Politik

Erdogan wirft Merkel „Unterstützung von Terroristen“ vor

Der türkische Präsident Erdogan beschuldigt Bundeskanzlerin Merkel, Terroristen zu unterstützen. Die Bundesregierung weist die Vorwürfe entrüstet zurück.
14.03.2017 01:58
Lesezeit: 2 min

+++WERBUNG+++

[vzaar id="2845103" width="600" height="338"]

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Montag Bundeskanzlerin Angela Merkel massiv attackiert. Erdogan warf Merkel „Unterstützung von Terroristen“ vor. „Frau Merkel, Sie unterstützen Terroristen“, sagte Erdogan am Montag in einem Interview mit dem Fernsehsender A-Haber. „Warum verstecken Sie Terroristen in Ihrem Land? (...). Warum tun Sie nichts?“ Erdogan warf den deutschen Behörden vor, auf Informationen der Türkei zu 4.500 „Terrorverdächtigen“ nicht zu reagieren.

Die Bundesregierung wies die Anschuldigungen des türkischen Präsidenten umgehend zurück: „Die Vorwürfe sind erkennbar abwegig“, erklärte Merkels Sprecher Steffen Seibert. „Die Bundeskanzlerin hat nicht die Absicht, sich am Wettlauf der Provokationen zu beteiligen.“

Erdogan hatte die Bundesregierung immer wieder beschuldigt, den „Terrorismus“ in der Türkei zu unterstützen. Erdogans Vorwürfe beziehen sich auf unterschiedliche Personenkreise: Unmittelbar nach dem Putsch hatte Erdogan Deutschland vorgeworfen, die Tragweite des Ereignisses falsch einzuschätzen. Die deutsche politische Öffentlichkeit hatte in der Tat den Eindruck erweckt, als sei der Putsch eine Finte Erdogans zum Machtaufbau gewesen. Die USA und die NATO hatten Erdogan dagegen sehr schnell und sehr unzweideutig ihre volle Unterstützung zugesagt. Erdogan hatte später die Auslieferung von Gülen-Mitarbeitern gefordert. Außerdem hat er kritisiert, dass Dutzende NATO-Offiziere in Deutschland und Asyl angesucht haben. Sie geben an, von Erdogan wegen des Putschs verfolgt zu werden. Es ist unbekannt, welchen Hintergrund diese Offiziere haben und in welche Aktivitäten in der Türkei oder im Nahen Osten sie verwickelt sind.

Im Streit mit den Niederlanden legte die türkische Regierung am Montagabend mit scharfen diplomatischen Strafmaßnahmen nach. Alle geplanten Begegnungen „auf Ministerebene und höher“ würden ausgesetzt, „bis die Niederlande für das, was sie getan haben, Wiedergutmachung leisten“, sagte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus nach einer Kabinettssitzung.

Die Ministerrunde beschloss laut Kurtulmus zudem, den niederländischen Botschafter nicht mehr einreisen lassen. Botschafter Kees Cornelis van Rij dürfe seinen Posten in der Türkei erst wieder antreten, „wenn die Bedingungen, die wir gestellt haben, erfüllt sind“, sagte Kurtulmus. Der niederländische Botschafter befindet sich derzeit nicht in der Türkei. Die Botschaft wird momentan von einem Geschäftsträger geführt.

Kurtulmus sagte außerdem im Hinblick auf den Flüchtlinsgdeal mit Merkel: „Der Westen muss auch seiner Verpflichtung in der Flüchtlingskrise nachkommen. Wenn es nötig ist, werden wir den Flüchtlings-Deal überdenken.“

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Erweiterungskommissar Johannes Hahn warnten die türkische Führung davor, Öl ins Feuer zu gießen. In einer gemeinsamen Erklärung forderten sie die Türkei auf, „auf überzogene Erklärungen und Handlungen zu verzichten, welche die Lage weiter zu verschärfen drohen“.

Auch die US-Regierung forderten die NATO-Partner Ankara und Den Haag zur Mäßigung auf. „Wir rufen sie einfach auf, eine Eskalation zu vermeiden und sich darum zu bemühen, die Situation zu klären“, sagte ein ranghoher Vertreter des US-Außenamts.

Das Auswärtige Amt rief deutsche Reisende am Montag auf, sich von politischen Veranstaltungen und größeren Menschenansammlungen in der Türkei fernzuhalten. Es müsse mit Protesten gerechnet werden, „die sich auch gegen Deutschland richten können“. Bisher ist von solchen Protesten allerdings nichts bekannt. Auch die Niederlande hatten eine Reisewarnung für die Türkei herausgegeben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...