 alle französischen Parteien ausspioniert hat. Von der Ausspähung waren unter anderem Nicolas Sarkozy, Francois Hollande, Martine Aubry, Dominique Strauss-Kahn und Marine Le Pen betroffen. Die CIA interessierte sich unter anderem für den politischen Einfluss der Kandidaten und ihre Unterstützung bei der jeweiligen Opposition, den lokalen Regierungsvertretern, den Regierungseliten und den Eliten aus der Geschäftswelt. Zudem sollten die Spione herausfinden, wie die Einstellung der Kandidaten insbesondere in Bezug auf die Länder Deutschland, Großbritannien, Libyen, Israel, „Palästina“, Syrien und die Elfenbeinküste ist.

Doch auch die Ansichten der Kandidaten in Wirtschaftsfragen waren wichtig für die CIA. Es sollte herausgefunden werden, welche damals aktuellen wirtschaftspolitischen Maßnahmen sie als gescheitert ansahen, und welche Maßnahmen sie treffen wollten, um ein Wachstum zu erzielen. Für den US-Geheimdienst war es auch wichtig zu wissen, wie die Kandidaten das exportorientierte Wachstum Deutschlands einstufen.

Die Ansichten der Kandidaten über die Krise in der Euro-Zone lagen auch im Bereich des Interesses der CIA. So sollten die Ansichten der Kandidaten zur griechischen Schuldenkrise und die Rolle Frankreichs und Deutschlands im Umgang mit der Krise herausgefunden werden. In diesem Zusammenhang waren auch die Einschätzungen der Kandidaten über die Ansteckungsgefahr für französischer Banken wichtig.

Doch auch die sozialistische PS, der Front National und die konservative UMP wurden als Parteien ausgespäht. Die Stimmungen und Ansichten innerhalb der Führungsebenen der Parteien sollten ausgeforscht werden.

Die diesbezügliche CIA-Operation lief nach Angaben von Wikileaks vom 21. November 2011 bis zum 29. September 2012 und auch nach der Wahl im April/Mai 2012 bis zur Bildung einer neuen Regierung. CIA-Offiziere erhielten die Anweisung, Sarkozys private Beratungen der anderen Kandidaten aufzudecken. Die CIA-Offiziere sollten zudem herausfinden, wie Sarkozy mit seinen eigenen Beratern interagiert, und ob es innerhalb der Führungsebene der UMP Spaltungen oder Lagerbildungen gibt.

Die US-Regierung hat mehrfach behauptet, Wikileaks arbeite eng mit Russland zusammen. Belegt ist das nicht, Wikileaks hat einen direkten Zusammenhang mit Moskau stets bestritten. Die Veröffentlichung zum jetzigen Zeitpunkt könnte allerdings ein Indiz sein: Die Amerikaner wollen den Hollande-Minister Macron durchbringen, die Russen setzen auf Marine Le Pen. Macron hat die Russen beschuldigt, den Wahlkampf beeinflussen zu wollen. Es wird sich zeigen, ob Wikileaks wie schon in den USA die gesamte Wahl mit Enthüllungen begleiten  wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...