Gemischtes

Mittelstand: Ausruhen ist keine Option

Lesezeit: 2 min
12.04.2017 13:43
Der deutsche Mittelstand treibt international die Innovation voran. In einer DWN-Serie stellen wir einige Geheimnisse vor, warum die deutschen Unternehmen weltweit so erfolgreich sind.

Wenn Produktions- und Arbeitsprozesse seit Jahren gut laufen und ein Unternehmen insgesamt einen zufriedenstellenden Gewinn abwirft, stellen die wenigsten Fragen. Wie wichtig es jedoch sein kann, sich selbst auf dem Prüfstein zu stellen, zeigt ein Familienunternehmen, das Rühr- und Knetgeräte herstellt. Die harten Verhandlungen mit einem Großkunden haben hier zu einer umfangreichen Umstrukturierung geführt. Das Unternehmen, dass stellvertretend Chemle genannt werden soll, hatte jahrelang für seine Rühr- und Knetgeräte auf drei verschiedene Vertriebs- und Verkaufswege gesetzt.

Neben dem Endproduktegeschäft mit kleinen Vertriebs- und Serviceniederlassungen (20 Prozent des Umsatzes), gab es unter anderem auch das OEM-Geschäft, bei dem Unternehmen die Geräte unter ihrem eigenen Namen vermarkteten, meist aber zu großen Teilen auf Produkte von Chemle zurückgriffen. Der dritte Unternehmenszweig bestand in der Belieferung eines amerikanischen Großkunden. Das Geschäft machte immerhin 50 Prozent des Umsatzes aus. Hierbei ging es um spezielle Geräte für Rühraufgaben.

Als es einen Wechsel des CEOs beim US-Großkunden gab, änderten sich plötzlich die Voraussetzungen für Chemle. Der CEO wollte einen Preisnachlass von 30 Prozent, was den gesamten Gewinn von Chemle in dieser Sparte bedeutete. Nach harten Verhandlungen einigte man sich auf 25 Prozent. Das bedeutete jedoch für das deutsche Unternehmen eine Umstrukturierung. Denn der große Wegfall von Gewinnen durch den Preisnachlass musste aufgefangen werden.

Auf der Suche nach Einsparpotenzialen zeigt sich, dass das Endproduktegeschäft zwar gern von der Unternehmensführung vorgezeigt wurde, letztlich aber einen jährlichen Verlust von durchschnittlich 2,5 Millionen Euro erwirtschaftete. Hier entschied sich die Chemle-Spitze nach der ersten wirklich getrennt aufgelisteten Gewinn- und Verlustrechnung in diesem Bereich, das Endproduktegeschäft aufzugeben.

Es folgten weitere Umbaumaßnahmen, die zu einer wirklichen Trennung der Produktions- und der Serviceleistungen der Bereiche OEM und Großkunde führten. Lediglich die Entwicklung blieb für beide unter einem Dach. Diese Umstrukturierung und die gesteigerte Effizienz in der Produktion für den Großkunden haben dazu geführt, dass die Kosten für die Produkte für den Großkunden sanken und dadurch der Gewinn trotz der Preissenkung von 25 Prozent wieder stimmte. Ein jährliches Ebit von 8 Prozent wurde nach dem vierjährigen Umbau erreicht.

Der deutsche Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Vor allem viele Unternehmen, die außerhalb des Rampenlichts großer Konzerne agieren, prägen die Wirtschaft Deutschlands. Sie sind Impulsgeber, Wertebewahrer und Exportmeister. Zusammen mit Econ-Verlag werfen die Deutschen Wirtschafts Nachrichten in ihrer Reihe „Das bewegt den Mittelstand“ einen genauen Blick in die Welt der leisen Sieger.

Das Buch Mittelstand ist eine Haltung: Die stillen Treiber der deutschen Wirtschaft“ ist im September im Econ-Verlag erschienen. Die beiden Autoren Heiner Kübler und Carl A. Siebel schauen dabei hinter die Kulissen des Deutschen Mittelstandes. Erfolg und Misserfolg ist hier gleichermaßen zu finden. Entscheidend jedoch ist, wie die Mittelständler mit den Misserfolgen umgehen.  Bestellen Sie das Buch bei Amazon.

DWN
Politik
Politik Deutsche Soldaten an Russlands Grenze: Ein Zeichen der Stärke für das Baltikum?
06.10.2024

Estland, Lettland und Litauen rüsten auf, auch mit deutscher Hilfe. Kann die Machtdemonstration einen weiteren Konflikt mit Russland...

DWN
Panorama
Panorama 75 Jahre DDR-Gründung: Was bleibt von damals?
06.10.2024

Vor 35 Jahren endete die DDR durch die friedliche Revolution – anders als die dramatischen Anfänge des SED-Regimes. Doch die Spuren der...

DWN
Finanzen
Finanzen Zinswende in USA und Europa: Wie Anleger sich jetzt ideal aufstellen
06.10.2024

Die Notenbanken treiben die Angst vor der Rezession um und veranlassten sie zu Zinssenkungen. Was bedeutet die Zinswende für Anleger und...

DWN
Immobilien
Immobilien Kaminofenverbot ab 2025: Neue Grenzwerte und bis zu 50.000 Euro Strafe
06.10.2024

Ab 2025 tritt ein bundesweites Immissionsschutzgesetz in Kraft, nachdem viele Kaminöfen in deutschen Haushalten entweder modernisiert oder...

DWN
Panorama
Panorama 66 Jahre und noch längst kein Ende: Was bedeutet es, heute alt zu sein?
06.10.2024

Die Generation der aktiven Senioren fährt E-Bike und trainiert im Fitnessstudio: Immer mehr Menschen in Deutschland werden deutlich älter...

DWN
Immobilien
Immobilien Immowelt-Umfrage: So viel kostet die Energiesanierung Immobilienbesitzer
06.10.2024

Laut einer Umfrage geben Immobilienbesitzer 2024 im Durchschnitt 37.000 Euro für Energiesanierungen aus. Ein stolzer Betrag, wobei mehr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Umstellung auf die E-Rechnung ab 2025: Was das für Unternehmen bedeutet
05.10.2024

Ab Januar 2025 wird sie Pflicht – die E-Rechnung. Deutsche Unternehmen sind ab dann verpflichtet, im Geschäftsverkehr mit anderen...

DWN
Politik
Politik Nato-Führungswechsel: Startet Rutte eine neue Ära?
05.10.2024

Die Suche nach einem neuen Nato-Generalsekretär dauerte länger als ursprünglich gedacht. Nun kommt es jedoch zum erwarteten Wechsel....