Politik

Machtkampf mit Justiz: Trump feuert Bundesanwalt Bharara

Lesezeit: 1 min
11.03.2017 21:15
US-Präsident Trump hat den prominenten Bundesanwalt Bharara aus New York gefeuert. Bharara hatte sich geweigert zurückzutreten. Der Bundesanwalt war vor allem wegen seiner Korruptionsermittlungen gegen türkische Geschäfts- und Finanzkreise bekannt geworden. Auch mit Russland hatte Bharara eine Fehde laufen.
Machtkampf mit Justiz: Trump feuert Bundesanwalt Bharara

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  
Russland  
USA  
Justiz  

+++WERBUNG+++

[vzaar id="2845103" width="600" height="338"]

US-Präsident Trump hat den prominenten Bundesanwalt Bharara aus New York gefeuert. Bharara hatte sich geweigert zurückzutreten.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bharara ist unter anderem bekanntgeworden, weil er sich um Korruptionsverfahren gegen Leute aus dem Umfeld der Präsidenten Erdogan und Putin betrieben hat. So wurde im Herbst 2016 der türkische Geschäftsmann Reza Zarrab in New York verhaftet. Der staatliche Auslandssender Deutsche Welle berichtet im September 2016:

Preet Bharara gilt als einer der international renommiertesten Staatsanwälte für die Bekämpfung krimineller Netzwerke. In einem Bericht schildert er die Beziehungen Reza Zarrabs zu "korrupten Politikern in der Türkei". Zarrab soll zum Beispiel den ehemaligen Wirtschaftsminister Mehmet Zafer Caglayan zwischen März 2012 und August 2013 mit insgesamt 32 Millionen Euro, zehn Millionen US-Dollar und 300.000 Schweizer Franken bezahlt haben. Jetzt wird ermittelt, ob es sich bei diesen ungewöhnlich hohen Summen an einen hohen Politiker um Bestechungsgelder handelt.

Theoretisch könnte die US-Justiz gegen etliche weitere hochrangige AKP-Mitglieder Ermittlungen einleiten. Denn Reza Zarrab hatte auch direkten Kontakt zum damaligen Ministerpräsidenten und jetzigen Staatschef Erdogan. Der Togem-Stiftung seiner Frau Emine, die sich um Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen kümmert, hat Zarrab 4,5 Millionen US-Dollar gespendet. Das sagt der der iranisch-türkische Politikexperte Hossein Zamanloo. Im DW-Gespräch erklärt er: "Das war die größte Spendensumme, die die Togem-Stiftung jemals erhalten hat."

Die AKP beschuldigt Bharara, mit der Gülen-Bewegung zu konspirieren, schreiben die Deutsche Welle und al-Monitor.

Der Bundesanwalt war allerdings einen erheblichen Kooruptionsnetzwerk auf der Spur, berichtete al-Monitor. Betroffen war auch die türkische Halkbank, das sechstgrößte Institut der Türkei. Die Ermittlungen sollten untersuchen, ob die Halkbank dem Iran geholfen hatte, die US-Sanktionen zu umgehen. Gemäß dieser Sanktionen war der Iran vom internationalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen. al-Monitor berichtet, die Bank hätte dem Iran geholfen, seine internationalen Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten. Der Independent schrieb, Bharara könnte mit seinen Ermittlungen bis in den innersten Zirkel des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vorstoßen.

Reuters berichtete im Februar, dass Bharara unter anderem einen Hacker aus Florida angeklagt hatte, der im Jahr 2015 den Server der Clinton-Foundation gehackt hatte. Der Mann mit dem Namen Timothy Sedlak gab an, als privater Ermittler untersucht haben zu wollen, ob die Clintons Beziehungen zu islamistischen Gruppen unterhielten. Die US-Geheimdienste verdächtigen die Russen der verschiedenen Hackings, ohne bisher allerdings Belege vorgelegt zu haben.

Im Mai verurteilte ein Gericht in Manhattan einen Banker, der für Russland spioniert hatte, auf Antrag von Bharara zu 30 Monaten Haft. Der Mann wurde nach Zahlung einer Strafe ausgewiesen. Bharara hatte dem Mann Spionage im Stile des Kalten Kriegs vorgeworfen, so die Bundesanwaltschaft von New York. Der Spion Evgeny Buryakov bekannte sich schuldig, berichtete damals die New York Times.

Russland hatte mit Bharara eine schon Jahre zurückreichende Fehde: 2013 verhängte Moskau ein Einreiseverbot über den Bundesanwalt, als Vergeltung für US-Sanktionen, mit denen 18 Russen ausgewiesen worden waren, wie India West berichtete. Bharara spielte eine Schlüsslrolle in der Magnitsky-Affäre. Er ermittelte gegen das in Zypern registrierte Unternehmen  Prevezon Holdings Ltd., über das Schwarzgelder im großen Stil aus Russland geschmuggelt und in Assets auf aller Welt investiert wurde - unter anderem in Luxusimmobilien in New York, wie The Daily Beast berichtete. Bharara vermutete einen signifikanten Ring der organisierten Kriminalität, wie der Telegraph berichtete.

Bharara war allerdings nicht gegen alle so hart wie gegen die Russen und gegen die Türken: In einem aufschlussreichen Artikel im Magazin der New York Times wird beschrieben, wie es den Wall Street Bankern bis auf eine einzige Ausnahme gelang, von Konsequenzen für die Finanzkrise verschont zu bleiben. Bharara spielte demnach keine besonders ruhmreiche Rolle.

Zuvor hatte die US-Regierung mehrere Bundesanwälte aufgefordert, ihre Rücktritte einzureichen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik DWN Exklusiv – Folker Hellmeyer: „Wir erleben die größte existenzielle Krise seit 1949“
28.05.2023

Die Machtachsen verschieben sich zu Ungunsten des Westens, konstatiert Folker Hellmeyer, Experte für Weltwirtschaft und Geopolitik. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Cum-Ex: Jahrelange Haft für Schlüsselfigur Hanno Berger
30.05.2023

Früher kontrollierte Hanno Berger als Finanzbeamter für den Staat Banken. Später wirkte er an einem Geschäftsmodell mit, durch das der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Das Ende des Wirtschaftswachstums: Kommt nun der Untergang des Abendlandes?
29.05.2023

Stagniert unsere Wirtschaft in Wahrheit seit Jahren? Sinkt der Lebensstandard bereits? Christian Kreiß deckt die Faktoren auf, auf die es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kreditvergabe an Firmen im Euro-Raum bricht ein
30.05.2023

Die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen ist rückläufig und verliert immer mehr an Schwung. Die Geldpolitik der EZB übt damit...

DWN
Politik
Politik Habecks Heizungsgesetz sorgt für Streit in der Regierung
30.05.2023

Das Gebäudeenergiegesetz aus dem Wirtschaftsministerium sorgt für Unmut – nicht nur bei den Bürgern, sondern auch bei den...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt - trotz wachsendem Widerstand der Klimapolitik
29.05.2023

Der Goldpreis wurde zuletzt durch Geldpolitik und geopolitische Umbrüche nach oben getrieben. Doch nun macht die Klimapolitik der Branche...

DWN
Finanzen
Finanzen So wird der Yuan zur Reservewährung für Eurasien und Afrika
28.05.2023

Große Teile der Welt ersetzen den Dollar für Importe und Exporte durch den Yuan. Die Entwicklung erinnert an die Einführung des...

DWN
Deutschland
Deutschland DWN-Exklusiv-Interview: Sterberisiko Armut
29.05.2023

Wer arm ist, muss in der Regel früher sterben. Das liegt nicht allein an schlechterer Ernährung oder schlechterer medizinischer...