Finanzen

Deutsche Banken zögern mit Blockchain-Technologie

Deutsche Banken zögern beim Einsatz der Blockchain-Technologie. Sie wollen erst einmal sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Die ängstliche Haltung könnte dazu führen, dass die Banken die Entwicklung verschlafen.
23.02.2017 00:27
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Blockchain-Technologie gilt als potenziell disruptive Kraft im Finanzsektor. Die Technologie ermöglicht einen dezentralen Austausch von Werten ohne Intermediäre, wie z. B. Banken. Bei einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC haben nun erstmals Vertreter deutscher Banken Auskunft zum Stand der Etablierung von Blockchain-Technologie in ihren Instituten gegeben.

47 Prozent der Befragten bestätigen die Relevanz von Blockchain für ihre Bank und deren Geschäftsfeld. Der Großteil der Institute setzt sich jedoch noch nicht konkret mit der Anwendung der Technologie auseinander: 39 Prozent der Befragten werden sich auch im Jahr 2017 nicht mit Blockchain beschäftigen. 76 Prozent werden die Technologie erst dann produktiv einsetzen, wenn andere Marktteilnehmer es ebenfalls tun; 25 Prozent sogar explizit erst dann, wenn der Großteil der Wettbewerber bereits für einige Zeit die Technologie einsetzt.

„Die deutschen Banken haben erkannt, dass der Aufstieg von Blockchain-Technologie ein hohes Potential in sich trägt, ihre Geschäftsmodelle erheblich zu beeinflussen. Die Institute bauen daher nach und nach Wissen auf, um erste Anwendungsfälle zu erproben. Diese Entwicklung steht jedoch noch ganz am Anfang“, sagt Thomas Schönfeld, Blockchain Leader bei PwC Deutschland. Tatsächlich geben 68 Prozent der befragten Führungskräfte an, wenig oder gar nicht mit Blockchain-Technologie vertraut zu sein. In vielen Instituten gibt es zudem noch keine dezidierten Ansprechpartner für das Thema.

Blockchain noch nicht Teil der Geschäftsstrategie

In den kommenden 10 Jahren dürfte die Technologie das Geschäftsmodell der Institute jedoch stark beschäftigen – das bestätigen 63 Prozent der Befragten. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) sehen dies bereits in den kommenden 5 Jahren. Sie erwarten eine mittlere bis extreme Beeinflussung des Geschäftsmodells ihrer Bank durch Blockchain.

Strategisch setzen sich bislang die wenigsten Banken mit der Technologie auseinander. Bei 75 Prozent bildet Blockchain-Technologie keinen Teil der strategischen Ausrichtung. 58 Prozent beschäftigen keine Mitarbeiter, die sich regelmäßig mit dem Thema befassen. 72 Prozent weisen der Erforschung der Technologie kein Budget zu, nur 2 Prozent der Unternehmen investieren signifikant.

„Bei vielen Banken ist das Thema Blockchain noch nicht entscheidungsreif. Auch wenn die Relevanz der Technologie erkannt wird, findet sie noch keinen Eingang in die Geschäftsstrategie der Institute. Das muss nun der nächste Schritt sein“, so Thomas Schönfeld.

IT-Sicherheit und Datenintegrität wichtiger als Zahlungsverkehr

Die größten Potenziale sehen die Führungskräfte in den Bereichen IT-Sicherheit sowie Audit & Datenintegrität. 67 Prozent würden wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich auf Methoden, Tools und Technologien reagieren, die die Informationssicherheit verbessern und Betrug identifizieren. 47 Prozent rechnen mit einer Adaption von verteilten Ledgern für Beglaubigung, Audit, Dokumentation und Datenintegrität, sollten diese an Bedeutung gewinnen.

Deutlich zurückhaltender sind die Erwartungen in den intensiv diskutierten Bereichen Zahlungsverkehr und Wertpapierhandel. So halten nur 36 Prozent der Führungskräfte eine Reaktion ihrer Institute auf auf Peer-to-Peer-Payment-Lösungen für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich. Gleiches gilt für den Handel digitaler Werte, hier sind es 35 Prozent.

Kleine Banken zum Teil schon weiter

Die Relevanz von Blockchain-Technologie schätzen Banken unabhängig ihrer Größe ähnlich hoch ein. Jedoch beschäftigen sich kleinere Banken mit einer Bilanzsumme von unter 1 Milliarde Euro im Schnitt bereits länger mit der Technologie. 20 Prozent der kleineren Häuser stellen zudem ein eigenes Budget für Blockchain-Projekte bereit, während es bei großen Banken nur 5 Prozent sind.

„Offensichtlich möchten gerade kleinere Häuser als 'early adopter' einen möglichen Zukunftsmarkt erschließen. Sie erhoffen sich Wettbewerbsvorteile, wenn Sie die Technologie früher und besser in die Praxis umsetzen als die Platzhirsche“, so Schönfeld.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie rutscht ab: US-Chipkonzern enttäuscht in China – trotz Milliardenpotenzials
28.08.2025

Rekordumsätze, rasanter Kursanstieg und dennoch Unsicherheit wegen China – Nvidia bleibt eines der spannendsten Unternehmen im aktuellen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Wie lange treiben politische Spannungen und Fed-Sorgen das Edelmetall noch nach oben?
28.08.2025

Der Goldpreis bewegt sich nahe an historischen Höchstständen. Politische Spannungen in den USA, schwächelnde Konjunkturdaten und...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Unterhändler reisen in die USA – erneute Luftangriffe aus Russland
28.08.2025

Die Ukraine-Unterhändler reisen in die USA, um über eine Sicherheitsgarantie und neue Perspektiven zu sprechen. Währenddessen eskalieren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitslosigkeit: Sorge vor Jobverlust bremst Kauflaune
28.08.2025

Größere Anschaffungen schieben viele Menschen derzeit auf. Dazu trage auch die Sorge vor steigenden Preisen unter anderem für Energie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise am Tiefpunkt – Investoren kehren Europa den Rücken
28.08.2025

Trotz sinkender Speicherfüllstände stürzt der Gas-Preis in Europa ab – und Investoren ziehen sich zurück. Russlands Einfluss...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst beschlossen: Bundeskabinett bringt Gesetz auf den Weg – zunächst keine Dienstpflicht
27.08.2025

Die Ministerrunde billigte auf einer Sitzung im Verteidigungsministerium den Rechtsrahmen, der eine Wehrerfassung junger Männer einführt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Rentenkrise: Frühstart-Rente ab 2026 - Kann Kapitalmarkt-Sparen die Lücke füllen?
27.08.2025

Der Bismarck’sche Rentenstaat steht unter Druck: Kanzler Merz will mit Aktiensparen gegensteuern – und stößt auf heftigen Widerstand....

DWN
Politik
Politik Arbeitslosenzahlen höher als erfasst: Wie die Bundesagentur für Arbeit trickst
27.08.2025

Die Bundesagentur für Arbeit führt Buch über die Arbeitslosenzahlen in Deutschland. Doch nicht jeder, der keinen Job hat, wird dort als...